Xanten. Die Pünktlichkeitsquote der Regionalbahn RB 31 ist im Januar auf 70 Prozent gesunken. Laut Nordwestbahn gibt es einen Grund für die Verspätungen.

Schlecht gelaunt wartende und in der Kälte bibbernde Menschen – das ist am Xantener Bahnhof gerade kein seltener Anblick. Seit Jahresbeginn hat sich die Situation auf der ohnehin schon für ihre Unzuverlässigkeit bekannten Verbindung zwischen Xanten und Duisburg verschlechtert. Auf Anfrage bekannte die Nordwestbahn, Betreiber des RB 31, dass im Januar fast drei von hundert Verbindungen ersatzlos gestrichen wurden und nicht einmal 70 Prozent der Züge pünktlich kamen – die Ausfälle noch nicht eingerechnet.

Nordwestbahn: Zwei Minuten zu spät gilt noch als pünktlich

Über das vergangene Jahr hinweg lag die Pünktlichkeitsquote für den „Niederrheiner“ noch bei 79 Prozent. Gemessen wird dieser Wert in Duisburg und in Rheinberg. Als pünktlich gelten Züge, die weniger als drei Minuten verspätet sind. Es wird außerdem deutlich, dass sich diese Verspätungen und Ausfälle stark auf die Stoßzeiten des Berufsverkehrs und die unmittelbaren Folgeverbindungen konzentrieren. Der Autor dieser Zeilen ist in diesem Monat 31 Mal die Strecke Duisburg-Xanten gefahren, einmal morgens, einmal abends: Genau 25 Mal kam der RB 31 verspätet an seinem Zielbahnhof an.

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Die Ursachen für die Probleme sind vielschichtig. „Die RB 31 ist eine Linie, die wir aufgrund von bekannten infrastrukturellen Problemen besonders im Blick haben“, sagt die Sprecherin der NWB und führt rund 80 Prozent der Verspätungen im Januar auf Infrastrukturstörungen oder deren Folgen zurück. Im Mittelpunkt steht dabei die Eingleisigkeit auf einem Streckenabschnitt, der zwischen Moers und Rheinberg beginnt und sich rund 25 Kilometer bis nach Xanten zieht.

Lediglich in Millingen gibt es einen Kreuzungspunkt, an dem zwei entgegenkommende Züge einander passieren können. Hat einer der beiden Verspätung, muss der andere warten. Zudem sind hier das alte Stellwerk oder die Weichen häufig gestört.

Bei der Nordwestbahn herrscht akuter Personalmangel

Millingen als Nadelöhr – das führt meist dann zu Komplikationen, wenn Pendler morgens zwischen 6 und 8 Uhr gen Duisburg aufbrechen und nachmittags zwischen 17 und 19 Uhr zurückfahren. In dieser Zeit ist der eingleisige Abschnitt durch zusätzlich eingesetzte Züge höher frequentiert. Kommt es zu Verspätungen, könnten sich diese über Stunden „aufschaukeln und potenzieren“, Zugfolgeverspätungen entstünden, so die NWB. Irgendwann werde dann ein Zug aus dem Verkehr genommen, um wieder einen fahrplanmäßigen Betrieb ermöglichen zu können, so geschehen bei der Hälfte der insgesamt 63 Ausfälle in diesem Monat.

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Die Infrastruktur gibt also die durch den Verkehrsbund Rhein-Ruhr (VRR) beauftragte Taktung nicht her. Da könnte der nun zusätzlich zwischen Duisburg und Moers verkehrende RE 44 bei Xantenern für neuen Frust sorgen, denn auch der Abschnitt zwischen Rheinhausen und Duisburg verursacht durch seine hohe Nutzung schon jetzt häufig Signalstörungen.

Gleichwohl trägt die NWB selbst entscheidend zu den Ausfällen bei. 15 Mal wurde eine Verbindung wegen einer Störung am Fahrzeug im Januar gestrichen, genauso oft, weil kein Lokführer verfügbar war. Bei der NWB herrscht akuter Personalmangel: „Gibt es mehrere Krankheitsmeldungen, können wir häufig ganze Schichten nicht besetzen.“ Das erklärt auch das Ersatzkonzept aus dem vergangenen Jahr. Bis Ende Mai wusste sich die NWB nicht anders zu helfen, als Verbindungen aus dem Fahrplan zu streichen und mit Ersatzbussen zu besetzen. Mittlerweile habe sich die Situation etwas entspannt.

Ausbildungsoffensive: NWB stellt auch Quereinsteiger ein

Das habe auch mit der Ausbildungsoffensive zu tun, die angestoßen wurde: Das Unternehmen stellt mitunter Quereinsteiger mit abgeschlossener Berufsausbildung ein, die innerhalb von zehn Monaten den Beruf des Lokführers erlernen. Die NWB möchte so in den nächsten Jahren 100 neue Lokführer in kleinen, regionalen Kursen ausbilden und anschließend einstellen.

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Offenbar hakt es auch an der Kommunikation zwischen NWB und Deutscher Bahn, die für die Bahnhofsinformationen zuständig ist. Fahrgäste fühlen sich bei Verspätungen häufig im Dunkeln gelassen. Die NWB versichert, dass Standortdaten des Zuges automatisch erfasst, Verspätungen errechnet und weitervermittelt würden. Entweder sind die Prognosen aber fehlerhaft oder es dauert zu lange, bis sie an den Bahnhöfen ankommen.