Die 17-jährige Lara Clow aus Alpen bereiste als Austauschschülerin ein Jahr lang die USA und lernte dabei ganz unterschiedliche Kulturen kennen.
Lara Clow kann mit Fug und Recht behaupten, die USA zu kennen. Sie hat die Vereinigten Staaten von Amerika kennengelernt. Von Osten bis Westen, von Norden nach Süden hat die Austauschschülerin aus Alpen den Kontinent bereist. „Von Staat zu Staat sind die Menschen anders. Aber Texas ist ganz speziell, es ist fast wie ein eigenes Land inmitten der USA“, erinnert sich die Schülerin der Unesco-Gesamtschule Kamp-Lintfort, die, wenn sie nicht gerade auf Reisen war, in Saint Charles, einer Kleinstadt in der Nähe von Chicago, gelebt hat. Möglich gemacht hat diesen Austausch der Rotary Club Kamp-Lintfort/Grafschaft Moers.
Eine Bedingung des Clubs ist es, dass die Austauschschüler während ihres Auslandsaufenthaltes bei mehreren Gastfamilien leben, um möglichst viel über die Kultur des Landes zu erfahren. „Die erste Gastfamilie stammte aus Indien. Ich habe sehr viel über ihre Kultur gelernt, und wir haben Tempel besucht“, erzählt Clow.
„Die zweite Gastfamilie war typisch amerikanisch, außer dass sie sich vegan ernähren“, so die junge Alpenerin, die während ihres US-Jahres die elfte Klasse der örtlichen Highschool besucht hat – und das mit großem Erfolg. „Der Geschichtslehrer hat mir bescheinigt, die Beste in der Klasse zu sein, auch wenn es im ersten Halbjahr nur um amerikanische Geschichte ging.“ Im amerikanischen Schulsystem ist die Fünf die bestmögliche Note. Mit einem Notendurchschnitt von 4,8 im Jahresabschlusszeugnis erhielt Clow sogar die Einladung zur National Honor Society, einer ehrenwerten Gesellschaft, der nur die besten Schüler des Landes angehören. „Leider war ich schon wieder zu Hause, als die Veranstaltung stattfand“, bedauert die 17-Jährige.
Dass die meisten ihrer Mitschüler meilenweit von solchen Traumnoten entfernt sind, liegt vornehmlich an den hohen amerikanischen Studiengebühren von 40.000 Dollar und mehr im Jahr. „Für viele führt der Weg zur Universität nur über ein Sportstipendium. Deshalb konzentrieren sich die Schüler dreieinhalb Stunden täglich auf den Sport und vernachlässigen dabei das Lernen“, erzählt Lara Clow, die trotz bewusster Ernährung in den ersten drei Monaten zehn Kilogramm zugenommen hatte. „Das ist normal, alle Schüler, die nach Amerika gehen, kommen mit zehn Kilo Übergewicht zurück“, berichtet Rotary-Mitglied Edith Catrein-Diering. Und auch in zwischenmenschlichen Dingen musste sich die 17-Jährige ebenfalls umstellen: „Die Menschen sind sehr oberflächlich, sagen, dass sie dich ganz toll finden, auch wenn das gar nicht stimmt. Es braucht Zeit, bis man hinter den eigentlichen Charakter kommt.“
Was die Meinung über Deutschland betrifft, gibt es unter den Mitschülern zwei Lager, sagt Lara Clow: „Ein kleiner Teil glaubt, hier bei uns laufen alle in Lederhosen rum und trinken Bier. Aber die meisten sehen in Deutschland ein vorausschauendes, wirtschaftlich gut aufgestelltes Land, das sehr umweltfreundlich ist. Vor allem im Bereich der erneuerbaren Energien sehen sie uns als Vorreiter.“
Angenehm in Erinnerung hat Clow behalten, dass Amerikas Jugend sehr politisch ist. „Egal, ob sie für oder gegen Trump sind, sie können das bis zum Ende schlüssig argumentieren.“ Eine klare Meinung zum Präsidenten hatte daher auch Lara Clows amerikanische Gastmutter. Clow: „Sie hat jeden Morgen zwei Stunden die Nachrichten geguckt und dann gesagt: Wir schämen uns dafür, dass er unser Land regiert.“