Rheinberg. . Awo-Mitarbeiter vom Niederrhein sind gestern in Rheinberg auf die Straße gegangen. Verdi fordert zehn Prozent mehr
„Warum wir hier sind? Weil wir mehr Geld wollen!“ Eine klare Ansage der Awo-Mitarbeiter und Demonstranten, die gestern durch die Rheinberger Innenstadt gezogen sind. Rund 250 Mitarbeiter folgten dem Aufruf der Gewerkschaft Verdi und setzten sich für bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen ein. Mit Trillerpfeifen bewaffnet ging es vom Stadtpark über Innenwall, Kamper Straße und Gelderstraße wieder zur Kundgebung in den Stadtpark.
Faire Behandlung
Geschlossen war gestern auch die Awo-Kindertagesstätte an der Königsberger Straße. „Wir möchten endlich die zehn Prozent mehr Lohn, die uns zustehen“, sagte Anne Vahrenholt, Kinderpflegerin der Kita. „Gleiche Arbeit – gleicher Lohn“, betont Vahrenholt, „das ist doch wirklich nicht zu viel verlangt.“ Die Rufe nach zehn Prozent waren laut – Erzieher, Altenpfleger und Sozialarbeiter, die bei der Awo beschäftigt sind, wollen genauso viel verdienen, wie die Kollegen im öffentlichen Dienst. „Aber auch Kollegen bei der Caritas oder Diakonie verdienen mehr“, erklärte eine Altenpflegerin, die am Streik teilnahm. „Wir möchten fair behandelt werden und die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen, dass wir teils nur noch mit einer Notbesetzung arbeiten und menschenwürdige Pflege anders aussieht.“
Das sei auch der Grund, warum unter den Streikenden kaum Mitarbeiter aus dem Bereich der Altenpflege seien. „Das ist ein sensibler Bereich, es stehen Menschenleben auf dem Spiel“, betonte eine Altenpflegerin aus Kamp-Lintfort. „Wir sind so unterbesetzt, dass wir uns einen Streik kaum leisten können und damit auf der Straße unterrepräsentiert sind.“
Gegenüber der Awo-Beratungsstelle an der Bahnhofstraße wurde Kreisverbandsgeschäftsführer Bernd Kwiatkowski aufgefordert, sich den Demonstranten zu stellen. Gefordert sind zehn Prozent auf 13 Monate Laufzeit. „Natürlich empfinde ich die Forderungen als gerechtfertigt“, gibt Kwiatkowski zu. „Dennoch ist das Problem der Refinanzierung da und die Forderungen sind einfach zu hoch.“ Krankenkassen und andere Kostenträger würden da nicht mitspielen. Man müsse die Höhe der Forderung und die Laufzeit diskutieren, so Kwiatkowski. „Mein Herz schlägt da schon auf beiden Seiten.“
Verdi-Gewerkschaftssekretär Frank Dücker freute sich, dass viele Awo-Mitarbeiter den Weg nach Rheinberg fanden. „Wir haben den Warnschuss gegeben und müssen – wenn nichts passiert – dann länger oder dauerhaft streiken“, betont Dücker. „Nur wenn es weh tut, merkt man dann doch schnell, dass sich die Arbeitgeber Gedanken machen.“
Die nächsten Tarifverhandlungen sind für den 6. und 7. März angesetzt. „Vorsichtshalber auf zwei Tage“, erklärt Dücker. „Wenn dann nichts passiert, müssen wir tatsächlich länger streiken und in gewissen Bereichen die Daumenschrauben anziehen.“ Auch Verdi-Kollegin Dagmar Acosta Navarro forderte sowohl mehr Gehalt, als auch mehr Wertschätzung. „Gerade in sozialen Berufen sind mit über 80 Prozent Frauen am stärksten vertreten“, sagte Acosta Navarro. „Auch die Teilzeitbeschäftigung ist in diesen Bereichen weit über Durchschnitt verbreitet.“ Die Awo-Kitas haben ab heute wieder regulär geöffnet. Falls neue Streiktermine anstehen, werden die Eltern informiert.