Rheinberg. . Erste Büttensitzung der Rhinberkse Jonges bot reichlich Lokalkolorit. Gelungener Auftakt für die Abschiedstour von Präsident Clemens Geßmann
Eine närrische Büttensitzung vom Feinsten erlebten die Rheinberger am Freitagabend bei den Rhinberkse Jonges. Natürlich gab es auch eine Würdigung für deren scheidenden Präsidenten Clemens Geßmann. Doch zuvor brannte in der Stadthalle ein gigantisches Feuerwerk der guten Laune mit Prinz Thomas II. ab. Wer die Sitzung verpasste, hat am kommenden Freitag und Sonntag noch weitere Chancen bei der 2. und 3. Büttensitzung.
Einmal Prinz sein
Prinz Thomas II., der Charmante, bewies, dass er nicht nur sein närrisches Volk regieren, sondern auch bestens Reimen kann. „Einmal Prinz zu sein in Rheinberg am Rhein“, war der Kindheitswunsch von Thomas Schmengler.
Den Eisbrecher als erster Büttenredner spielte Mario Heinen, der als Hobbyist mit ständig wechselnden Kopfbedeckungen eine Sportart suchte, doch nicht fand. Reiten, Schwimmen, Fußball, Tennis, Golf oder Drachenfliegen, nichts war für ihn das Richtige. Auch nicht das Kochen. Dabei ist „gutes Essen doch der Sex des Alters.“
Die „Wodnots“, eine Rheinberger Band, hatte sogar mal den Bürgermeister gesehen – als Finderlohn gab es Applaus. Sie besangen den „Skandal am Pulverturm“, den geplanten Awo-Bau in alter Spider Murphy Gang-Manier. „Draußen vor der Stadt, man noch schöne Plätze hat.“ Noch eine Frage hatten die Wodnots: „Rheinberg, was ist mit deinem Pflaster?“
Ein Höhepunkt jeder Rhinberkse-Sitzung ist Georg Welp, der Münsterländer Kiepenkerl. Köstlich, wie er den Rheinberger Klatsch im früheren Edeka beschreibt, der „kleinen Kneipe in unserer Straße“ musikalisch nachjammerte und die kleine Speisekarte des neuen Restaurants beklagte, das sogar vegetarisch grillen will: „Vegetarisch Grillen ist wie Karneval in Orsoy.“ Übrigens: Der Papst wolle bei seinem nächsten Besuch nach Orsoy. „Ich gehe immer dahin, wo die Not am größten ist“, habe der Pontifex entschieden. Welps Wegweiser durch die Stadt für einen Münsterländer wurde ein Genuss. Optisch gelang das zweifelsohne den zwölf „Ollen Dollen“ als Underbergflaschen.
Dass es auch in Rheinberg Ultras gibt, die Hooligan-Power entfachen können, bewiesen „Georgs Welpen“. Ein Hingucker waren auch die acht „Filutschis“, die sich dank einer abenteuerliche Konstruktion von Puppen und Stangen glatt verdreifacht hatten. Die Berkas, nur noch eine Hand voll Sänger, hätten dieses Wunder nötig. Mit den „Papillonis“ als Cowgirls, den „Lil’oki’s“ als Showtanzgruppe und der tanzenden Stadtwache gab es weitere Eye-Catcher. Und mit Paul van Holt und Franziska Bröcking kam auch noch mal die kleine Kneipe auf die Bühne.
Für Clemens Geßmann näherte sich sein karnevalistischer Werdegang dem letzten Höhepunkt. Als Sitzungspräsident bewies er einmal mehr, dass die Narretei in seinen Genen steckt. Zwei Sitzungen gibt es noch, bevor im kommenden Jahr dann ein neues Gesicht durch die fünfte Jahreszeit führt. Rheinbergs Universalgelehrter Amplonius Rating de Berka, alias Dr. Peter Houcken, als Denkmal hoch auf der Bühne stehend, war eigens aus der Geschichte und dem fernen Erfurt angereist, um die Laudatio für den nach 16 Jahren ausscheidenden Sitzungs- und Jonges-Präsidenten zu halten. „Der Clemens ja der hat schon watt, und ist doch noch lang nicht satt.“ Bei ihm musste stets alles klappen, dem mache es keiner gut genug. „Auch die Laudatio mitgestalten und sie am Ende selber halten“. Mit stehenden Ovationen dankte das Publikum für den amüsanten Beitrag.
Eine nette Geste noch am Rande: Geßmann bedankte sich auf der Bühne bei Heinz Gert Frohnhofs. Der Tiefbauunternehmer aus Alpsray hat viel für den Karneval getan, auch Maschinen und Fahrzeuge gesponsert. Lange nach Mitternacht endete eine harmonische Sitzung voller Freude und Frohsinn, bei der die Zuschauer aufmerksam zuhörten. Zum großen Finale kamen alle Hauptdarsteller noch einmal auf die Bühne. Traditionell ist dann das Rheinberger Lied der Abschluss.