Rheinberg/Alpen. Das Coronavirus legt das öffentliche Leben in Rheinberg und Alpen weitestgehend lahm. Die meisten Einzelhändler haben ihre Läden geschlossen.

Verhältnismäßig voll war es am Dienstag in den Eiscafés am Holzmarkt und in der Gelderstraße in Rheinberg. Jugendliche, ein paar Familien mit ihren Kindern und Senioren verbrachten den milden Frühlingstag gestern in der Sonne. Eigentlich wirkte alles so wie immer, doch auf der gegenüberliegenden Straßenseite zeichnete sich ein anderes Bild ab: Die Türen der meisten Geschäfte waren verriegelt, sie dienen nicht dem täglichen Bedarf.

„Aufgrund der aktuellen Ausnahmesituation, möchten und müssen wir die neuen Sicherheitsrichtlinien der Regierung im Zuge des Coronavirus befolgen. Das Wohl unserer Kunden und Mitarbeiter hat oberste Priorität!“, steht auf dem Plakat, das im Schaufenster der Parfümerie Balster klebt. Ähnliche Schilder hängen im Modegeschäft „c.a.r.o“ und im Reisebüro. Die Maßnahmen der Bundesregierung im Kampf gegen die rasante Ausbreitung des Coronavirus machen natürlich auch in Rheinberg nicht Halt. Unter anderem Bars, Kneipen und eben Geschäfte, die nicht dem täglichen Bedarf dienen, müssen ab sofort geschlossen sein.

Nicht über die Ladentheke

Klaus Neumann, Inhaber der Buchhandlung Schiffer-Neumann, rollte gestern nach der Mittagspause noch einmal die Postkartenständer vor sein Geschäft am Fischmarkt. Heute darf er das nicht mehr tun. Aber: Weil er auch Zeitungen verkauft, kann er sein Geschäft weiterhin öffnen – allerdings unter strengen Auflagen. „Ich darf einen Tisch in den Eingangsbereich stellen und von dort aus Zeitungen und Zeitschriften verkaufen. In den Laden darf kein Kunde mehr kommen“, erklärte er. Bücher oder Schreibwaren dürfen hingegen nicht über die Ladentheke gehen.

Mit Blick in Richtung Eiscafé zeigte er dafür etwas Unverständnis. „Ich hätte es besser gefunden, wenn wirklich alles, also auch wir, für 14 Tage dicht gemacht hätten und sich so jeder zu Hause hätte auskurieren können“, sagte er. „An dem Tisch in der Eisdiele sitzen vier ältere Menschen eng zusammen, das kann doch dann auch nicht richtig sein. Die haben mindestens genauso viel Kontakt wie die Leute in der Buchhandlung.“

Öffentlich machen

Klaus und Petra Neumann bieten daher ab sofort einen Lieferservice für ihre Bücher an. Wer bis 13 Uhr telefonisch bestellt, erhält das Buch – wenn es denn vorrätig ist und nicht erst bestellt werden muss – am gleichen Tag nach Hause geliefert. „Das ist unsere Hoffnung, um auch diese Zeit zu überleben. Es geht schließlich um unsere Existenz“, so Klaus Neumann.

Kritik äußern die Geschäftsleute an der Haltung der Stadtverwaltung. „Ich hätte es gut gefunden, wenn unser Bürgermeister oder auch der Wirtschaftsförderer etwas in die Öffentlichkeit gebracht hätten. Andere Kommunen schaffen das auch per Videobotschaften“, betonte Petra Neumann. Lebensmittelgeschäfte, Drogerien und auch Apotheken dürfen weiterhin geöffnet haben. Der Ansturm in der Einhorn-Apotheke von Vera Peschers-Sonderkamp sei „gewaltig“ gewesen. Die Kunden hätten sich vor allem mit Medikamenten gegen Erkältung und Desinfektionsmitteln eingedeckt. Um ein Infektionsrisiko zu minimieren, wurden an den Eingangstüren Hinweisschilder angebracht. Kunden sollen möglichst einzeln eintreten und zunächst ihre Hände desinfizieren.

Hände gewaschen

Auf dem Boden wurden zudem Markierungen aufgebracht, um den nötigen Abstand voneinander einzuhalten. Im Schaufenster hängen Infotafeln, drinnen informieren Fyler über die richtige Handhygiene. Die Mitarbeiter arbeiten mit Handschuhen. Ältere Menschen, Fieberpatienten oder auf das Virus positiv Getestete bekommen ihre Medikamente nach Hause geliefert. „Wir haben unseren Botendienst verstärkt. Die Lieferanten bringen die Medikamente bis zur Haustür“, erklärte Peschers-Sonderkamp. Die Apothekerin betonte noch einmal, dass das Virus nicht durch Türen und Wände, sondern nur durch Tröpfcheninfektion übertragen werden kann.

„Man sollte einen Handschlag vermeiden, sich nicht ins Gesicht fassen und nichts unterwegs essen, bevor man sich nicht die Hände gewaschen hat. Wenn alle das beachten und mitmachen, dann haben wir eine gute Chance.“

In Alpen sah es gestern schon ein bisschen anders aus. Zwar sah man auch dort ein paar Menschen auf den Straßen, es war aber deutlich weniger los, als im benachbarten Rheinberg. Geschäfte, wie der Fahrradladen oder die Eisdiele, hatten aber noch auf. Das angrenzende Café der Bäckerei Hoenen in der Amaliengalerie hatte am Nachmittag zwar ebenfalls geöffnet, drinnen und draußen saß aber niemand. „Ich finde es gut, dass sich die Leute daran halten. Es wäre unverantwortlich, sich jetzt entspannt in Cafés zu setzen“, erklärte eine Alpenerin, die ihren Wocheneinkauf erledigte.

Viel los war im Aldi-Markt nicht. Frisches Obst und Gemüse und Toilettenpapier waren aber auch so gut wie ausverkauft. Auch hier arbeiteten die Kassierer mit Handschuhen. Eines ist auf jeden Fall deutlich geworden: Im Einzelhandel versucht jeder, so gut wie es eben geht, sämtliche Infektionswege klein zu halten.