Rheinberg/Alpen/Sonsbeck/Xanten. . Tankstellenpächter haben keine Sorge, dass das Benzin knapp wird. Auch der Bundesverband der Freien Tankstellen betont, dass keine Krise herrscht
Seit Wochen beherrschen Schlagzeilen wie „Lieferengpässe spitzen sich zu!“, „Tanken wird zum Glücksspiel!“ oder „Leere Tankstellen in NRW!“ die Presse.
Eine Panikmache, die Gerhard Scharmann nicht nachvollziehen kann. Der Pächter der Freien Tankstelle Grünthal in Alpen weiß auch von seinen Zulieferern, dass es zu Verzögerungen kommen kann. Aber von einer Öl-Krise wie in den 70er Jahren sei man doch weit entfernt. „Es ist ja nicht so, dass der Rohstoff knapp ist“, so Scharmann, der seit vier Jahren die Tankstelle an der Xantener Straße betreibt. „Vielmehr liegt das Problem bei den Verkehrswegen – sprich durch den niedrigen Wasserpegel des Rheins verzögern sich die Lieferungen von Benzin und Diesel schlimmstenfalls.“ Wenn es überhaupt zu Engpässen kommen sollte, dann höchstens für einen halben Tag. Auch Alican Yusuf kann die Aufregung um das Thema Sprit-Knappheit nicht ganz verstehen. Das liege natürlich daran, dass er selbst noch keine Einschränkungen hatte. Seit zwölf Jahren betreibt Yusuf die Oil-Tankstelle an der Römerstraße in Rheinberg.
Hamsterkäufe keine Seltenheit
„Wir würden schnell mitbekommen, wenn Tankstellen in der Umgebung durch einen Lieferengpass betroffen wären“, so Yusuf. „So etwas spricht sich schnell rum in einer kleinen Stadt wie Rheinberg.“ Dennoch muss Alican Yusuf zugeben, dass er in letzter Zeit einen steigenden Kundenzulauf registriert. „Das kann aber auch einfach aufgrund der Berichterstattung sein, dass Autofahrer auf Nummer sicher gehen möchten und daher immer wieder für einen vollen Tank sorgen“, sagt Yusuf und betont, dass dies aber nur Mutmaßungen und subjektive Beobachtungen seien. Zudem sei man als Pächter in die Logistik und die Lieferungen gar nicht so explizit eingebunden. „Wenn bei uns der Sprit zur Neige geht, wird die Anlieferung durch die Gesellschaft in die Wege geleitet.“
Auch Stephan Zieger, Geschäftsführer vom Bundesverband Freier Tankstellen, möchte nicht von einer Krise sprechen. „Momentan herrscht ein großes Durcheinander, keine Frage“, sagt Zieger. „Das größte Problem ist tatsächlich die Knappheit von Transportmitteln aufgrund des niedrigen Rheinstands.“ Auch die Preissituation sei je nach Region sehr schwankend. „Je südlicher, desto angespannter“, weiß Zieger. „Denn, was in den Medien kaum Erwähnung findet, ist, dass es Anfang September einen Großbrand in einer Raffinerie in Bayern gab und damit die Situation noch verschärft wurde.“ Für Autofahrer sei die Situation momentan schwer einzuschätzen, bestätigt Zieger. Daher seien Hamsterkäufe an den Tankstellen keine Seltenheit. Nach dem Motto „Wir wissen nicht, wo der Blitz einschlägt“, gehen die Kunden auf Nummer sicher.
Situation für Logistiker schwierig
Für die Logistiker ist die aktuelle Situation alles andere als einfach. „Über den Wasserweg werden pro Schiff normalerweise 2000 Tonnen an Sprit bewegt“, so Zieger. „Das entspricht etwa 80 bis 150 Lkw-Ladungen.“ Dadurch seien die schwankenden Preise zu erklären und auch eventuelle Verzögerungen bei der Belieferung. Momentan sei die Situation aber noch so entspannt, dass es, wenn überhaupt, zu Lieferengpässen von einem Tag kommen würde.