Rheinberg. . Die CDU-Abgeordnete Sabine Weiss will das Beispiel des Unternehmers Thorsten Bache in Berlin verbreiten. Er stellte zwei Flüchtlingsfrauen ein.

Seehofer, immer wieder Seehofer. Wenn Sabine Weiss auf den Bundesinnenminister und dessen harten Kurs in der Flüchtlingspolitik angesprochen wird, reagiert sie, gelinde gesagt, wenig begeistert. Aber die Kreis Weseler CDU-Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium weiß um die Bedeutung des Themas. „Wir haben momentan eine Flüchtlingssituation wie schon lange nicht mehr“, sagt sie. „Für mich ist das vor allem eine Frage der Wahrnehmung. Man hört und liest überwiegend Negatives über Flüchtlinge. Aber so einfach ist das nicht.“

Weiss ist zu Besuch im Strick-Unternehmen „Bache Innovative“ an der Bahnhofstraße. Die Politikerin freut sich, bei Unternehmenschef Thorsten Bache und dessen Frau Daphne Strahl-Schäfer ein anderes Bild zu erleben. „Was Sie hier in Ihrem Betrieb machen“, so die Dinslakenerin, „das ist Integration pur. Sie zeigen, wie es wirklich ist, dass es Menschen sind, um die es hier geht.“

Bache hatte kürzlich mit Dilorom Boboewa und Mastura Makhmudsoda zwei Frauen eingestellt hat, die als Flüchtlinge aus Tadschikistan gekommen sind und jetzt in Alpen beziehungsweise in Rheinberg leben. „Das möchte ich gerne mit nach Berlin nehmen und dort erzählen, wie gut Integration in meinem Wahlkreis läuft“, so Weiss. In der politischen Welt der Hauptstadt gebe es „ganz viele Kreise und Gruppen, wo ich das ansprechen kann. Da werden Stimmungen aufgenommen, und die werden dann weiter in die Bundestagsfraktion transportiert.“

Weiss spricht sich klar für eine offene, an den Menschen orientierte Flüchtlingspolitik aus. „Ich finde es unmöglich, wenn von Asyltourismus gesprochen wird. Das geht gar nicht. Wir kommen aus der christlich-jüdischen Kultur. Wir müssen das C in unserem Parteinamen wieder ernster nehmen und dürfen nicht zulassen, dass die braune Sauce hochkommt. Das ist menschenverachtend.“

Auch vor der großen Flüchtlingswelle 2015 habe es rund 20 Prozent Menschen im Land gegeben, die die demokratische Grundordnung in Deutschland ablehnten, wie etwa die selbst ernannten „Reichsbürger“. „Das Problem ist, dass diese Denkweise gesellschaftsfähig geworden ist.“ Ihre Empfehlung: „Wir müssen lauter werden.“

Bache und seine Frau haben die beiden Frauen aus Tadschikistan gerne eingestellt. Über Flüchtlingskoordinatoren seien die Anfragen der beiden Frauen gekommen. Inzwischen gehören sie bei Bache zum Inventar, sind gut integriert und machen ihre Arbeit vernünftig. Das ist für ein Unternehmen wie Bache wichtig. „Wir müssen schließlich betriebswirtschaftlich denken“, sagt der 48-Jährige.

2005 übernahm Bache das ursprünglich von seinem Vater Dieter Bache geführte Familienunternehmen mit einstmals 200 Mitarbeitern und 14 Filialen. 2002 war es insolvent gegangen. Nachdem Baches Bruder einen ersten Zwischenschritt unternommen hatte, geht es seit 2005 wieder langsam bergauf. „Wir haben inzwischen 25 Mitarbeiter“, unterstreicht Thorsten Bache, der vor 2005 acht Jahre als Textil-Ingenieur für eine Strickmaschinenherstellerfirma weltweit im technischen Service unterwegs war und aus eigener Anschauung die Gründe kennt, warum Menschen ihre Heimat verlassen.