Rheinberg. Die Rheinberger Reptilienstation ist eine der wenigen Einrichtungen mit Publikumsverkehr im Kreis Wesel, die noch besucht werden dürfen.
Die renommierte Reptilienstation in Rheinberg ist jetzt nochmals geadelt worden. Die Fachzeitschrift „Tierparkgeschichte“ widmete dem Terrazoo eine große, reichhaltig bebilderte Reportage und lobt darin ausdrücklich, „welche Besonderheiten und Raritäten in diesem bemerkenswerten Spezialzoo am Niederrhein zu erleben sind. Darunter sind etliche Arten, die in keinem anderen Zoo des Landes gezeigt werden“. Das ist eine schöne Auszeichnung für die Direktor Uwe Ringelhan und sein Team in harten Zeiten von Corona. Dabei musste die Reptilienstation an der Melkstraße noch gar nicht schließen. Sie ist eine der wenigen Einrichtungen mit Publikumsverkehr im Kreis Wesel, die noch besucht werden dürfen.
„Dass weiter geöffnet werden darf, gilt für alle Zoos in Deutschland. Das kann sich aber ganz schnell ändern“, sagt Ringelhan. Andererseits: „Es macht fast keinen Unterschied. Derzeit kommt kaum jemand. Es herrscht Besucherflaute wegen Corona“, so der Direktor.
Jobs derzeit nicht in Gefahr
Als wir ihn am späten Samstagvormittag erreichten, bestaunten gerade mal vier Gäste die Krokos und Co. Folglich rechnet man auch hier mit finanziellen Einbußen, zumal der Terrazoo privat sowie durch Spenden finanziert ist und auf keine öffentlichen Fördergelder hoffen darf. Dennoch sieht Ringelhan die Jobs der fünf Vollzeitmitarbeiter , die von vielen Ehrenamtlern unterstützt werden, „derzeit nicht in Gefahr“.
Die Rheinberger Reptilienstation präsentiert in etwa 100 Arten mit 400 wechselwarmen Tieren, darunter Nilkrokodile und Landschildkröten sowie insbesondere Schuppenkriechtiere. Einige Amphibien und wirbellose Tiere wie Vogelspinnen erweitern die Ausstellung ebenso wie Affen und Präriehunde.
Die von mindestens drei Seiten zugängigen Terrarien erhalten viel Tageslicht. Besucher können den Tierpflegern bei der Erledigung ihrer täglichen Aufgaben zusehen und mehr über die Biologie der Tiere erfahren. In allen Terrarien kommen natürliche Einrichtungsgegenstände, echte Pflanzen und Natursubstrate zum Einsatz.
Angeschlossen ist dem Zoo eine Auffangstation. Diese kümmert sich um Reptilien, die gefunden, abgegeben oder beschlagnahmt worden sind.
Abbau von Vorurteilen
Es gibt zudem regelmäßig Führungen, für Kinder wie für Erwachsene. Themen sind unter anderem „Giftschlangen, Gefährlichkeit und Verhalten“, „Vogelspinnen, urtümliche und verkannte Tiere einmal näher kennengelernt“ oder „Gefährliches Afrika, wechselwarme Gifttiere auf dem schwarzen Kontinent“. Sogar Kindergeburtstage der besonderen Art können an der Melkstraße gefeiert werden.
„Hautnaher Kontakt zum Abbau der Vorurteile gegenüber exotischen Tieren“ heißt hier das Credo. Dass dies ausgezeichnet gelingt, bestätigt auch die Reportage im Magazin „Tierparkgeschichte“. Außerdem wird in dem Beitrag das besondere Engagement des Zoodirektors Uwe Ringelhan beleuchtet und gewürdigt.
„Dass in einer vergleichsweise kleinen Stadt wie Rheinberg eine anspruchsvolle zoologische Einrichtung dieser Art seit vielen Jahren mit privatwirtschaftlichem Engagement und viel Kreativität betrieben wird, ist eine bemerkenswerte Geschichte für sich“, frohlocken die Fauna-Fachjournalisten.
Ob sich die Besucher in dieser Woche noch davon überzeugen können, ist doch sehr fraglich. Womöglich gibt es bereits am heutigen Montag Signal, die Türen dicht zu machen. Montags ist übrigens an der Melkstraße ohnehin Ruhetag. Ansonsten hat der Terrazoo immer von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Normalerweise.
Das Magazin Tierparkgeschichte hat 60 Seiten, kostet 6,90 Euro und ist im Terrazoo sowie in vielen Buchhandlungen erhältlich.