Rheinberg. . Mirjam Klaas und Beate Bergmann sind Mitarbeiterinnen im Hospiz Haus Sonnenschein. Sie berichten von ihrer nicht immer einfachen Arbeit.

Manche sind nur ein paar Tage oder Wochen da, andere leben Monate im Hospiz Haus Sonnenschein. „Man weiß nie, wann ein Mensch stirbt. Da kann sich derjenige am Morgen noch sein Leibgericht zum Mittag gewünscht haben. Dann bringt man es ins Zimmer und der Mensch ist tot. Sowas kommt immer plötzlich und unerwartet“, sagt Mirjam Klaas. Sie ist seit 2010 Pflegedienstleiterin des Hospizes in Rheinberg.

„Seit ich hier bin, sind die acht Bewohnerzimmer immer besetzt gewesen“, sagt sie. Die Menschen, die ins Haus Sonnenschein wohnen, stammen von überall her. „Unser Einzugsgebiet ist groß. Die Menschen kommen aus Dinslaken, Voerde, aus dem ganzen Kreis Wesel“, so Klaas. Die meisten Menschen im Hospiz leiden unter einer Krebserkrankung.

Pflegeaufwand ist nicht mehr leistbar

„Die Menschen kommen in ganz unterschiedlichen Stadien zu uns. Manche früher, weil die Verwandten den Pflegeaufwand zu Hause nicht mehr leisten können. Andere wirklich nur für die letzten Tage zu uns“, erklärt Beate Bergmann, seit 1998 Leiterin des Hospizes.

Manche Bewohner – Mirjam Klaas und Beate Bergmann sagen im Gespräch nie das Wort „Patient“ – sind sehr krank und benötigen viel Pflege, andere gehen gerne aus. „Wir wollen den Menschen nicht das Gefühl geben, dass sie hier wie im Krankenhaus leben. Angehörige und Freunde können jederzeit herkommen und die Bewohner zu einem Ausflug mitnehmen. Wir wollen, dass hier so viel Alltagsleben stattfindet, wie nur möglich“, sagt Hospizleiterin Beate Bergmann.

Individuelle Betreuung

Dies spiegelt sich auch in der individuellen Betreuung der einzelnen Menschen wider. „Die Bewohner können so lange schlafen wie sie möchten, so lange aufbleiben und fernsehen wie sie möchten und jederzeit Besuch empfangen. Wir wollen, dass sie bei uns einem ganz normalen Alltag nachgehen und bis zuletzt so leben, wie sie es auch zu Hause getan hätten“, sagt Mirjam Klaas.

Neben den 19 Festangestellten, helfen zusätzlich zwölf aktive Ehrenamtliche den Pflegern, Sonderwünsche der Bewohner zu erfüllen. „Wünscht sich jemand einen Toast Hawaii und wir haben die Zutaten nicht da, schicken wir, falls wir das nicht selbst machen können, einen Ehrenamtler los, um die Zutaten zu kaufen“, erklärt Beate Bergmann.

Kleine Dinge, die glücklich machen

Meist seien es nämlich die kleinen Dinge, die die Menschen in dieser Zeit ihres Lebens am glücklichsten machen und ein Stück weit von ihrem Schicksal ablenken. „Manchmal ist es einfach nur der Wunsch, nochmal in der Lieblingspizzeria zu essen“, betont Mirjam Klaas.

Die Angst vor dem Sterben bleibt natürlich jedoch tagtäglicher Begleiter der Bewohner des Hospizes. „In den meisten Fällen sind es die Symptome, die den Menschen die Angst vor dem Sterben machen. Die können wir lindern und den Menschen somit auch ein Stück weit die Angst nehmen“, sagt Klaas. Außerdem sei das Hospiz-Team immer für Gespräche mit den Menschen da.

Nähe und Distanz

Die Rückmeldung, die Pflegedienstleitung und Hospizleitung von den Bewohnern sowie Angehörigen bekommen, sei durchweg positiv. „Leute, die schweren Herzens zu uns gekommen sind, sagen immer wie unendlich wohl sie sich fühlen“, so Beate Bergmann.

Die Zeit, die die Mitarbeiter des Hospizes mit den Bewohnern verbringen, verbindet sie natürlich auch miteinander. „Man darf die einzelnen Schicksale jedoch nicht so sehr an sich heranlassen. Eine gesunde Mischung aus Nähe und Distanz ist da gefragt“, findet Mirjam Klaas.

Sollte ein Fall einem Mitarbeiter doch näher gehen, gibt es sogenannte Supervisionsgruppen, in denen im Team, der Fall besprochen werden kann. „Ich glaube, jeder hat so drei bis vier Gesichter, die immer wieder vor dem geistigen Auge aufblitzen. Wenn eine 30-jährige Frau stirbt, die zwei Kinder hat, nimmt man das natürlich schon mit nach Hause.“. Trotzdem achte sie immer darauf, dass „Feierabend auch Feierabend ist.“