Xanten. Das Gradierwerk wird bald in die Winterpause gehen. Anbei gibt es ein paar Infos und Funktionen zum Gradierwerk.

Das Gradierwerk im Kurpark hat sich zu einem Anziehungspunkt weit über die Stadtgrenzen hinaus entwickelt. Auch jetzt im Herbst erhalte sein Büro jede Woche Anrufe von Menschen, die für die Anlage nach Xanten kommen und deshalb wissen wollten, ob sie noch eingeschaltet sei, berichtet Harald Rodiek, Leiter des Dienstleistungsbetriebs (DBX). Ihnen sagt er dann, dass bald eine Winterpause geplant ist. Fragen und Antworten dazu.

Wann wird das Gradierwerk abgestellt?

Das hängt vom Wetter ab. „Sobald wir permanent Frost haben, schalten wir das Gradierwerk ab, um den Schwarzdorn zu schützen“, erklärt Rodiek. Salzwasser gefriere bei etwa minus zehn Grad Celsius und dehne sich aus. Wenn der Schwarzdorn dann feucht sei, könne er Risse bekommen. Ist die Anlage abgeschaltet, wird das Wasser abgepumpt. Wie lange die Winterpause dauert, hänge davon ab, wie lange der Frost anhält. In der Zeit würden kleinere Ausbesserungen vorgenommen, zum Beispiel an der Wandverschalung. Größere Beschädigungen gebe es nicht.

Woraus besteht das Gradierwerk?

Zuerst wurde aus Sibirischer Lärche und Douglasie aus Bayern ein Holzgerüst gebaut, dann auf zwei Seiten Schwarzdorn aufgeschichtet. Stahl wurde nicht genommen, weil er durch das Salzwasser rosten würde. Auch Beton halte nicht so lange wie Holz, diese Erfahrung sei in Bad Kreuznach gemacht worden, sagt Rodiek. Dort müsse ein Auffangbecken aus Beton nach 50 Jahren ausgetauscht werden. Das Holz werde dagegen durch das Salzwasser konserviert. Eines der Holz-Gradierwerke in Bad Kreuznach sei 1880 errichtet worden und stehe immer noch.

Wie funktioniert das Gradierwerk?

Das salzhaltige Wasser wird nach oben gepumpt und dort auf beiden Längsseiten in Rinnen geleitet. Diese Rinnen haben kleine Öffnungen, damit das Wasser an den Seiten herunterfällt und durch den Schwarzdorn rieselt. Dabei verdunstet ein Teil des Wassers durch Sonneneinstrahlung und Wind, der Rest fällt in ein Auffangbecken und wird wieder nach oben gepumpt. Je öfter die Sole durch den Reisig rieselt, umso höher steigt der Salzgehalt im verbliebenen Wasser. Gleichzeitig wird die Sole gereinigt, weil sich mineralische Bestandteile wie Kalk und Eisenoxid im Schwarzdorn absetzen.

Warum wird Schwarzdorn verwendet?

Schwarzdorn ist dornenreich und stark verästelt. Das Wasser kann deshalb langsam hindurchsickern. Der Schwarzdorn wird im Winter geerntet. Deshalb konnten die Äste auch erst im Frühjahr im Gradierwerk aufgeschichtet werden. Etwa 120 Kubikmeter wurden verarbeitet. Bei guter Pflege muss der Schwarzdorn erst nach 20 Jahren ausgetauscht werden. „Durch eine Säure in den Ästen fault der Schwarzdorn trotz des vielen Wassers nicht“, erklärt Krzysztof Lazarz, Inhaber der Firma Gradpol, die den Schwarzdorn im Gradierwerk aufgeschichtet hat.

Woher kommt das salzhaltige Wasser?

Insgesamt 28.000 Liter befinden sich in der Anlage. Der Salzgehalt soll von drei Prozent in den folgenden Monaten bis auf 20 Prozent steigen. Pro Woche verdunsten einige Hundert Liter. Deshalb wird regelmäßig Wasser nachgefüllt, es kommt aus der Thermalquelle in Kevelaer und vom Unternehmen Esco, das auch Solebäder beliefert. Von Solvay wird dagegen kein Wasser für das Gradierwerk genommen, weil es sich dabei um Industriesole handelt.

Wie viel kostet das Gradierwerk?

Das Fundament, das Holzgerüst, der Schwarzdorn, die Technik und der Aufbau kosteten zusammen rund 470.000 Euro, die Anlage ist Teil des Kurparks – die Gesamtkosten von mehr als fünf Millionen Euro wurden zu 80 Prozent über Fördermittel finanziert. Hinzu kommen die laufenden Kosten: Das Gradierwerk wird vom DBX gepflegt.

Ein Mitarbeiter reinigt etwa regelmäßig die Rinnen. Die Pumpe, die das Wasser nach oben drückt, wird mit Strom betrieben, Rodiek rechnet mit Stromkosten von rund 80 Euro pro Jahr. Da ein Teil des Wassers verdunstet, wird alle paar Wochen Nachschub bestellt, die Ausgaben schätzte Rodiek zunächst auf 3000 bis 4000 Euro, tatsächlich seien es 2019 weniger gewesen.

Was macht die Luft dort gesund?

Bei der Verdunstung wird die Luft am Gradierwerk mit Salz angereichert, es entsteht ein salzhaltiger Nebel. Wenn Menschen die Luft einatmen, werden ihre Atemwege befeuchtet und gereinigt. Petra Kubatscheck, die Yoga- und andere Gesundheitskurse gibt, empfiehlt, ein- bis zweimal pro Woche 20 Minuten lang am Gradierwerk zu sitzen und durch die Nase zu atmen, um die Atemwege zu reinigen.