Xanten. Kristina Breuer (21) und Stefan Rettich (31) haben dank ihres beherzten Handelns im September einem älteren Mann das Leben gerettet. Er erlitt eine Herzattacke.
Ja, sie würden es wieder tun. Sie würden wieder sofort mit der Herzmassage loslegen, wenn vor ihren Augen ein Mensch zusammenbricht und sofort Hilfe braucht. Kristina Breuer (21) und Stefan Rettich (31) werden den 24. September niemals vergessen. Nicht weil an diesem Dienstag die Sonne so schön geschienen hat und man noch draußen sitzen und seinen Kaffee trinken oder das Eis essen konnte. Sondern weil dank des beherzten Handelns der beiden und zweier weiterer Frauen ein bislang unbekannter älterer Mann eine Herzattacke überlebt hat, der tot vom Stuhl an einem Café an der Marsstraße gefallen war.
„Mein erster Arbeitstag“
„Es war mein erster Arbeitstag als Servicekraft“, erinnert sich Kristina Breuer im Gespräch mit unserer Zeitung. Im Café Glüxpilz verdient sie sich etwas Geld fürs Studium hinzu. „Ich kam gerade gegenüber aus der Metzgerei Lemken raus, wo ich frischen Aufschnitt abholen sollte, da sehe ich, dass ein Mann, der an einem der Tische vor dem Café sitzt, vom Stuhl fällt. Seitwärts. Er schlug voll mit dem Kopf aufs Pflaster“.
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Die 21-Jährige lief rüber, warf den Schinken auf den Tisch, rief um Hilfe, kniete neben dem Mann nieder, drehte ihn vorsichtig auf die Seite. „Er hatte eine Platzwunde. Die riesige Beule am Kopf werde ich nie vergessen“. Der Mann sei bewusstlos gewesen. Zwei Passantinnen kamen hinzu, begannen sofort mit der Herzmassage. Kristina holte ein nasses Tuch aus dem Café, rannte wieder nach draußen an die Unglücksstelle. „Plötzlich lief der Mann blau an“, erzählt sie und muss kurz innehalten, weil die Bilder wieder da sind. Auch Metzgergeselle Stefan Rettich war inzwischen rüber gelaufen, löste sich mit den Passantinnen mit der Herz-Druck-Massage ab. „Ich habe dabei lautlos das Lied ,Atemlos‘ von Helene Fischer gesummt“, erinnert er sich im Gespräch mit unserer Zeitung. „Wir hatten ihn kurzzeitig zurückgeholt. Er hat die Augen aufgemacht und Luft geholt. Dann wurde der Mann wieder bewusstlos“.
Lebensrettenden Herzdruck-Massage
Irgendjemand hatte zwischenzeitlich die Notrufnummer 112 gewählt. Bis die beiden Rettungssanitäter und der Notarzt eintrafen und den Patienten übernahmen, machten die Ersthelfer im Wechsel weiter mit der lebensrettenden Herzdruck-Massage.
„Nein, noch nie“, antworten beide auf die Frage, ob sie schon einmal in so einer Situation gewesen seien. Woher er wusste, was zu tun ist? „Als ich bei der Bundeswehr war, habe ich Kurse in Erster Hilfe gemacht“, sagt Stefan Rettich. „Man kann nichts falsch machen, das habe ich da gelernt. Und merkwürdigerweise habe ich zwei Tage vorher zufällig im Netz gelesen, welches Lied man summen muss bei der Herz-Lungen-Massage: Atemlos oder Staying Alive von den Bee Gees“.
Notarzt holte Mann ins Leben zurück
Kristina Breuer und Stefan Rettich freuen sich, dass der Notarzt und die Sanitäter nicht aufgegeben haben, dass es ihnen auf dem Weg zum Krankenhaus noch gelungen ist, den Mann ins Leben zurück zu holen. „Ich wüsste gerne, wie es ihm heute geht“, sagt die 21-Jährige. Und spricht damit Stefan Rettich aus der Seele.