Die Xantenerin Constanze Misch hat sich einen Hänger für die Behandlung von Pferden umbauen lassen. Die Therapie stärket das Immunsystem.

Xanten. Constanze Misch bedampft Pferde. Aber nicht mit dem Dampf von kochendem Wasser in einem Kessel, sondern mit einer Sole-Sauerstoff-Lösung und einem Ultraschallvernebler – ein Gerät, das elektrische Energie in mechanische Schwingungen umwandelt. Durch die besonders schnellen Schwingungen lösen sich kleinste Teile einer Inhalationsflüssigkeit. Nur so sind die in Sole gelösten Wirkstoffpartikel klein genug, um beim Inhalieren ohne Inhalator in die Atemwege und Bronchien zu gelangen.

Es ist ein Gerät, das eigens für Pferde entwickelt wurde, die Allergien haben gegen Staub, Pollen und immer öfter auch gegen Heu, Zivilisationskrankheiten, die auch bei den Warmblütern angekommen sind. Den Vernebler, um Pferde mit Sole therapieren zu können, hat sich Misch vom Hersteller in einem Pferdeanhänger einbauen lassen, den die 40-Jährige dafür hat umrüsten lassen.

Damit fährt sie zu Pferdebesitzern, die ihrem Tier etwas Gutes tun wollen. „Die Sole ist nicht dopingaktiv, auch Sportpferde können weiter auf Turnieren reiten. Die Therapie regt den Stoffwechsel an und stärkt das Immunsystem, die Pferde bekommen Energieschübe“, erklärt die Marienbaumerin. Wenn ein Pferd allerdings eine Heuallergie hat, reicht es nicht aus, das Tier in den Soleanhänger zu stellen: „Sole unterstützt den Heilungsprozess und das Abhusten des Schleimes“, sagt die Mutter einer zweijährigen Tochter. 45 Euro kostet eine Bedampfung, 45 Minuten atmen die Pferde dabei eine Solelösung mit Salz aus dem Toten Meer und negativ ionisiertem Sauerstoff ein. Für 150 Euro kann man den Spezialanhänger einen ganzen Tag lang mieten, 560 Euro kostet er für sieben Tage. „Meist tun sich Pferdebesitzer zusammen und mieten ihn für eine ganze Woche“, sagt sie. Der Anhänger wird regelmäßig desinfiziert. Und: Sollten der Platz und das Tier es zulassen, kann der Besitzer gerne kostenfrei „mitinhalieren“.

Viele Besitzer schicken ihre Pferde für drei Monate zur Kur, fahren mit ihnen an die Nordsee, wo es Pferdeställe gibt, die auf Allergien, Atemwegs- und Hauterkrankungen spezialisiert sind. Seit Anfang Juli können sie sich den Weg sparen und das Solemobil von Misch buchen, in dem zwei Pferde gleichzeitig bedampft werden und während der Therapie auch in aller Ruhe fressen können. Und damit es ihnen im Winter nicht zu kalt wird, hat sie einen Heizstrahler in den Anhänger einbauen lassen. „Während der Inhalation in dem Soleanhänger fangen die Pferde an zu schwitzen. Meist verschlimmert sich der allergische Husten zu Beginn der Therapie, weil Sole den Schleimhäuten Wasser entzieht, die Flimmerhärchen abschwellen und der Sekret dann abgehustet wird“, sagt sie. Außerdem entstehe durch die Sole erstmal vermehrt Juckreiz, der sich aber schnell lege.

Pferde werden immer sensibler

Misch, die eigentlich Journalistin werden wolle, dann aber in die Automobilbranche gerutscht ist, liebt Pferde. Sie reitet, seit sie sechs Jahre alt ist, hat zwei Pferde, den zwölfjährigen Wallach Rocky und das vier Jahre alte Pony Caya. Ihre Pferde stehen mit 73 weiteren auf dem Rosenhof an der Trajanstraße in Xanten, einer Stallanlage mit großen Boxen. Jede Box hat einen kleinen Auslauf nach draußen, wie eine eigene Terrasse. Besitzer sind Landwirt Alexander Kiwitz und seine Frau Heike Heitmann-Kiwitz. Sie findet es gut, dass Misch die Idee mit dem Solemobil hatte. Denn in der Tat hätten Allergien und andere Zivilisationskrankheiten bei Pferden zugenommen. Die Tiere würden immer sensibler und pflegeintensiver.

„Als ich vor 35 Jahren angefangen habe, zu reiten, waren Pferde robuster, stärker, aber auch unsensibler.“ Heute gehe die Tendenz dahin, schöne und bewegungsstarke Pferde mit kleinerem Kopf, schlankem, filigranen Körperbau und längeren Beinen zu züchten. Und die seien deutlich anfälliger für Krankheiten des Bewegungsapparates und der Atemwege. „Darauf müssen wir uns als Reitbetrieb einstellen“, sagt Heike Heitmann-Kiwitz. Sie hat festgestellt, dass Pferde oft zu wenig geritten werden -- „und auch zu schlecht“.