Xanten. Schüler sammelten bei einer Aktion vor Ort Unterschriften gegen die permanenten Verspätungen bei der Regionalbahn 31.

Viele Kinder- und Jugendliche aus den umliegenden Gemeinden gehen in Xanten zur Schule und müssen sich morgens und mittags auf die Regionalbahn 31 verlassen. Immer häufiger sind sie verlassen und erscheinen mit Verspätung zum Unterricht. Insbesondere wenn Klassenarbeiten anstehen, ist das nicht nur ärgerlich, sondern auch höchst problematisch. Drei Schülerinnen des Berufkollegs Placidahaus und zwei der Marienschule haben daher zu Jahresbeginn beschlossen, dass es an der Zeit sei, etwas gegen die „unzumutbaren Zustände“ zu unternehmen. Sie initiierten eine Unterschriftenaktion.

Fahrgäste angesprochen

Die Inititiatorinnen der Aktion sprachen andere Fahrgäste an Bahnhöfen und im Zug an, forderten sie auf, ihrem Protest Ausdruck zu verleihen. Auch einige Mitschüler schlossen sich dem Protest an. Rund 130 Unterschriften sind so innerhalb weniger Wochen zusammengekommen. Die Schülerinnen bemängeln neben den Verspätungen und Ausfällen auch den in diesen Fällen fehlenden Ersatzverkehr und die mangelhafte Kommunikation seitens der Nordwestbahn.

Äußerst präsent sei das Erlebnis noch, dass sie dazu veranlasst hat, aktiv zu werden, sagt Berufsschülerin Zoe Brack aus Budberg. Sie erzählt, wie sie mit sieben Mitschülern auf dem Weg zur Schule war, als ihr Zug plötzlich in Millingen stoppte und zurück nach Duisburg fuhr. Als nach einigem Warten in Millingen der Zug eine Stunde später ganz ausfiel, beschlossen die Schüler, die fast fünf Kilometer zurück nach Rheinberg zu laufen, um von da den Bus zu nehmen. Die Klassenarbeit in den ersten zwei Stunden hatten sie schon verpasst.

„Das war der Moment, wo wir gedacht haben: Jetzt reicht’s“, sagt Zoe Brack. Tatsächlich bestätigte die NWB unlängst, dass sie hin und wieder verspätete Züge aus dem Verkehr ziehe, um wieder im Fahrplan zu sein. Das geschieht oft in Millingen, weil dort die einzige Stelle sei auf 25 Kilometern Eingleisigkeit, wo zwei Züge kreuzen können und sich dort bei Verspätungen der Bahnbetrieb aufstaue.

Die Schülerinnen können das nicht nachvollziehen und fühlen sich von NWB und VRR allein gelassen. Ein Auto könnten sie sich nicht leisten, ihre berufstätigen Eltern sie nicht zur Schule bringen. Die Marienschülerinnen sind ohnehin zu jung für den Führerschein. Und die Mobilitätsgarantie, die ihnen 25 Euro bei Zugausfall zuspricht, reiche fürs Taxi nach Xanten nicht aus. Fiona Büschkens sagt: „Man bekommt auch kein Attest. Wenn später 30 Fehlstunden im Zeugnis stehen, sieht das bei einer Bewerbung nicht gut aus.“ Ihr sitze ständig die Angst im Nacken, zu spät zu kommen, erklärt Charline Lews: „Vor allem, wenn im April unsere Abschlussprüfungen anfangen.“ Stefan Feltes, Schulleiter des Berufskollegs, bestätigt, dass der Schulbetrieb durch verspätete Schüler massiv gestört sei. Es hätten schon samstags Klausuren nachgeschrieben oder in die Pause hinein geschrieben werden müssen. „Rund einer von fünf Schülern ist auf den Zug angewiesen“, schätzt Feltes.

„Kinder werden unter Druck gesetzt“

Saskia Handschug und Adriana Terhorst von der Marienschule hoffen, dass „sich schnell etwas ändert“. Schließlich wollen sie ab Herbst in Moers zur Schule gehen, um ihr Abitur zu machen. Das ist derzeit undenkbar. Konrektorin Ute Heinrich findet: „Die Kinder werden unter Druck gesetzt.“ Eltern zahlten für ein Monatsticket und wüssten trotzdem oft nicht, wie ihr Kind zur Schule kommt. „Bis man seinen Unmut über Unterschriften äußert, hat man schon einiges erlebt“, so die Pädagogin.