Rheinberg. . Der Rheinberger Jussef Jussef hat eine Akademie für Integration gegründet. Dort sollen die Sprache und die Werte der Gesellschaft vermittelt werden.
Der Rheinberger Jussef Jussef setzt sich seit Jahren, und ganz besonders in den letzten zwölf Monaten, als Flüchtlingshelfer, Betreuer und Dolmetscher für Asylbewerber ein. Die Erfahrungen, die er dabei gesammelt hat, brachten den Rheinberger auf die Idee, ein Konzept für Integrationskurse zu erarbeiten und mit seinem Partner Dr. Ramie Hindi eine Akademie zu gründen. Seit Anfang des Monats gibt es nun die „Jarakademie Rheinberg“ für Integration und Entwicklung.
„Mir geht es darum, die geflüchteten Menschen nicht nur aufzunehmen, sondern zu fördern und auch zu fordern“, sagt der gebürtige Syrer. „Es gilt nicht nur die Sprache zu vermitteln, sondern auch die Werte unserer Gesellschaft, wie etwa Menschenrechte – insbesondere auch Frauenrechte – oder freie Meinungsäußerung.“ Das System, das Funktionieren einer Gesellschaft könne den Menschen jedoch nur vermittelt werden, wenn sie die Sprache erlernen. Ebenso wichtig ist für Jussef aber auch die Aufklärung. „Das bedeutet, dass sich ein Flüchtling damit auseinandersetzen muss, wo er jetzt ist und warum er hier ist“, so Jussef. „Was die Gesellschaft von ihm erwartet und was er tun muss, um sich erfolgreich integrieren zu können.“ Jeder Mensch, der Hilfe braucht, soll auch Hilfe bekommen. Jussef verlangt von den Menschen aber auch das eigene Zutun. „Die Flüchtlinge, die bleiben möchten, müssen sich anpassen“, sagt Jussef. „Sie müssen unsere Regeln, unser Grundgesetz akzeptieren – ansonsten haben sie hier nichts zu suchen.“
Harte Worte, könnte man meinen. Doch diese Worte kommen von jemandem, der es besser weiß, als jeder andere. Seit über 16 Jahren wohnt Jussef Jussef nämlich in Rheinberg – seit 1981 in Deutschland. Die Flucht des 53-jährigen Familienvaters war lebensgefährlich, doch in Syrien drohte ihm der Tod. So flüchtete er nach Deutschland und hat hier noch einmal ganz von vorne angefangen.
Und Jussef fühlt sich verpflichtet. Verpflichtet denjenigen gegenüber, die es nicht geschafft haben. Und noch mehr verpflichtet denjenigen gegenüber, die es geschafft haben und nun in Rheinberg, Alpen, Sonsbeck oder Xanten ein neues Zuhause gefunden, eine neue Chance erhalten haben. „Wir möchten mit unserer Akademie einen Beitrag leisten – den Flüchtlingen helfen, zu lernen, wie man sich hier im Alltag bewegt, die Kultur, Geschichte und Sitten des Gastlandes vermitteln. Die Integration soll den Menschen aber auch helfen, nach Ende des Krieges mit einem erweiterten Horizont wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können, um ihr Heimatland aufzubauen.“
Die Kurse der neu gegründeten Akademie sollen daher sowohl theoretische als auch praktische Kenntnisse vermitteln. Ein Sprachtraining hilft, das Niveau jeder Gruppe individuell anzupassen, erlernte Verhaltensweisen sollen ebenso in Bezug auf die Anforderungen der neuen Gesellschaft geändert werden. „Natürlich werden wir uns auch an Schulen wenden, um dort Jugendliche direkt zu erreichen – sowohl die einheimischen als auch geflüchtete Jugendliche“, verrät Jussef. „Es ist schwierig, die eigene Identität nicht ganz abzulegen und sich trotzdem zu integrieren – aber durchaus machbar.“ Spezielle Förderkurse seien vor allem für Menschen, die ein schweres Trauma erlitten haben, nötig.
Finanziert werden die Kurse der „Jarakademie“ zunächst aus privaten Mitteln von Jussef Jussef und Dr. Ramie Hindi. „Wenn es gut angenommen wird und funktioniert, werden wir dann eventuell einen Antrag auf Fördermittel stellen“, sagt Jussef.