Xanten. Das Stiftsmuseum ist durch eine Stiftung um einen Schatz reicher: eine Lutherbibel aus dem 18. Jahrhundert - getreu dem Original von 1534, allerdings der Sprache der damaligen Zeit angepasst. Die aufwändig illustrierte Ausgabe enthält zahlreiche Holzschnitte und Kupferstiche. „Eine schöne Bereicherung“, nennt die stellvertretende Leiterin des Museums, Elisabeth Maas, das Geschenk der Familie Werner und Helma Zenner aus Dinslaken, die das stattliche Buch aus dem Familienbesitz 1978 zur Silberhochzeit geschenkt bekommen hatte. Über 40 Jahre lang lag das 1181 Seiten starke Werk immer in ein- und demselben Regal. „Meist unberührt, weil es ja so alt war, und darunter landeten dann die wichtigen Briefe, die aufbewahrt werden sollten“, erinnert sich Tochter Angelika Krull, die das Werk im Auftrag ihres Vaters an dessen Freund Heinz-Wilhelm Barking übergab. Der wiederum ist Vorsitzender des Dombauvereins und fand im Stiftsmuseum einen angemessen Aufbewahrungsort in der Stiftsbibliothek.
Ganz so selten ist eine solche Schenkung nicht, berichtet Maas. „In den vergangenen 27 Jahren kamen alle zwei, drei Jahre wichtige und bisweilen auch sehr wertvolle Gaben in den Museumsschatz, zu dem eben gut 13.000 Bücher gehören. Das älteste aus einer Kirchenväter-Serie stammt von 1470. Auch eine Lutherbibel ist darunter, die aus dem Jahr 1579 stammt, nur 33 Jahre nach dem Tod des Bibel-Übersetzers und in dessen Heimat Wittenberg, verfasst in sächsischem Niederdeutsch, gedruckt.
Die neue alte Bibel in Xanten ist, so Maas, hingegen in „Deutsch“ erschienen, stammt aus dem Jahr 1765 und wurde im damals äußerst erfolgreichen Nürnberger Bibel-Druckhaus Endter gedruckt. Herausgeber war ein Nürberger Pfarrer – Johann Michael Dilherr. 29 Auflagen hat es von dem Werk gegeben, jede umfasste gut 100 Exemplare. Jede evangelische Kirchengemeinde brauchte schließlich eine Luther-Bibel, jedes Pfarrhaus. Und natürlich waren auch Privatleute Abnehmer. Maas: „Der Bibeldruck war ein einträgliches Geschäft.“
Restauration 1978
Die stellvertretende Museumsleiterin trägt weiße Handschuhe, wenn sie das Buch öffnet, das Werner Zenner nun in guten Händen weiß. 93 Jahre alt ist der Witwer und Vater von sieben Kindern inzwischen. Da muss man den Nachlass gut regeln. Das Buch war 1978 in einer Bocholter Buchbinderei restauriert worden. Der typische, gute alte Papiergeruch schlägt dem Leser des mit einem neuen Umschlag versehenen Werks entgegen.
Unendliche Male sind die Seiten umgeschlagen worden. Das zeigen die Gebrauchsspuren an den Rändern des Werks, dessen Inhalt Martin Luther aus der althebräischen und der aramäischen sowie der altgriechischen Sprache ins verständliche Deutsch übertragen hatte. Mittendrin gibt es – wie auch im Original – Holzschnitte mit Darstellungen biblischer Szenen. Noah mit einer Mini-Arche, Abraham, der seinen Sohn opfern will, mit dem Engel, der ihn davon abbringt, gehören zum Alten Testament. Die Darstellungen sind eher verwaschen, „ein Zeichen dafür, dass das Holz immer und immer wieder zum Drucken verwendet worden war“. Ganze Seiten mit gut erkennbaren Darstellungen stammen von Kupferstichen. Die ersten Lebensjahre Jesu gehören dazu. Und: Nicht nur ein Abbild und die Geschichte Luthers finden Erwähnung, sondern auch die teils zum Schmunzeln anregenden Geschichten von den „evangelischen Helden“. Das sind die Kurfürsten und Herzöge von Sachsen, ohne deren Geld der Druck nicht möglich gewesen wäre.