Xanten. . Seine Heimat ist Hama, viertgrößte Stadt in Syrien, zwischen Damaskus und Aleppo. Dort ist Taj-Aldein Zeinou groß geworden, zusammen mit elf Brüdern und fünf Schwestern. In Hama hat er Medizin studiert, genau wie seine Frau Aliedah. In Hama sind ihre beiden Söhne Erak (17) und Aram (13) und auch die zehnjährige Tochter Sham geboren. In Hama hatte er ein großes Haus, arbeitete als Arzt in der eigenen Praxis mit fünf Sprechstundenhelferinnen. Es ging der Familie gut. Sehr gut.
Seine Heimat ist Hama, viertgrößte Stadt in Syrien, zwischen Damaskus und Aleppo. Dort ist Taj-Aldein Zeinou groß geworden, zusammen mit elf Brüdern und fünf Schwestern. In Hama hat er Medizin studiert, genau wie seine Frau Aliedah. In Hama sind ihre beiden Söhne Erak (17) und Aram (13) und auch die zehnjährige Tochter Sham geboren. In Hama hatte er ein großes Haus, arbeitete als Arzt in der eigenen Praxis mit fünf Sprechstundenhelferinnen. Es ging der Familie gut. Sehr gut.
Bis vor sechs Jahren der Bürgerkrieg in Syrien ausbrach, das Land im Zuge der andauernden bewaffneten Auseinandersetzung verschiedener Gruppen in Gebiete zerfiel, die entweder von der Regierung Assad, Oppositionsgruppen, Kurden oder von Islamisten beherrscht wurden. Viele Syrer haben ihre Heimat verlassen. Verlassen müssen, so wie Taj-Aldein Zeinou. Erst drei Tage vor der Flucht hat der Familienvater seine Söhne eingeweiht, dass sie das Land verlassen. Die Frau und die Tochter ließ er zurück, wollte sie nachholen, wenn er in Deutschland ist.
Mit dem Bus fuhren die drei Ende Juli 2015 in den Libanon, von da aus flogen sie in die Türkei, nach Bodrum. Nächste Ziele waren Izmir und Marmaris, von dort mit einem kleinen Schiff ’rüber nach Griechenland. Drei Tage verbrachten Taj-Aldein Zeinou und seine Söhne in Athen. Dann ging es mal mit dem Bus, mal zu Fuß weiter über die so genannte Balkan-Route. Nach Mazedonien und Ungarn, von dort aus mit dem Zug nach Österreich.
Völlig überfüllt sei der gewesen, betrunkene Männer aus den Maghreb-Staaten in den Gängen. Der Vater hatte Angst um seinen Sohn Aram, der Asthma hat. Zwar hatte er das Spray immer griffbereit, aber in dem überfüllten Zug geriet Aram in Panik. „Mein Sohn braucht Luft“, flehte er Männer aus Afghanistan an, die vor dem Zugfenster standen und sich weigerten, es zu öffnen – sie wollten erst Bargeld sehen!
Am 1. Oktober 2015 erreichten die drei die Grenze nach Deutschland, wurden von der Polizei mit weiteren Flüchtlingen in einen kleinen Bus gepfercht und zum zentralen Aufnahmelager in Bad Berleburg gebracht. Von da aus ging es nach Xanten, in die Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Förderzentrum.
Hier lernte Taj-Aldein Zeinou Hanifa Parzigas kennen. Eine sehr engagierte, temperamentvolle und herzliche Frau mit türkischen Wurzeln, die vor sieben Jahren mit ihrer Familie (sie hat vier Söhne im Alter von 5, 14, 15 und 19 Jahren) von Essen nach Vynen gezogen ist und sich immer schon sozial engagiert hat. „Jedes Jahr mache ich mit meinen Söhnen ein soziales Projekt. Wir besuchen Kinder auf einer Krebsstation, lesen ihnen vor. In Essen haben wir einer Flüchtlingsfamilie aus Aleppo geholfen, die mit fünf Kindern aus Syrien geflohen ist – die drei Jüngsten haben alle die Glasknochenkrankheit“.
Freunde gefunden
Für Taj-Aldein Zeinou und seine Söhne hat Hanifa Parzigas nicht nur die Patenschaft übernommen, sondern ihnen in ihrem Haus Zimmer zur Verfügung gestellt, sich um ihre Papiere gekümmert. Sie ist mit ihnen zur Ausländerbehörde in Wesel gefahren, hat das Anerkennungsschreiben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) und neue Ausweise abgeholt, geholfen, den Antrag auf Familienzusammenführung auszufüllen. Seit einem Jahr leben die drei schon bei ihr, Aram und Erak besuchen das Stiftsgymnasium, sprechen schon fließend Deutsch, stehen in vielen Fächern eins, fühlen sich sicher hier, haben Freunde gefunden. Aber jetzt wird es auf die Dauer doch zu eng bei Hanifa Parzigas. Denn endlich, nach monatelangem Bangen, durfte auch Aliedah mit Tochter Sham ausreisen, flog vom Libanon nach Düsseldorf.
Taj-Aldein Zeinou würde gerne in Deutschland als Arzt arbeiten, vielleicht in einem Krankenhaus, wie seine Frau. Aber dafür müssen beide erst einmal Spezialkurse besuchen, ein Praktikum machen, für die Approbation noch einmal einige Prüfungen ablegen. Auch die Tochter kommt aufs Stiftsgymnasium, in die Integrationsklasse.
Jetzt suchen die fünf erst mal eine Wohnung in Xanten. Und irgendwann, wenn der Krieg vorbei ist, wollen sie zurück nach Syrien, dort wieder ganz neu anfangen. Ihr großes Haus und die Arztpraxis haben sie einem der Brüder überschrieben. Denn auch dafür hat der syrische Machthaber Assad gesorgt: Er hat ein Gesetz durchgebracht, demnach jeder Syrer, der mehr als sechs Monate nicht im Land ist, sein Hab und Gut an den Staat verliert.