Rheinberg. Bis Samstag legen rund 500 Mitarbeiter bei Amazon in Rheinberg ihre Arbeit nieder. Betriebsrat betont: Druck ist zu Weihnachten besonders hoch.
Sie packen Päckchen, bearbeiten Bestellungen und sortieren unter Hochdruck die Waren: „Für Amazon ist die Weihnachtszeit das Hauptgeschäft“, erklärt eine freigestellte Betriebsrätin (Name der Redaktion bekannt) des Amazon-Standorts in Rheinberg. Sie möchte unerkannt bleiben, fürchtet Konsequenzen am Arbeitsplatz. Und dennoch betont sie: „Amazon handelt auf Kosten von Mitarbeitern und Kollegen.“
Betriebsrätin: Arbeitszeiten in der Weihnachtszeit besonders lang
Seit Dienstag sind die Beschäftigten in Rheinberg dazu aufgerufen, ihre Arbeit bis einschließlich Samstag niederzulegen. Die Gewerkschaft Verdi setzt damit den langen Kampf für einen Tarifvertrag fort. Rund 500 Mitarbeiter seien laut Verdi-Angaben am Streik beteiligt. Amazon selber spricht hingegen von einem „geringen Teil der Beschäftigten“, der sich am Streikaufruf beteilige. „Der Kunde ist König“, erklärt die Betriebsrätin. „Es wird versucht, alle Wünsche fristgerecht zu erfüllen, auf Biegen und Brechen.“
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Mitarbeiter und Gewerkschaft stellen seit Jahren klare Forderungen: Neben einer Lohnerhöhung steht auch der Wunsch nach einem gesunden Arbeitsplatz im Raum. „Natürlich sind gute Löhne das A und O. Aber wenn gesunde Arbeitsplätze nicht geschaffen sind, bringt guter Lohn auch nichts“, so die Betriebsrätin. „Man muss diesen Job bis zur Rente ausüben können.“ Die Arbeitszeiten in der Weihnachtszeit seien besonders lang, der Druck vom Management enorm hoch. „Wir haben am Standort Rheinberg ganz viele verschiedene Arbeitszeitmodelle“, erklärt die Betriebsrätin. „Wenn Amazon könnte, würden sie die Mitarbeiter auch 24 Stunden lang arbeiten lassen.“
Amazon: „Wir sind ein fairer Arbeitgeber mit offenen Türen“
Mit dem Streik möchten Mitarbeiter und Gewerkschaft ein Zeichen setzen: „Wir stören Amazon, damit sie über uns nachdenken.“ Oft erreiche die Beschäftigen der Vorwurf, dass sie ja schon lange streiken würden. Aber: „Man darf nicht vergessen, wir legen uns hier mit einem Giganten an“, betont die Betriebsrätin. „Natürlich sind wir froh über den Job, aber nicht unter diesen Bedingungen.“ Die vergangenen Streiks haben zwar kleine Erfolge bewirkt. Die Beschäftigten erhalten Weihnachtsgeld, Gesundheitsmanager arbeiten an den Standorten. Das große Ziel sei aber noch weit entfernt: Es fehle die Sicherheit. „Wir wollen nicht Jahr für Jahr aufs Neue bangen“, betont die Betriebsrätin.
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Amazon kann die Kritik hingegen nicht nachvollziehen. „Wir sind ein fairer Arbeitgeber mit offenen Türen“, erklärt Amazon-Sprecher Thorsten Schwindhammer auf Anfrage. „Wir bezahlen am oberen Ende dessen, was für vergleichbare Tätigkeiten üblich ist und überprüfen jährlich unsere Löhne.“ Dass die Arbeitsbelastungen zur Weihnachtszeit besonders hoch seien, kann der Versandriese nicht bestätigen. „Wir bereiten uns sehr frühzeitig auf die Weihnachtssaison vor. Saisonarbeitskräfte unterstützen beispielsweise unsere Kernteams, um das zusätzliche Volumen zu stemmen“, sagt Schwindhammer und warnt vor Kritikern, die ein starkes Interesse haben sollen, gezielt Falschinformationen über das Unternehmen zu verbreiten. „Die Fakten erzählen eine andere Geschichte. Amazon bietet heute schon an, wofür die Kritiker angeblich kämpfen.