Tischlermeister Richard Kerkhoff aus Menzelen ist zurück vom Dach der Welt. In Nepal hat er nach dem Erdbeben vor vier Jahren geholfen.

Alpen-Menzelen. Eigentlich wollte Tischlermeister Richard Kerkhoff im November seine modern eingerichtete Werkstatt in Menzelen-Ost für eine Weile verlassen, um eine bei dem verheerenden Erdbeben vor gut drei Jahren bis auf das Erdgeschoss zerstörte Schule im nepalesischen Bergdorf Drumthali in der Himalaya-Region wieder aufzubauen. Gemeinsam mit 24 Helfern und je einem Dolmetscher, Arzt und Koch sollte die Schule in nur zwei Wochen um ein Obergeschoss mit vier Klassenräumen in Holzständerwerk-Bauweise erweitert werden. Dafür hat der Freundeskreis Nepal jahrelang Spenden gesammelt, bis schließlich Materialien im Wert von insgesamt 40.000 Euro auf die lange Reise geschickt werden konnten. Aber dann kam alles ganz anders.

„Die drei Container sind nur bis Kalkutta gekommen. Dort liegen sie immer noch, weil der indische Zoll die Ausfuhr nach Nepal verweigert“, berichtet Richard Kerkhoff, der inzwischen in seine Werkstatt zurückgekehrt ist. Weil die Helfer aber längst vor Ort waren, wurde kurzerhand Plan B in Angriff genommen. „Es gab dort eine Schule für Frauen im Alter zwischen 25 und 65 Jahren, die lesen und schreiben lernen. Dabei handelte es sich um eine Wellblechhütte ohne Fenster“, erzählt Kerkhoff. Also Ärmel hochgekrempelt und los ging’s.

Keine Bürokratie

In den Nachbarorten wurden Holzplatten gekauft, in Ermangelung von passenden Scheiben aus Plastikfolie Fenster erstellt und das Ganze dann mit einem ordentlichen Anstrich versehen. Jetzt war das Schulgebäude fertig. Was noch fehlte, war das Inventar. „Wir haben überall in der Gegend brauchbare Teile gesammelt und daraus Schulbänke gebaut. Im Freien, eine Werkstatt hatten wir dort ja nicht“, erzählt Kerkhoff.

Bei Temperaturen um die 25 Grad war das nicht schwer. Immer wieder mussten Kerkhoff und das Team beide Augen zudrücken, beispielsweise bei der Stromversorgung der Unterrichtsräume. „Es gibt dort nur zwei Phasen. Eine läuft rundherum an der Wand lang, die andere ist an einer Stelle unterbrochen und um einen Nagel gewickelt. Wird Strom benötigt, legt man das andere Ende einfach darüber.“ Um Baugenehmigungen oder andere behördliche Regelungen brauchten sich die Handwerker nicht kümmern. Bürokratie? Fehlanzeige.

Was hierzulande ewig lange Verfahren erforderlich macht, geht in Nepal ganz fix, staunt Richard Kerkhoff: „Als die Hauptstraße verbreitert werden sollte, wurde einfach eine Linie gezogen und alles, was drüber stand, abgerissen.“ Kerkhoff schwärmt von der Schönheit des Landes, von einmaligen Sonnenuntergängen über dem Himalaya, von einem beeindruckenden Sternenhimmel. Aber wenn die Helfer nach Feierabend durchs Dorf gegangen sind, haben sie auch die Armut der Menschen erlebt. „Da lag eine Frau seit vier Monaten mit einem Oberschenkelhalsbruch in ihrer Hütte, weil sie kein Geld fürs Krankenhaus hat. Für eine Operation ist es zu spät, aber der Verein schickt ihr wenigstens eine Pflegerin“, so Kerkhoff. Nach zwölf Tagen war die Mission der Helfer erfüllt.

Zum Abschied haben die Bewohner ein großes Fest organisiert. „Es war extra ein Schamane gekommen, der uns Tücher und Blumenketten umgelegt hat. Dann wurde getanzt.“ Trotz widrigster Umstände, geschlafen wurde im Gerätehaus oder auf Luftmatratzen unter freiem Himmel. Die hygienischen Voraussetzungen fallen in die Kategorie „Augen zu und durch“. Aber für Richard Kerkhoff steht fest: „Ich würde das jederzeit wieder machen.“