Alpen. . Das neue Feuerwehrgebäude in Alpen sorgt bei Feuerwehrleuten sowie Besuchern für Begeisterung und lockt viele Interessenten an.

Vor gut drei Monaten sind 48 Männer und Frauen des Löschzuges Alpen vom Willy-Brandt-Platz abgerückt und im eindrucksvollen Fußmarsch durchs Dorf gezogen: Umzug zum neuen Domizil an der Von-Dornik-Straße. Der Einzug in das für ein Feuerwehr-Domizil ungewöhnlich fesche Haus mit dem markanten feuerroten Übungsturm vor den Rolltoren der Fahrzeughallen hat sich schon nach 99 Tagen bezahlt gemacht. Der Löschzug erlebt seither einen regelrechten Boom. Die Mannschaftsstärke ist um ein Dutzend Leute angestiegen. Und es stehen weitere Interessenten in der Warteschleife. Dass die Wertschätzung der Wehr durch die ambitionierte Architektur so schnell Strahlkraft entfaltet, damit hatten selbst große Optimisten nicht gerechnet.

„Unsere Spinde sind inzwischen alle belegt“, sagt Feuerwehrchef Michael Hartjes. Er ist ebenso begeistert wie Thomas Janßen, Stellvertreter des Bürgermeisters im Rathaus: „Das ist genau das, was wir wollten.“ Ohne es explizit auszusprechen, klingt da eine deutliche Ansage an diejenigen mit, die die millionenschwere Investition in den neuen Standort immer wieder als überzogen kritisieren. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Hartjes möchte nicht den Eindruck erwecken, dass das neue Haus schon an der Kapazitätsgrenze steht: „Wir haben noch Luft und können organisatorisch auf weiteren Zuwachs reagieren.“

Unter den neuen Wehrleuten gibt es acht Quereinsteiger

Der große Konferenztisch im großzügigen Büro des Feuerwehrchefs ist neben der langen, robusten Holztafel in der offenen Küche – sie hat eine hohe Aufenthaltsqualität – das meist genutzte Möbel. „Wir sitzen ständig hier und führen Eignungsgespräche mit Bewerbern“, so Hartjes. Neulinge bei der Freiwilligen Feuerwehr müssen ein Verfahren durchlaufen, das einer Einstellung in einem Betrieb vergleichbar ist – Probezeit inklusive.

Von den neuen Wehrleuten seien acht sogenannte Quereinsteiger, die anderen seien aus der Jugendfeuerwehr nachgerückt, erläutert der Gemeindebrandinspektor. Ein Kollege vom Bauhof sei am Tag der offenen Tür da gewesen, um Fotos zu machen. „Der war so angetan vom Gebäude, dass er sich gleich am ersten Arbeitstag danach gemeldet hat. Er hatte große Lust bekommen mitzumachen, erzählt Hartjes. Janßen führt den Boom unmittelbar auf den Charme des neuen Hauses zurück. „Das demonstriert Selbstbewusstsein und ist anziehend“, sagt der Mann aus dem Rathaus. „Jedenfalls deutlich mehr als das alte Gerätehaus abseits in der Ecke auf dem Willy-Brandt-Platz.“

Ehemalige treffen sich hier gerne nochmal auf einen Kaffee

Mit dem Neubau sei’s gelungen, ein Gegengewicht zu schaffen zur allgemein schwindenden Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren. „Die Feuerwehr wird jetzt ganz anders wahrgenommen“, sagt Janßen. Auch die Truppe nimmt das attraktive Haus an. „Die Bindung wächst täglich“, so der Feuerwehrchef. Dabei seien der Kraftraum und das „Florian-Stübchen“ noch gar nicht eingerichtet.

Selbst die Männer aus der Ehrenabteilung, längst aus dem aktiven Dienst ausgeschieden, treffen sich hier regelmäßig auf eine Tasse Kaffee.

Kurze, sichere Wege sind auch ein Plus für die Bevölkerung

Der Fahrstuhl macht den Weg ins Obergeschoss bequem. Das Wohlfühlklima ist für Feuerwehrchef Hartjes ein positiver Nebeneffekt. Für ihn ist entscheidend, dass die Unfallgefahr für die Mannschaft gegenüber der Enge mitten im Dorf durch die jetzt sehr geregelte An- und Ausfahrt in der Hektik des Einsatzes deutlich sinkt.

„Dadurch sind auch die Ausrück­zeiten spürbar kürzer.“ Unterm Strich, das zeichne sich bereits nach gut 25 Alarmierungen ab, seien die ersten Kräfte jetzt um Schnitt eine Minute früher am Einsatzort – „Zeit, die lebenswichtig sein kann. Eine Minute kann sehr lang sein.“ Die Abläufe müssen sich „noch einspielen und automatisieren“, so Hartjes in der Diktion eines Team-Chefs. Aber feststehe, das betonen beide Verantwortlichen, dass nicht nur die Feuerwehr vom Neubau profitiere. „Kurze, sichere Wege und ausreichend Leute sind ein Plus an Sicherheit für die Bevölkerung.“

Drei Mal die Woche trainieren die 30 Jungfeuerwehrleute im Haus

In dem Zusammenhang nennt Hartjes die unmittelbare Nachbarschaft zur Firma Lemken, bei der viele Feuerwehrleute beschäftigt sind und die Tagespräsenz für den Notfall sichern. „Ein Glücksfall.“

Dauergäste im Haus sind auch rund 30 Jungfeuerwehrleute und ihre acht Betreuer, die drei Mal die Woche trainieren. Es ist was los im Haus. „Bei Alarm sind immer Kräfte da, die sofort ausrücken können“, so Hartjes.

Feuerwehrleute aus der Nachbarschaft sind von den Möglichkeiten beeindruckt

Hält die magnetische Wirkung des modernen Hauses an, muss sich Alpen keine Gedanken machen, mal aus der Not heraus Leute zum Feuerwehrdienst verpflichten zu müssen. Davon hält Hartjes gar nichts: „Zwang erstickt Motivation“, betont er. Und eine Profi-Wehr wäre für die kleine Gemeinde Alpen unbezahlbar.

Auch wenn Kritiker polemisch von „Eliteeinheit“ sprechen, sind eingefleischte Feuerwehrleute aus der Nachbarschaft beeindruckt von den Möglichkeiten in Alpen-Ost. Urteil eines erfahrenen Gastes in zwei Worten: „Einfach geil.“