Moers. . Der Kreisverband Niederrhein hat 2018 über 1,1 Millionen Euro für seine Mitglieder erstritten. Der Vorsitzende Horst Vöge fordert ein Umdenken.
Über 1,1 Millionen Euro an Nachzahlungen hat der VdK-Kreisverband Niederrhein im vergangenen Jahr für seine Mitglieder vor Gericht erstritten. Und: Der Vorsitzende Horst Vöge fordert vor dem Verbandstag am Samstag in Neukirchen-Vluyn eine „Umstellung unseres Wertesystems, wenn wir unsere sozialen Standards halten wollen“.
Dass diese sozialen Standards in Gefahr sind, merkt der Sozialverband VdK auch am steigenden Interesse an seiner Arbeit. Seit Jahresbeginn gibt es allein im Kreisverband Niederrhein (Kreise Wesel, Kleve und Stadt Duisburg) 905 neue Mitglieder, im gesamten vergangenen Jahr waren es 3324. Ende 2018 waren 27.948 Mitglieder im Kreisverband organisiert, fünf Jahre zuvor waren es 20.702. Das 15-köpfige Team mit sieben Volljuristen hat nach VdK-Angaben jährlich rund 10.000 Kontakte in Sprechstunden.
Arbeitsverdichtung macht viele Menschen krank
Hinter den Zahlen verbergen sich nicht selten menschliche Schicksale. Unterschiedliche Auffassungen zu Rentenfragen, besonders bei Erwerbsminderungsrenten, sind das häufigste Gesprächsthema bei Beratungen im Kreisverband. Horst Vöge: „Wir stellen fest, dass in den vergangenen Jahren psychische Erkrankungen auf Grund von Arbeitsverdichtung vorrangig sind. Vor zehn Jahren waren noch körperliche Gebrechen die Hauptursache für einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente.“
Ein besonderes Interesse hat der VdK auch an der Pflege im Kreis Wesel. Bis 2030, so die Prognose, wird sich die Zahl der Leistungsbezieher aus der Pflegeversicherung mehr als verdoppeln. Eine Zahl fällt dabei besonders auf: Schon jetzt werden laut VdK im Kreis Wesel 15.000 der insgesamt 25.000 Leistungsbezieher durch pflegende Angehörige betreut. Horst Vöge: „Auf diese Weise werden rund 2500 hauptberufliche Pflegekräfte ersetzt.“
Renten sichern, um Pflege zahlen zu können
Hier fordert der VdK etwa eine stärkere Absicherung von Renten, um die Kosten der Pflege bewältigen zu können. Ebenso wichtig seien mehr Ausbildungsmöglichkeiten in der Altenpflege. Auch die Kommunen sieht der VdK hier in der Verantwortung. Generell, so Horst Vöge, müsse man sich „andere Finanzierungswege einfallen lassen“, um die heutigen Standards halten zu können.
Aus technischer Sicht hat der VdK Niederrhein inzwischen auf elektronische Akten umgestellt. Überraschend: Wenn solche Akten zur Klärung von Ansprüchen an Verwaltungen gingen, kämen oft Papierakten zurück.