Alpen. . Sieben Alpener Gruppen und Vereine mit insgesamt 253 Sängern aus 14 Nationen traten ein für Nächstenliebe, gegenseitigen Respekt und Toleranz.
Im Agro-Forum der Firma Lemken waren am Wochenende rund 900 Menschen Zeuge eines einzigartigen Projektes. Sieben Alpener Gruppen und Vereine mit insgesamt 253 Sängern aus 14 Nationen setzten mit „Home Alpenmusik“ ein Zeichen für Nächstenliebe, Respekt und Toleranz.
„Eine Willkommenskultur alleine reicht nicht. Man muss aufeinander zugehen. Es braucht jemanden, der einem entgegenkommt und sein Haus öffnet“, erklärte Patrick Depuhl, der das Konzert am Samstagabend gemeinsam mit Anne Gesthuysen moderierte. Die in Veen aufgewachsene Fernsehmoderatorin und Buchautorin musste bei der Anfrage von Bürgermeister Thomas Ahls nicht lange überlegen: „Musik ist eine internationale Sprache, mit der Integration einfach besser funktioniert.“
Lange vor Beginn fieberte Sidra ihrem großen Auftritt entgegen. Die 13-Jährige kam vor zwei Jahren aus Syrien nach Alpen. Die Musik habe ihr geholfen, Freunde zu finden und die Sprache zu lernen: „Hier ein Solo zu singen, ist ein Traum für mich. Ich bin sehr nervös, aber ich schaffe das.“ Musik ist für Sidra nicht nur ein Wegbereiter zur Integration: „Immer wenn ich Heimweh habe, hilft sie mir.“
Ein Motor dieses Projektes war Judy Bailey, die sechs Titel sowohl für die Konzerte als auch die CD „Home Alpenmusik“ komponierte. Depuhl verglich den Abend in seiner Anmoderation mit einer Fahrt auf dem Kinderkarussell: „Sie können sich auf das Feuerwehrauto setzen oder das Einhorn reiten, es ist für jeden was dabei.“ Gerade diese Vielfalt unterstrich den Geist der Veranstaltung.
Den Auftakt machte der Musikverein Menzelen mit „Country Roads“, bevor sich der Bönninghardter Kirchenchor mit dem Titel „Schau auf die Welt“ dankbar für die Schöpfung Gottes zeigte. Die Auswahl der Stücke hatten Vereine und Gruppen in der Hand, einzige Bedingung: Sie sollten das Motto „Home“ (Heimat) herausstellen.
Für den Menzelener Gospelchor „Confidence“ ist das gleichbedeutend mit Gott. So kam es zum wunderschönen Lied „Awesome God“. Bereits nach den ersten Titeln entstand eine unbeschreibliche Atmosphäre. Menschen hatten Tränen der Freude in den Augen, Wärme breitete sich aus und die Gewissheit, dass Frieden mehr sein kann als nur ein Wort. Als wenig später der Kinder- und Jugendchor Menzelen den Willkommensgruß „Zuhause“ anstimmte, dürfte so mancher Besucher eine Gänsehaut bekommen haben: „Zuhause ist da, wo deine Freunde sind, hier ist die Liebe umsonst.“
Im Anschluss ging es laut her, denn Baileys Aufforderung „Make some noise“ ließ sich das Publikum nicht zweimal sagen. Niemanden hielt es mehr auf den 300 Pappsitzen, die die Alpener vom evangelischen Kirchentag in Dortmund mitgebracht hatten. Wenig später wurden die Pappmöbel zu Cajons, als Daniel Jakobi mit den Besuchern eine „Percussion-Session“ startete. Gastgeberin Nicola Lemken zeigte sich davon tief beeindruckt: „Ich habe die ganze Zeit eine Gänsehaut, so habe ich die Halle noch nicht erlebt.“
Dieses Gefühl sollte sich nach der Pause noch steigern. Als äußeres Zeichen der Gemeinsamkeit stellten sich die Interpreten unabhängig von ihren Chören bunt gemischt auf und sangen gemeinsam, unterstützt vom Menzelener Musikverein und der Judy-Bailey-Band.
Einer der Höhepunkte an diesem wunderbaren Konzertabend war zweifellos der Auftritt von Sidra, die mit dem Titel „So viel von was ich bin“ ihr Heimweh besang und dafür minutenlangen Beifall erntete. Danach bekannte sie, dass Integration sehr wichtig ist, aber nie die Heimat ersetzen kann: „Ich vermisse meine Freunde in Syrien, unser Haus und die Schule.“
Am Ende wollte Gesthuysen vom Bürgermeister wissen, ob dieses Beispiel in NRW Schule machen sollte. Ahls: „Wir stehen auf jeden Fall zur Verfügung. Gastfreundschaft liegt bei uns in den Genen.“