Xanten/Rheinberg.

In den beiden Städten könnte die Wohnungssuche für Menschen mit niedrigem Einkommen in den kommenden Jahren schwieriger werden. Nach Einschätzung der Stadtverwaltungen und der landeseigenen NRW Bank stehen mittelfristig deutlich weniger Sozialwohnungen zur Verfügung als heute. Zwar werden neue gebaut, wahrscheinlich aber nicht genug.

In Rheinberg gibt es derzeit 375 geförderte Wohnungen, wie die Stadtverwaltung auf Anfrage mitteilte. Davon befinden sich 238 in der sogenannten Nachwirkungsfrist. Die Mietpreis- und Belegungsbindung wird bald auslaufen. Bei 160 Wohnungen in der Ahornstraße wird das am 1. Januar 2021 der Fall sein. „Aufgrund der großen Anzahl von Wohnungen, die aus der Zweckbindung herausfallen werden, wird ein Defizit gesehen“, teilte die Stadtverwaltung Rheinberg mit.

Auch interessant

In Xanten gibt es derzeit 245 Sozialwohnungen. In den nächsten Jahren werden zwar einige hinzukommen, wie die Stadtverwaltung erklärte: Auf dem Gelände des ehemaligen Förderzentrums sollen 34 entstehen, in Marienbaum weitere zwölf. „Mit einer Realisierung ist mittelfristig zu rechnen.“ Außerdem sind in der Landwehr Sozialwohnungen geplant, in Vynen auf dem Gelände der ehemaligen Grundschule ebenfalls.

Gleichzeitig werden aber Wohnungen aus der Preis- und Belegungsbindung herausfallen. „Rund 87 Prozent des geförderten Wohnungsbaus in Xanten sind vor 1999 gefördert worden“, erklärte die Stadtverwaltung. „Demzufolge fallen in den nächsten Jahren entsprechende Bestände aus der planmäßigen Bindung.“

Angebot bleibt unter Nachfrage

Laut einer Prognose bleibt das Angebot deshalb deutlich unter der Nachfrage, obwohl die Zahl der Sozialwohnungen zunächst von 245 auf 275 im Jahr 2022 steigen wird. Gleichzeitig wird aber ein Bedarf von 309 Sozialwohnungen gesehen – und er wird bis 2030 auf 392 steigen. Die Anzahl der verfügbaren Sozialwohnungen wird aber laut der Prognose bis 2030 auf 218 sinken. „Es wird eine deutliche Vakanz geben“, teilte die Stadtverwaltung mit.

Dafür dürfte es mehrere Gründe geben. Bauland ist mitunter knapp und teuer, die Bauwirtschaft außerdem ausgelastet – Neubauten können dadurch länger dauern. Und die Zinsen am Kapitalmarkt sind so niedrig, dass Investoren die öffentlichen Zuschüsse mit Hilfe von Bankkrediten vorzeitig zurückzahlen oder erst gar keine staatliche Förderung in Anspruch nehmen. „Seit 2015 hat sich die Anzahl der vorzeitigen Mittelrückzahlungen deutlich erhöht“, erklärte die Stadtverwaltung Xanten. Die Zinsbelastungen aus dem alten Förderrecht seien gegenüber dem heutigen Zinsniveau unattraktiv. „Deshalb erfolgt oft die Umfinanzierung der öffentlichen Mittel und nach Ablauf der Nachwirkungsfrist fallen die Wohnungen außerplanmäßig aus der Bindung.“

Als Sozialwohnungen werden Wohnungen bezeichnet, deren Bau vom Staat gefördert wurde – durch Zuschüsse oder günstige Darlehen. Dafür kann der Eigentümer eine gewisse Zeit lang die Miete nicht frei bestimmen, es gibt Obergrenzen, und die Wohnungen müssen an Menschen mit niedrigem Einkommen vermietet werden. Sie müssen dafür einen Wohnberechtigungsschein vorlegen. Die wichtigsten Investoren im sozialen Wohnungsbau in Xanten und Rheinberg sind Wohnungseigentümergesellschaften, Privatpersonen und kommunale Wohnungsunternehmen.