Xanten. Sechs Jahre nach der Öffnung liegen nun weitere Ergebnisse von wissenschaftlichen Untersuchungen vor. Im Schrein liegen Menschenkochen.

Clive Bridger nutzte die Gunst der Stunde. Vor sechs Jahren zog die Viktortracht durch Xanten, und nach der Messe konnte er den Inhalt des Schreins begutachten, in dem die Gebeine des heiligen Viktor von Xanten liegen sollen. „Leider hatte ich nur 70 Minuten“, bedauert der Xantener Archäologe. Doch diese Zeit reichte aus, um von zwei Knochen Proben zu entnehmen.

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Gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern gewann Bridger einige ungewöhnliche, teilweise sensationelle Erkenntnisse. Der Dombauverein veröffentlicht sie in einer neuen Broschüre.

Sterbedatum zwischen 240 und 381 nach Christus

Erkenntnis Nummer eins: Zähne waren nicht mehr vorhanden. Sie hätten Aufschluss geben können, wo der Mensch, der in dem Schrein zur Ruhe gebettet wurde, seine Jugend verbracht hatte. So konnte anhand der Knochen nur das ungefähre Sterbedatum ermittelt werden, und das liegt etwa zwischen 240 und 381 nach Christus.

Erkenntnis Nummer zwei: Zahlreiche Reliquien sind – entgegen früherer Annahme -- im Schrein gar nicht mehr vorhanden. Seit 1129 wurde der Sarkophag 27 Mal geöffnet. Irgendwann bei diesen Gelegenheiten seien die Reliquien entnommen und teilweise an andere Orte abgegeben worden, erklärt Bridger, „ohne dass wir nachvollziehen können, um welche Knochen es sich handelte und wohin sie gegeben wurden.“

Beckenknochen einer Frau gefunden

Erkenntnis Nummer drei: Im Schrein liegen auch sterbliche Überreste eines weiteren Mannes, die vermutlich ursprünglich in einem Doppelgrab in der Krypta des Doms gelegen haben. Außerdem wurde der Beckenknochen einer Frau gefunden. Ungewöhnlich ist ein Knochen aus dem Kleinen Viktorschrein. „Es handelt sich um den rechten Oberarmknochen eines Schweins und ist deutlich jünger, etwa zu datieren von 646 bis 766 nach Christus“, erläutert der Archäologe. Den Grund dafür kennt Bridger nicht.

Erkenntnis Nummer vier: „Eine erste Voruntersuchung zu den Textilien hat geradezu sensationelle Ergebnisse gebracht.“ Teilweise stammen sie aus dem heutigen Usbekistan; Bridger datiert es auf das 8. oder 9. Jahrhundert. Ähnliches gebe es nur noch in der Laterankapelle in Rom.

Die Broschüre des Dombauvereins ist ab Mitte Dezember für fünf Euro an der Domkasse erhältlich, ISBN 978-3-00-064029-2.