PUPPEN. Ellen de Witte bietet in ihrem Lädchen "Antik und Retro" wahre Bühnenhelden. Letztendlich leben Kasperle und Co. durch den Arm des Spielers - das kann auch pädagogisch genutzt werden.

XANTEN. Wer mit offenen Augen durch die Xantener Altstadt schlendert, trifft irgendwann auf das Schild "Kasperl und Kollegen". Ellen de Witte, Inhaberin des Lädchens "Antik und Retro" in der Klever Straße hat sich seit Jahrzehnten dem Puppenspiel verschrieben. Die ehemalige Lehrerin bietet Kurse an und zeigt im Klever Tor eine erstaunliche Ausstellung historischer Puppen. Natürlich darf der Kasperl hier nicht fehlen.

Stumme Zeugen

In den 70er-Jahren hatte sie das Glück eine ganze Sammlung original Hohnsteiner Puppen zu erwerben. Dazu gehört auch der "Tillkasper", der häufig in der Puppentheaterliteratur zu finden ist. Die Museumsstücke sind rund 70 Jahre alt. "Aber Kasper ist nicht alles", so Ellen de Witte. Es gibt unzählige Charaktere in der Welt der Handpuppen. "Es sind Schauspieler, die nicht über Gage streiten, ohne Star-Allüren und doch seit Hunderten von Jahren bekannt."

Viele Geistes- und Kunstgrößen der Welt begleiteten das Puppenspiel. Der spanische Dichter und Schriftsteller Frederico Garcia Lorca verdiente mit Puppenspiel seinen Lebensunterhalt. Ellen de Witte entwickelte durch ihren Sohn Interesse an Handpuppen. Die Liebe blieb über dessen Kinderzeit hinaus und sie band das Puppenspiel mit in den Kunst- oder Deutschunterricht ein.

De Witte fand in der Herstellung von Handpuppen ihr eigenes Konzept. Fertigte Puppen an, deren Kleidung gewechselt werden kann. Somit können mit einem "Kopf" beliebig viele Rollen gespielt werden. Es bedarf den Arm des Puppenspielers, um der Prinzessin Leben einzuhauchen.

Puppen können zum Spiegel der Seele werden, auf kunstvolle Weise Historie in Erinnerung rufen, aber auch wundervolle Zuhörer sein, so de Witte. Im Klever Tor stehen stumme Zeugen jahrzehntelanger Puppenspielkultur. In hübschen Arrangements sind Szenen zusammengestellt. Der "Petersburger Winter" zeigt Puppen aus de Wittes Anfertigung mit stilechten Details. Schweinehirt und Prinzessin, der Dorfpolizist sowie der Schah von Basim blicken starr in den Raum. Marionetten aus Burma und traditionelle Schattenspielfiguren aus der Türkei sind hier zu finden. (tob) • Ein Stammtisch wird am Dienstag, 3. Februar, 18 Uhr, im Klompenmuseum am Klever Tor aus der Taufe gehoben. De Witte: "Ein Treffen für alle diejenigen, die sich mit dem Thema Puppenspiel beschäftigen wollen." Ein Tag des Puppenspiels oder auch Aufführungen wären denkbar. Infos unter: Tel: 02801/2120.