Rheinberg. Birgit Wildmann ist mit ihrem Auto liegengeblieben. Zufällig kam eine Polizeistreife vorbei, die prompt beim Reifenwechseln geholfen hat.

Solche Geschichten schreibt nur der Supersommer: Birgit Wildmann aus Orsoy hat am späten Nachmittag in Rheinberg zu tun. Die Sonne brennt. Da kommt ihr in den Sinn, einen Baumarkt anzusteuern, um einen Sonnenschutz fürs Haus kaufen. Doch sie kommt nicht weit. „Plötzlich fängt mein Auto an zu ruckeln und macht komische Geräusche“, erzählt sie. Sie fährt auf der Rheinberger Straße rechts ran, stoppt, steigt aus und sieht sofort, dass ein Reifen platt ist. Nun ist guter Rat teuer.

Die Möglichkeit, den Reifen selbst zu wechseln, gibt es nicht. „Ich weiß zwar, wie’s geht“, sagt die Orsoyerin, „aber mir fehlt wegen einer Erkrankung die notwendige Kraft.“ Sie greift zum Handy und ruft ihren Sohn Marvin an. Er setzt sich ins Auto, um seiner Mutter aus der Patsche zu helfen. Aber das dauert. Zwangsläufig.

In der Zwischenzeit kommt ein Streifenwagen der Polizei vorbei. Die Beamten sind gerade auf dem Weg nach Kamp-Lintfort. Polizei­oberkommissar Eskandarnaz registriert die Frau mit der Autopanne zwar, muss aber zu einem Einsatz weiterfahren. „Auf dem Rückweg steht sie immer noch da in der prallen Sonne und hat die Warnblinkanlage angeschaltet“, erzählt der 38-jährige Polizist, der auf der Wache in Rheinberg seinen Dienst tut. Er hält den Streifenwagen an und erkundigt sich bei der Frau, ob sie Hilfe brauche. Die sei unterwegs, sagt Wildmann. „Alles okay.“

Doch angesichts der tropischen Temperaturen bietet der Polizist seine Hilfe an. Er hat privat schon oft Reifen gewechselt. „Ich habe nachgeschaut und tatsächlich war alles an Bord, was man zum Reifenwechsel braucht“, erzählt er.

Also ran ans Werk. Der Schweiß rinnt. „Bei der Höllenhitze in der Dienstmontur ist das kein Wunder“, bemerkt Eskandarnaz. Für ihn ist es trotzdem selbstverständlich zu helfen. „Ich habe aber gleich gesagt, dass ich fahren muss, sobald ein Einsatz reinkommt“, sagt er. Es bleibt ruhig in der folgenden Dreiviertelstunde. Er kann seinen Helfer-in-der-Not-Job zu Ende bringen. Als Sohn Marvin an der Pannenstelle eintrifft, muss der nur noch die Muttern nachzuziehen. Den Rest haben die Beamten bereits erledigt. Die 57-Jährige kann sich für die Hilfe nur herzlich bedanken. „Das kam so plötzlich. Darauf ist man ja nicht vorbereitet“, sagt sie.

Aber sie hat auf Facebook die Story mit dem freundlichen Polizisten gepostet. „Das ist bei dieser Hitze ja nicht selbstverständlich“, sagt sie, „und sonst wird ja so oft schlecht über die Polizei geredet.“ Deshalb sei es ihr ja auch wichtig, dass viele von dem hilfsbereiten Einsatz erfahren. Das öffentliche Interesse am „Freund und Helfer“ sei riesig, freut sich die Orsoyerin: „Es gab viele positive Reaktionen und Lob.“ Und das gibt sie gerne weiter an den Reifenwechsler in Uniform. „Der hat das verdient.“

Polizist Eskandarnaz aber gibt sich bescheiden: „Es ist doch auch für uns eine schöne Bestätigung, wenn wir in einem Notfall helfen können.“