Die Corona-Pandemie bringt auch das kirchliche Leben zum Erliegen. Die Zahl der Trauergäste auf Friedhöfen ist erheblich begrenzt.

Alpen/Rheinberg/Xanten. Das Coronavirus hat auch das kirchliche Leben in der Gemeinschaft fast komplett zum Erliegen gebracht. Priester halten Gottesdienste vor leeren Bänken. Eine skurrile Situation. „Es geht momentan nicht anders“, sagt Dietmar Heshe, Leitender Pastor von St. Ulrich in Alpen. Er fühle sich „in besonderer Weise mit der Gemeinde im Gebet verbunden“, sagt er. Auch wenn Gemeinschaft für die Gläubigen grundlegend sei. Auf eine besonders schwere Probe werden Angehörige im Trauerfall gestellt. Beisetzungen finden nur im engsten Familienkreis statt. Zwingend.

Das letzte Geleit ist in der Gemeinde St. Ulrich auf eine Gruppe um die 15 Personen beschränkt. Eine harte Prüfung für Familien in einer emotional ohnehin höchst angespannten Situation. Die bisherigen Reaktionen der Betroffenen nötigt Pastor Heshe Respekt ab: „Das Verständnis für die Notwendigkeit der drastischen Einschnitte ist sehr ausgeprägt.“

Nur wenige kommen auf den Friedhof

Heshe befindet sich im engen Kontakt mit den Bestattern und bittet sie darum, in Todesanzeigen weder Uhrzeit noch Datum von Beerdigungen anzugeben, „damit sich nicht noch Menschen aus dem weiteren Umfeld des Verstorbenen verpflichtet fühlen, zum Friedhof zu kommen“.

Eine Kontrolle beziehungsweise Abweisung einzelner Trauergäste dürfe es aber wohl kaum geben. Heshe setzt auf die Selbstverantwortung aller Angehörigen. „Das regelt sich in bestimmtem Maße von selbst“, denkt auch Heiner Augustin, Pastor der Evangelischen Kirchengemeinden Orsoy und Budberg.

„Viele ältere Menschen kommen schon aus Selbstschutz nicht auf den Friedhof.“ Er jedenfalls sehe davon ab, die Zahl der Trauergäste von sich aus zu begrenzen.

Enger Kontakt

„Familien am Niederrhein sind, zumal wenn sie eine gewisse Bekanntheit haben, in der Regel recht groß“, so Augustin. „Soll ich sagen, Kinder können noch kommen, aber Enkel bitte nicht?“ Familienangehörige stünden im Alltag ohnehin in engem Kontakt.

Für die Propstei-Gemeinde in Xanten gilt bei Beerdigungen eine Begrenzung auf höchstens 20 Personen. Messdiener werden nicht eingesetzt. Es gibt „unter freiem Himmel“ vor Kirche und Trauerhalle kurze persönliche Ansprachen und Lieder, um würdevoll Abschied zu nehmen. Ein Seelenamt werde zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt – möglicherweise für alle, die in den Corona-Zeiten zu Grabe getragen worden sind, wie Pastor Heshe sagte.

Tränen fließen

Aber auch bei in normalen Zeiten hocherfreulichen Feiern mischt sich Trauer. Denn auch für Trauungen gelten die strengen Beschränkungen. „Wir suchen mit dem Brautpaar einvernehmliche Lösungen“, heißt es bei St. Ulrich. Das gelinge bislang „den Umständen entsprechend“ ganz gut, so der Pastor, „auch wenn auch da verständlicherweise mal ein paar Tränen fließen“.

Während bei St. Peter in Rheinberg angemeldete Taufen noch gefeiert werden, sind sie in St. Ulrich wie die Erstkommunionfeiern auf später verschoben.

Und schon jetzt steht fest, dass die komplette Liturgie in der Karwoche und an Ostern, den höchsten kirchlichen Feiertagen, wegen der akuten Pandemiegefahr ausfällt. Staatlich verordnet. „So einen massiven Eingriff in die Seelsorge hat es noch nie gegeben“, sagt Pastor Heiner Augustin.