In einem Rheinberger Bienenbestand ist bekanntlich die Faulbrut festgestellt worden. Bisher gibt es im Kreis Wesel keinen weiteren Seuchenfall.

Rheinberg. Bienen schwirren um die Öffnungen des Altglas-Containers, gierig suchen sie nach Resten von Marmelade, Nuss-Nougat-Creme – und finden hoffentlich keinen Honig, denkt Imker Dirk Gaebelein jedes Mal, wenn sich ihm ein solches Bild bietet. Denn Honigreste im Altglas sind ein häufiger Übertragungsweg für die Amerikanische Faulbrut (AFB). Die am Dienstag in einem Bienenstand in Rheinberg festgestellt worden. Deswegen ruft Gaebelein die Verbraucher zu mehr Nachsicht auf.

„Für den Imker ist es ein Drama“, sagt Gaebelein und verdeutlicht damit die Auswirkungen der anzeigepflichtigen Tierseuche. Das bestätigt auch Ernst Berns, Vorsitzender des Bienenzuchtvereins Alpen-Rheinberg-Sonsbeck. Im schlimmsten Fall müsse das gesamte Bienenvolk vernichtet werden. Laut Informationen des Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit werden die Bienen in den meisten Fällen verbrannt. In einem Bienenvolk leben im Sommer bis zu 50.000 Tiere, schätzt Gaebelein. Der Hobby-Imker aus Xanten hat selbst sechs Bienenvölker.

Um den betroffenen Bienenstand in Rheinberg wurde ein Sperrbezirk eingerichtet. Das zuständige Veterinäramt untersucht nun, ob weitere Bienenvölker im Kreis Wesel betroffen sind. Bisher sei das nicht der Fall, die Überprüfung von Bienenvölkern und Futterproben durch einen Bienensachverständigen dauere noch an, hieß es vom Veterinäramt Wesel auf Nachfrage unserer Redaktion.

Was eine solche Sperre für die betroffenen Imker bedeutet, geht aus den Informationen des Veterinäramts hervor: Da die AFB-Sporen langlebig und widerstandsfähig sind, dürfen Gerätschaften, die Bienenbeute, also die Behausung der Bienen, und ihre Bewohner nicht aus dem Bienenstand entfernt werden. Auch gelten Nutzungs- und Verwertungsverbote – Bienen aus dem betroffenen Stand dürfen also nicht weiterverkauft werden, dort gewonnener Honig darf nicht in den Handel gelangen. Für den Menschen ist die AFB jedoch unbedenklich.

„Offenbar ist die Faulbrut gerade ein größeres Problem“, meint Gaebelein, der durch seinen Vizevorsitz beim Imkerverein Xanten zahlreiche Kontakte zu Bienenzüchtern hat. Das bestätigt auch die offizielle Meldung des Veterinäramts beim Kreis Wesel, in der die Rede von einem „größeren Seuchengeschehen in NRW“ ist. Erst Anfang Oktober wurden infizierte Bienenvölker im westfälischen Ahlen festgestellt. Im Mai war die Seuche in Essen ausgebrochen, im Frühjahr hatte man im Bergischen Land mit ihr zu kämpfen. Honig-Konsumenten haben laut Gaebelein zwei Möglichkeiten, dem Ausbruch der Seuche entgegenzuwirken: Honiggläser sollten vor ihrer Entsorgung im Altglascontainer ausgespült werden. Der Grund sei, wie Gaebelein weiter erklärte, dass importierter Honig, der in fast jedem Supermarktregal zu finden ist, häufig Sporen von AFB enthalte. Dadurch könne die Biene den Erreger in ihr Volk einschleppen. Er rät deswegen zum Honig-Kauf bei lokalen Imkern. Das empfiehlt auch das Veterinäramt. Hier kann man die Gläser in der Regel auch wieder zurückgeben und sich den Gang zum Container sparen. Dort würden sich die Bienen oft aufhalten, da sie relativ einfach viel Nahrung finden. „Bienen sind nämlich nicht fleißig, Bienen sind faul.“