Wolfgang Trepper gastierte vor ausverkauftem Haus im Schwarzen Adler in Rheinberg und gab bei seiner Vorstellung ein besonderes Versprechen.
Rheinberg. Mein lieber Herr Gesangsverein – was kann sich der Mann schön aufregen. Wenn Wolfgang Trepper polternd und schimpfend auf der Bühne im Schwarzen Adler auf und ab geht und dabei immer lauter wird, je nachdem, worüber er sich gerade aufregt, dann kommt man aus dem Lachen nicht mehr raus. Aber gleichzeitig fragt man sich auch, wie er das alles behalten kann, was er da so an Unsinn in Fernsehformaten gesehen, in Boulevard-Blättern gelesen, in Schlagern gehört hat.
Und an vielen Stellen spricht der Kabarettist aus Rheinhausen einem aus der Seele, wenn er sich über Dumpfbacken wie die Freundinnen der Shopping-Queen auf VOX auslässt und den Satz einer der sieben um die Queen herumeiernden Verkäuferinnen auch in 100 Jahren nicht versteht: „Die Hose macht nichts für die Schuhe.“
Wolfgang Trepper: Ein Mann der derben Töne, vielschichtig, der kein Blatt vor den Mund nimmt, sich an manchen Stellen durchaus auch in die Kategorie „frauenfeindlich“ einsortiert. Wenn er zum Beispiel von der „Bratze Sofie Thomalla“ spricht, die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles als „Charisma-Kloake“ bezeichnet, im Zusammenhang mit der Me-too-Debatte einwirft, „mich hat noch keine angepackt“, und es bedauert, dass vor 130 Jahren die Prügelstrafe für Frauen abgeschafft wurde. Aber der 57-Jährige kann auch anders, beherrscht die lauten wie die leisen Töne, schafft es, sein Publikum zu fesseln und gleichermaßen zu berühren, erzeugt mit der Sprache Bilder im Kopf.
Wenn er zum Beispiel von seinem Vater erzählt, Schichtarbeiter, der seinen Sohn jedes Mal, wenn er ihn denn mal traf, fragte: „Und morgen?“. Und der Sohn erzählt, was er doof findet und so vorhat am nächsten Tag. Und der Vater steht vom Tisch auf, „und im Türrahmen hör’ ich ihn noch immer das gleiche sagen: ,Wirst schon sehen, was wichtig ist’“. Oder beim Abgesang auf die Bergarbeiter, wenn sich Trepper an seinen Tisch setzt, die Grubenlampe anmacht und mit sonorer Stimme erzählt, wie die Kumpel geschuftet haben, in 900 Meter Tiefe im engen und dunklen Stollen bei 35 Grad, liegend Kohle rausgehauen haben. „Diesen Text war ich Familienangehörigen und einigen Freunden schon lange schuldig“, sagt der Kabarettist, greift zu einer roten Handtasche und bittet das Publikum, beim Rausgehen tüchtig Scheine in die Tasche zu werfen.
Das Geld geht an das Dirk-Bach-Haus in Köln, ein 1996 eröffnetes Hospiz für Aids-Kranke, das seit sechs Jahren den Namen des im Oktober 2012 verstorbenen, bis heute unvergessenen Komikers trägt.
Seit zehn Jahren kommt Wolfgang Trepper regelmäßig in den Schwarzen Adler. Am Freitagabend bat er Adler-Chef Ernst Barten und seine Lebensgefährtin Luise Theile auf die Bühne und versprach: „So lange diese beiden Menschen da sind, komme ich jedes Jahr hier hin.“