Xanten. . Im Hotel van Bebber an der Klever Straße nächtigte schon viel Prominenz wie Joe Cocker, Walter Scheel, Otto Waalkes und „Die Ärzte“. Künftig soll es auch Lesungen, Konzerte und weitere Veranstaltungen geben
Vor der Klever Straße in Xanten herrscht reges Treiben. Ein Auto nach dem anderen fährt durch die Straße, hier und da läuft ein Jugendlicher mit seinem Smartphone in der Hand in Richtung Stadt. Wenige Meter weiter eröffnet sich einem beim Gang durch eine große Glastür jedoch eine andere Welt. Ein langer Flur mit einer rustikalen Holztreppe lässt einen einige Jahrhunderte in die Vergangenheit reisen. An den Wänden hängen alte Gemälde, hier und da stehen Möbel aus vergangenen Jahrhunderten. Willkommen im Hotel van Bebber.
„Das Van Bebber ist mit das älteste Hotel am Niederrhein, das Haus gab es schon im Mittelalter“, erklärt Tim Michalak. Der Historiker muss es wissen, immerhin beschäftigte er sich lange Zeit mit der 230-jährigen Geschichte des Hauses, die von zwei Familien bestimmt wurde: Zum einen war Familie Ingenlath im 18. Jahrhundert prägend für die Entwicklung des Hotels. Zum Ende des 19. Jahrhunderts übernahmen dann 1892 die van Bebbers die Hotelleitung und gaben dem Haus seinen heutigen Namen. „Die Familie stand schon damals immer für Innovationen“, weiß Michalak. So waren sie mit der ersten Kegelbahn und dem ersten Telefonanschluss echte Vorreiter in Xanten.
Nach drei Generationen übernahm dann 1989 Familie van Dreveldt das Haus. Nach etwas mehr als 25 Jahren wechselte das Xantener Traditionshotel im Januar 2016 erneut die Besitzer. Mit den Hafners kam eine Familie, die mit dem Hotel-Restaurant „Seerose“ in Moers-Schwafheim bereits einen echten Erfahrungsschatz vorzuweisen hatte. Die Übernahme war trotzdem eher ein Zufall. „Wir sind nicht mit der Absicht gekommen, es zu übernehmen“, gibt Iris Hafner heute zu. Das änderte sich aber schnell, denn ihr Mann Christian verliebte sich schnell in das Hotel van Bebber. Also entschied sich das Ehepaar, auch in Xanten ansässig zu werden. Zusammen mit Schwager Anton Hafner, der als Architekt für die Modernisierung des Hauses zuständig war, und Bruder Ingo Holl, der heute als Hotelmanager vor Ort wohnt und arbeitet, wollte man wieder etwas Besonderes schaffen.
Dazu hatte die Familie große Pläne. Im Juli dieses Jahres eröffnete sie nach sechs Jahren Leerstand das Restaurant wieder. „Zu Beginn der Übernahme war es im Prinzip ja nur ein Bed&Breakfast. Deswegen waren die Gäste ein wenig enttäuscht, denn es fehlte was“, erzählt Iris Hafner rückblickend. „Wir wollten aber an die Tradition anknüpfen und das Restaurant wieder öffnen.“ Die Geschichte sollte dabei vor allem im Mittelpunkt stehen, also entschied man sich für traditionelle Gerichte in einer modernen Gastronomie. Das bedeutet in Xanten: Der van-Bebber-Sauerbraten und Wild kommen auf den Tisch.
Doch man kann sich auch an die Wünsche der Gäste anpassen und zum Beispiel mal ein vegetarisches Buffet für 200 Gäste anbieten, betont die Inhaberin. Für Tim Michalak ist die Wiedereröffnung ein Glücksfall. „Heute kommen auch viele junge Gäste -- vor allem wegen der Geschichte.“
Und Prominenz. Von Bundespräsident Walter Scheel über die Scorpions bis hin zu Joe Cocker kam über die Jahre viel Prominenz ins Van Bebber. Legendär war auch der Aufenthalt der Band „Die Ärzte“. Deren Sänger Bela B färbte sich kurzerhand seine Haare auf dem Hotelzimmer und sorgte für mächtig Unordnung. Und auch Otto Waalkes kennt das Haus bestens.
Damit soll es auch in Zukunft weiter gehen. Mit Lesungen, Konzerten und weiteren Veranstaltungen planen die Inhaber mit Tim Michalak viele weitere Projekte, um die Geschichte des Hotels mit Modernem zu verknüpfen. Das alles ist jedoch nur mit einem engagierten Personal möglich, das die neuen Inhaber mit übernahmen. Dazu gehören zum Beispiel auch drei Auszubildende, von denen einer ein Flüchtling ist, der jetzt seine Ausbildung zum Koch macht. Für Iris Hafner ist das nicht der Rede wert, sie möchte nicht im Vordergrund stehen, stattdessen die Geschichte und Tradition des Hotels zusammen mit ihrer Familie weiterführen. Denn das sei es doch, was den Charme des Van Bebbers ausmache: Seine faszinierende Historie.