Xanten. Der RVR möchte mehr über die Gewohnheiten der Adler erfahren. Der Sender auf dem Rücken der Jungtiere schickt alle zehn Minuten ein Signal.

Erstmals sind junge Seeadler auf der Bislicher Insel mit einem Sender ausgestattet worden. Der Regionalverband Ruhr (RVR) erhofft sich dadurch Informationen, wohin die Greifvögel fliegen, wenn sie das Nest der Eltern verlassen. „Wir wollen mehr über die Mobilität der Seeadler erfahren“, sagt Thomas Kämmerling, Betriebsleiter RVR Ruhr Grün. Das 1200 Hektar große Naturschutzgebiet der Bislicher Insel liegt in der Zuständigkeit des RVR.

Die Sender seien Anfang Juni auf dem Rücken der beiden jungen Seeadler angebracht worden, erklärte Kämmerling weiter. Dafür sei ein Mitarbeiter hoch zum Horst der Vögel geklettert und habe zuerst den einen, dann den anderen Jungvogel in einer Tasche zu Boden gelassen. Dort seien die Sender mit einem Riemen auf dem Rücken befestigt worden. Außerdem sei an einem Fuß – dem sogenannten Fang – ein Ring angebracht worden. Anschließend seien die Seeadler wieder in einer Tasche nach oben gezogen und ins Nest gesetzt worden.

Erfahrene Mitarbeiter bei der Arbeit

Für die Tiere habe keine Gefahr bestanden, versicherte Kämmerling. Die Mitarbeiter seien erfahren und hätten sorgfältig gearbeitet. Die Tiere hätten sich ruhig verhalten und geduckt, das sei eine Schutzhaltung gewesen. „Sie wollten nicht auf sich aufmerksam machen.“ Die Eltern seien ebenfalls ruhig geblieben und hätten sich alles aus sicherer Entfernung angesehen. „Es gab keine Angriffe.“ Anschließend seien die Alttiere ins Nest zurückgekehrt und hätten ihre Jungen ganz normal gefüttert. „Sie sind relativ entspannt mit der Situation umgegangen.“

Das Seeadler-Pärchen auf der Bislicher Insel hat in diesem Jahr zum dritten Mal Nachwuchs bekommen. Im April sind ein Weibchen und ein Männchen geschlüpft. Bereits in den beiden Vorjahren hatten die Seeadler jeweils zwei Jungtiere bekommen. Wissenschaftler sprechen von einer Sensation, weil in den vergangenen 200 bis 250 Jahren auf dem Gebiet des heutigen Nordrhein-Westfalens kein Seeadler-Nachwuchs mehr registriert worden sei, sagte Kämmerling. Er erinnere sich noch daran, dass es in den 1980er Jahren nur vier Brutpaare in ganz Westdeutschland gegeben habe. Damals sei befürchtet worden, dass der Seeadler hierzulande aussterbe.

Der Sender schickt alle zehn Minuten ein GPS-Signal

In den vergangenen beiden Jahren hätten die jungen Seeadler das Nest verlassen, ohne dass die Wissenschaftler ihren weiteren Weg verfolgen konnten. Deshalb sei in diesem Jahr entschieden worden, die Tiere mit Ringen und Sendern auszustatten, erklärte Kämmerling. Die Greifvögel würden durch den Riemen und das Metall am Fuß nicht beeinträchtigt. „Das ist für sie kein Handicap.“ Sie seien schon „ziemlich ausgewachsen“ und könnten genauso gut wie vorher fliegen, jagen und Beute machen. Der Riemen werde sich in einigen Jahren von selbst auflösen, dann werde der Sender abfallen. Durch die Ringe seien die Vögel jederzeit zu identifizieren, falls sie irgendwo gefunden würden.

Der Sender schicke alle zehn Minuten ein GPS-Signal, erklärte Kämmerling. Durch das Signal können die Wissenschaftler den aktuellen Standort der jungen Greifvögel ermitteln. „Im Moment ist das natürlich noch nicht so spannend, weil sich die Tiere im Horst aufhalten“, sagte Kämmerling. Aber die Jungtiere fingen an, das Nest zu verlassen und ihre ersten Erfahrungen in der Umgebung zu machen. Die Eltern würden ihnen beibringen, wie sie Beute machen könnten. Bis zum Herbst werde der Nachwuchs selbstständig werden und bis zum Ende des Jahres wahrscheinlich die Bislicher Insel verlassen.

Seeadler sind monogam und standorttreu

Im Januar beginne die Paarungszeit, dann würden die Altvögel die Jungtiere nicht mehr in ihrem Revier dulden. Kämmerling ist zuversichtlich, dass die Eltern im nächsten Jahr auf der Bislicher Insel wieder Nachwuchs bekommen. Seeadler seien monogam, auch standorttreu, und dieses Paar harmoniere sehr gut miteinander, es suche weiterhin den Körperkontakt. „Sie sind noch verliebt.“