Xanten. Für einen Abend verwandelt ein Ehepaar seinen Backsteinbau in ein gruseliges Haus – damit Kinder Freude daran haben. Und es kommen immer mehr.
Es wird ein langer Tag. Und er beginnt früh. Schon am Morgen, zwischen 7 und 8 Uhr, wollen die Lustigs anfangen, alles aufzubauen, die Nebelmaschine, den Grabstein, den Sarg, die Kürbisse, die Skelette, die künstlichen Spinnweben und vieles mehr. Damit ihr Haus rechtzeitig für Halloween geschmückt ist und sie noch Zeit haben, um sich selbst zu verkleiden. Denn ab 17 Uhr kommen die Kinder. Im vergangenen Jahr waren es mehr als 120, dieses Mal rechnen die Lustigs mit mindestens genauso vielen Mädchen und Jungen, die nacheinander klingeln, einzeln oder in Gruppen, ein Gedicht oder ein Lied vortragen, um Süßigkeiten bitten und sich freuen, wenn das Ehepaar ihnen dann etwas in ihre Tüte füllt. Die Lustigs haben entsprechend viel eingekauft.
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Dabei hätten sie mit dem Halloween-Brauch eigentlich nichts am Hut, sagt Sandra Lustig. 2014 seien sie auch gar nicht vorbereitet gewesen und hätten keine Süßigkeiten im Haus gehabt, als zum ersten Mal zwei Kinder an Halloween an ihrer Tür geklingelt hatten. Deshalb hätten sie den beiden niedlichen Hexen jeweils einen Euro geschenkt, damit sie sich etwas kaufen konnten. Aber damit ihnen das nicht noch einmal passiert, hätten sie ein Jahr später ein Kilogramm Süßigkeiten besorgt. „Und dann kam kein Kind.“ Ihre Nachbarin habe ihnen empfohlen, einen Kürbis oder etwas ähnliches vor das Haus zu stellen. Damit die Kinder wüssten, dass sie an Halloween dort klingeln dürfen. Also stellten die Lustigs 2016 zwei Kürbisse vor die Tür. Und daraus wurde dann von Jahr zu Jahr mehr.
Skelett-Brautpaar wartet auf die Besucher
„Mittlerweile sagen uns die Leute, dass sie sich schon aufs nächste Jahr freuen und gespannt sind, was wir wieder Neues haben“, sagt Ralf Lustig. Im vergangenen Jahr haben sie sich zum ersten Mal von Veranstaltungstechniker Martin Bloemen eine Nebelmaschine geliehen, in diesem Jahr wird zusätzlich ein Skelett-Brautpaar auf die Besucher warten.
Einige Menschen hätten ihr Heim schon zu „Xantens Halloween-Haus“ erklärt, berichtet Ralf Lustig. Autofahrer hielten an und machten Fotos. Und Erwachsene, die ihre Kinder begleiteten, blieben stehen und sprächen mit ihnen über die Dekoration. Weil das Ehepaar sein Haus so liebevoll schmückt.
Dekoration ist auch für Kinder geeignet
Ralf Lustig hat extra Urlaub dafür genommen. So wichtig ist ihm und seiner Frau dieser Tag geworden. Weil so viele Kinder und Erwachsene Freude daran hätten, zu ihnen zu kommen, sagen sie. „Wir sind eingefleischte Karnevalisten, wir haben Spaß am Leben, und diesen Spaß wollen wir weitergeben.“ Deshalb soll die Dekoration auch nicht allzu gruselig sein, schließlich sollen sich die Kinder nicht erschrecken, sondern Spaß haben.
Dass der Rummel zu viel werde, habe noch kein Nachbar beklagt, sagt Ralf Lustig. Im Gegenteil: Nachbarn kämen selbst mit ihren Kindern vorbei. Und die Lustigs, die bis tief in die Nacht mit Freunden noch eine Halloween-Party feiern, bauen alles auch wieder ab, sobald der letzte Gast gegangen ist. Damit morgens, an Allerheiligen, keine Särge oder Skelette mehr vor der Tür stehen. Dann, nach knapp 24 Stunden, wird aus dem Halloween-Haus wieder ein ganz normaler Backsteinbau.