Alpen. . Über die Zukunft des Kiesabbaus am Niederrhein ging es in einer Podiumsdiskussion mit Politikern, Industrievertretern und Gegnern in Alpen.
In der Bönninghardter Gaststätte Thießen ging es vorgestern wieder einmal zur Sache – der Kiesabbau war das Thema: Ortsvorsteher und „Ur-Heier“ Herbert Oymann und die „Heier-Kiesgegner“ hatten namhafte Politiker aus dem Düsseldorfer Landtag, dem Kommunalverband Ruhr (KVR), einen Vertreter der Kiesindustrie sowie rheinische Partnervereine – von der niederländischen Grenze bis nach Westfalen, die sich gegen den Kiesabbau zur Wehr setzen – zu einer Podiumsdiskussion rund um das Thema „Kies und Sand – Fluch oder Segen für den Niederrhein?“ eingeladen. Und alle kamen. Die Gäste, selbst die Landespolitiker von CDU, SPD, FDP und Grünen, befürchten durch neue Pläne des KVR und der Landesregierung einen „Raubbau“ am Niederrhein.
„Es soll ein interessanter, aber fairer Gedankenaustausch werden“, sagte der Ortsvorsteher einleitend. „Wir wollen keinen Krawall, keine Zwischenrufe.“ Beides blieb zu Gunsten einer sachlichen Diskussion aus. Unter der Leitung von Radio-KW-Moderator Sebastian Falke diskutierten die drei Landtagsabgeordneten Charlotte Quick (CDU), René Schneider (SPD) und Horst Becker (Bündnis 90/Grüne) sowie RVR-Chefplaner Martin Tönnes, FDP-Fraktionsvorsitzender beim RVR, Thomas Boos, Dr. Christian Winterberg vom Aktionsbündnis Niederrheinappell und Christian Strunk, ehemaliger Bürgermeister von Xanten und heute Geschäftsführer von Hülkens Kiesindustrie auf dem Podium vor und mit den rund 300 Gästen im Saal über künftige Abgrabungspläne am Niederrhein.
Gegen Ende der zweistündigen Veranstaltung sagte Moderator Falke überrascht: „Sie liegen ja kaum auseinander, setzen sie sich zusammen und einigen sich doch.“ Doch so einfach ist die Angelegenheit nicht. Es geht um Regionalentwicklung und den Landesentwicklungsplan (LEP), der auch Landwirtschaft, Kultur, Freizeitgestaltung, aber eben auch die Flächen für den Kiesabbau enthält. Und Letztere bleiben umstritten. Noch am 15. Mai soll im Landtag eine erste Anhörung hierzu stattfinden.
Für die Landtagsabgeordnete und Niederrheinerin Charlotte Quick ist „Kiesabbau ein sehr ernstes Thema.“ Sie stimmte mit den anderen beiden Landtagsabgeordneten Becker und Schneider überein, dass ein Planungshorizont von 25 Jahren für den Kiesabbau im LEP zu lang sei. Und RVR-Chefplaner Tönnes gab zu, dass dann noch neue Flächenvorschläge kommen. Kies-Gegner Winterberg wusste von 200 Hektar. „Das sind 420 Fußballfelder, die noch ausgewiesen werden.“
Die Landtagsabgeordnete Quick verglich den Kiesabbau am Niederrhein am Ende mit den Ereignissen rund um den Hambacher Forst und befürchtet spätere Kritik ihrer Kinder. Ihre Alternativ-Vorschlag lautet daher: „Bevor man neue Abgrabungen macht, fördert doch erst mal tiefer. Denn keiner weiß, wie es unter der Wasseroberfläche aussieht.“ Boos, im Hauptberuf Architekt, forderte dagegen mehr Holzbau. Und auch der Ruf nach dem Kies-Euro kam während der Podiumsdiskussion dann wieder auf. Charlotte Quick verbreitete zum Schluss noch Hoffnung: „Ich sehe schon das Ende des Kiesabbaus kommen...“
Das Problem sei aber noch nicht gelöst, so der Tenor der Veranstaltung. Denn: Brücken sind marode, Straßen kaputt. Und: „Ein Autobahnkilometer braucht 260.000 Tonnen Kies“, sagte Falke. Und der Landtagsabgeordnete Schneider wusste dann auch bereits von neuen Forderungen: Auch am Südrand der Leucht könnte Kies abgegraben werden....