Das Ehepaar aus Sonsbeck-Labbeck feiert Diamanthochzeit. Kennengelernt haben sie sich vor über 60 Jahren im Tante-Emma-Laden in Duisburg.
Sonsbeck-Labbeck. Es ist so etwas wie eine Liebeserklärung, die Klaus Koch seiner Ehefrau macht: „Am Montag wurde meine Uschi vom Goldstück zum Diamanten gekürt.“ Nicht nur, weil die beiden gestern 60 Jahre verheiratet sind und Diamanthochzeit feiern konnten, sondern auch, weil sie, so gibt der 80-Jährige unumwunden zu, sein Hobby ist. Und die Politik, der Garten, seine Eisenbahn, das gemeinsame Pilze sammeln.
Auf Montage in Duisburg
Und weil sich keiner von beiden ein Leben ohne den anderen vorstellen kann. „Wir haben immer zusammen gehalten“, sagt Ursula Koch. Und während sie das sagt, steht sie in Gedanken in dem kleinen Tante-Emma-Laden ihrer Mutter im Duisburger Stadtteil Marxloh, wo sich die beiden zum ersten Mal begegnet sind. Sie war 16, half ihrer Mutter immer nachmittags im Laden. Ihr Mann war auf Montage in Duisburg, hat den vierten Hochofen mitgebaut.
„Man musste sich, wenn man für die Firma unterwegs war, eine Bleibe suchen, am besten privat, das war billiger“, erzählt Klaus Koch. Er fand ein Zimmer bei Leuten, die zwei Häuser weiter wohnten. „Um 17 Uhr hatte er Feierabend, dann ist er immer zu uns in den Laden gekommen, hat sich mit dem Nötigsten eingedeckt“, weiß Ursel Koch noch genau. Und auch, dass er immer das Gleiche einkaufte: „Ein halbes Brot, zwei Apfelsinen, ein Viertelpfund gute Butter.“ Das Brot musste vom Vortag sein, frisches habe er wegen Magenproblemen nicht vertragen. Und sie kann sich auch noch gut an die erste Begegnung erinnern. „Er war für sein Alter sehr erwachsen. Ernsthaft, sachlich. Die Jungen aus meiner Clique waren so albern.“ Bei ihr habe es eigentlich sofort am ersten Tag gefunkt, sagt Ursel Koch. „Bei meinem Mann hat das ein bisschen gedauert“.
Er nickt, erzählt von seiner Ausreise aus der ehemaligen DDR. 18 war er, sollte zur Armee, was er auf keinen Fall wollte. „1955 bin ich aus Thüringen weg.“ Ganz legal, nicht geflohen. Klaus Koch hatte die Lücke genutzt, die es unter Walter Ulbricht gab: „Als die Russen den Aufstand der Bauarbeiter für höhere Löhne am 17. Juni niederwalzten, gab es für kurze Zeit Reiseerleichterungen in dringenden Familienangelegenheiten“. Klaus Koch erinnerte sich an eine Tante, die an der deutsch-luxemburgischen Grenze lebte und einen Paten für das Neugeborene suchte. Er beantragte bei der Volkspolizei einen Freifahrtschein, der für fünf Tage galt, packte seinen kleinsten Koffer – „bei einem großen Koffer hätten die Behörden sofort gewusst: der kommt nicht wieder.“
Und er kam in der Tat nicht wieder, blieb im Westen, kam über Umwege nach Düsseldorf, arbeitete ein Jahr als Schlosser, Schichtarbeit. Dann fing er bei der Firma Demag Stahlbau an – und landete in Marxloh, lernte in dem kleinen Lebensmittelladen seine spätere Ehefrau kennen, mit der er zwei Söhne und eine Tochter hat. Am 25. Februar 1959 wurde standesamtlich in Duisburg-Hamborn geheiratet, „unser Ältester kam im August zur Welt“, erzählt Ursel Koch und lacht. Sie hat die Kinder groß gezogen, mit ihrem Mann zusammen fast 50 Jahre lang nebenbei eine Heißmangel betrieben, nachmittags von 14 bis 19 Uhr. „Als wir damit anfingen, war unser Ältester fünf, die Tochter zwei Jahre, der jüngste Sohn sechs Monate alt.“
Von 1968 an sind die beiden mit ihren Kindern immer nach Labbeck gefahren und haben auf Spetenkath gecampt. Erst im Wohnwagen, dann im Mobilheim. 33 Jahre lang. Labbeck war zu ihrer zweiten Heimat geworden – und wurde vor 20 Jahren ihr neues Zuhause, als sich Klaus und Ursel Koch entschlossen, am Birkenweg zu bauen. Sie fühlen sich wohl, haben eine gute Nachbarschaft. Vom Wintergarten aus können sie über das freie Feld blicken bis zum Campingplatz Spetenkath. Beide sind immer viel Rad gefahren und gewandert, Ursel Koch singt leidenschaftlich gerne im Kirchenchor, der für sie auch die Lieder einstudiert hat, die sie so gerne auf ihrer Diamanthochzeitsfeier hören möchte.
Die wird natürlich groß gefeiert, am Samstag, 2. März, ab 17 Uhr im Landgut am Hochwald. Ach ja: Was ihr Rezept für 60 gute, gemeinsame Jahre ist? „Viel Zuneigung, Vertrauen, gegenseitige Achtung.“