Xanten/Moers. . Verhandlung gegen Drogen-Trio bis auf weiteres unterbrochen. Fortsetzungstermin noch offen.
In Handschellen am Morgen ins Gericht, ohne Handschellen am Mittag wieder raus: Da staunte Michael G. aus Rheinberg gestern in Raum 106 des Moerser Amtsgerichts nicht schlecht, als Richter Johannes Huismann den gegen ihn verhängten Haftbefehl außer Vollzug setzte. Auch der mitangeklagte Moerser Hans M. ist auf freiem Fuß – bis die Verhandlung fortgesetzt wird.
Gutachter soll Fotos prüfen
Wie berichtet ist das Duo zusammen mit dem Duisburger Frank S. angeklagt, zwischen 2012 und 2017 auf einem Gehöft in Xanten-Birten eine Cannabis-Plantage betrieben zu haben. Weil die Staatsanwaltschaft beantragt hatte, von einem Gutachter die auf dem Laptop von Michael G. gespeicherten Fotos auswerten zu lassen, und das Gericht keinen Grund sah, diesen Antrag abzulehnen, wurde die Verhandlung vertagt. Ein genauer Fortsetzungstermin konnte nicht gefunden werden – da der Richter am 18. Juli seinen Urlaub antritt, und einer der Verteidiger nur noch am 9. Juli verfügbar ist. Die Verhandlungszeit reiche nicht aus, damit komme nur eine Unterbrechung in Betracht. Es sei nicht abzusehen, so Huismann, wann man weiterverhandeln könne, denn es müssten Termine mit gleich vier Verteidigern abgesprochen werden. „Es ist fraglich, ob es in diesem Jahr überhaupt noch etwas wird. Somit ist die Aufrechterhaltung der Haftbefehle nicht mehr verhältnismäßig.“
Allerdings bekamen Michael G. und Hans M. die Auflage mit auf den Weg, sich zweimal wöchentlich jeweils am Dienstag und Samstag bis 10 Uhr in einer örtlichen Dienststelle der Polizei zu melden. „Tun Sie das einmal nicht, tritt der Haftbefehl sofort wieder in Vollzug“, warnte Huismann.
Zu Beginn der Verhandlung präsentierte der Richter die jährlichen Messwerte zum Nitratgehalt des Brunnenwassers auf dem Gelände des Gehöfts. Bekanntlich hatte die Verteidigung den Nitratgehalt als Grund angeführt, die Pflanzenzucht sei dadurch beeinträchtigt. Doch lediglich zwei von acht Messungen lagen mit 55,1 und 51,6 Milligramm/Liter (Oktober 2014 und Oktober 2015) knapp über dem 50erGrenzwert. Im vergangenen Jahr lag der Wert nur bei 3,2 Milligramm/Liter. Die Verteidigung zog daraufhin ihre Anträge zurück. Untermauert wurden die Ergebnisse noch von einem Gutachter des Landeskriminalamtes in Düsseldorf, der erklärte, dass Pflanzen im Allgemeinen und damit auch Hanf sogar einen gewissen Bedarf an Nitrat-Stickstoffen benötigen. Oftmals würden Landwirte sogar mit Stickstoffen düngen. Auch der Ertrag würde, so Huismann, konsumfähige, handelbare Ware aus einer professionellen und sachgerechten Zucht belegen: 75 000 Konsumeinheiten Cannabis seien eine beträchtliche Größe. Der Marktwert von einem Kilogramm Marihuana liege bei 3300 Euro. 2017 wurden auf dem Hof in Birten rund 42 Kilogramm produziert.
Ein interessantes Beweisstück neben den DNA-Spuren war auch der Terminkalender, den Richter Huismann aber nur mit Gummihandschuhen anfassen wollte. „Pflanzen bekommen“, „Ernte“, „Die neuen sind da“ und „Erntezeit“ waren darauf feinsäuberlich unter verschiedenen Daten eingetragen.