Sonsbeck. . Car-Sharing kannte man bisher nur aus Städten wie Köln oder Düsseldorf. Doch Ford bietet nun auch am Niederrhein Autos zur schnellen Miete an

Es ist Dienstagabend, der Regen prasselt gegen die Fenster. „Ziemlich ungemütlich“, denkt sich Tobias. Eigentlich wollte er seine Freundin Anja heute zum Essen einladen, schließlich hat sie heute Geburtstag. Dafür hatte er sich den neuen Mexikaner in der Altstadt ausgesucht, doch bis die Beiden am im Bus säßen, wären sie von oben bis unten nass. Da hat Tobias eine Idee. Er öffnet eine App an seinem Handy und schaut nach, ob in der Nähe ein Car-Sharing-Wagen steht. Und tatsächlich, gleich um die Ecke steht ein Auto bereit. Wenige Sekunden später ist dieser reserviert, der Abend gerettet.

„Wir nennen das Ganze Mobilität 2.0“, erklärt Stefan Janßen, Inhaber des gleichnamigen Sonsbecker Ford-Autohauses. Der Vorteil des so genannten Car-Sharings, das seit Ende vergangenen Jahres auch in Alpen genutzt wird: Man kann günstig und flexibel für eine bestimmte Zeit einen Wagen mieten. „Es ist allen klar, dass sich das Mobilitätsverhalten in den kommenden Jahren verändern wird“, weiß Bürgermeister Heiko Schmidt. Deswegen entschied man sich in Sonsbeck dazu, den Ford Fiesta am Neutorplatz abzustellen. Anders, als es in Großstädten der Fall ist, lohnt sich auf dem Land lediglich stationsbasiertes Car-Sharing. Das heißt, der Wagen kann am Neutorplatz abgeholt werden, muss am Ende des Buchungszeitraums jedoch auch wieder dort abgestellt werden. Trotzdem lohnt sich das Projekt, sagt Stefan Janßen: „Wir sehen das Ganze als Ergänzung zum ÖPNV.“

Aller Anfang ist schwer

Um sich für den Service anzumelden, muss man zum Autohaus Janßen an der Gelderner Straße. Nachdem der Führerschein überprüft und eine Schufa-Abfrage gemacht wurde, erhält man eine Karte, die zum Öffnen des Autos benötigt wird. Diese kann man jedoch nicht nur in Sonsbeck einsetzen: „Wir haben bundesweit die Möglichkeit, die Karte zu nutzen.“ Grund dafür ist eine Kooperation mit Flinkster, dem Car-Sharing-Angebot der Deutschen Bahn.

Wie bei anderen Car-Sharing-Angeboten muss man dann nur noch die Karte an die Windschutzscheibe halten, danach öffnet sich der Wagen, in dessen Handschuhfach dann der Autoschlüssel und ein sogenanntes Bordbuch liegen, in dem alle Mängel am Wagen notiert sind. „Das System lebt von der Eigenverantwortung der Nutzer“, macht Stefan Janßen in Bezug auf das Bordbuch klar. Sprich: Vor Fahrtantritt sollte man den Wagen noch einmal auf Mängel untersuchen. Danach kann man das Fahrzeug für die Dauer der Buchungszeit nutzen, eine Verlängerung ist auch möglich, wenn der Wagen nicht reserviert ist. „Man sollte deswegen großzügig buchen.“

Dass das System ein wenig Anlaufzeit benötigt, ist in Alpen zu sehen, wo man seit Ende des Jahres einen Ford mieten kann. „Wir haben hier rund zehn Karten verkauft“, erzählt André Emmerichs von der Gemeinde Alpen. Die Buchungszahlen über das Internet kenne er jedoch nicht.

Stefan Janßen hingegen ist mit den Entwicklungen zufrieden. Ohnehin sehe man das Ganze als Pilotprojekt an, auch mit der Stadt Xanten sei man schon in Verhandlungen. „Wenn wir sehen, dass die Auslastung entsprechend gegeben ist, würden wir ein zweites Auto dazustellen.“ Auch Heiko Schmidt weiß, dass aller Anfang schwer ist: „Man muss erst mal den Mut haben, das auszuprobieren.“ Und weiter: „Ob es sich dann wirklich als Modell trägt, muss die Zukunft zeigen.“ Dass Car-Sharing auch auf dem Land Erfolg haben kann, zeige ein 8000-Einwohner-Dorf in Baden-Württemberg. Dort gäbe es die meisten Buchungen in ganz Deutschland.