Rheinberg. . Mit einem Fest auf dem Marktplatz wurden 80 Jahre der „Vereinigung der historischen Pumpennachbarschaften“ gefeiert.

Wer ein bisschen dörfliches Flair sucht, der muss nicht in eine kleine abgeschottete Gemeinde ziehen. Das ist es, was den Niederrhein und insbesondere Rheinberg auszeichnen. Man findet hier alles, was man zum Leben braucht. Eine durch Vereine geprägte Bürgerschaft, rundherum Weiden und Natur zum Spazierengehen, einige Gastronomien, die den Bürgern als Treffpunkt dienen und trotzdem sind die Großstädte im Umkreis problemlos zu erreichen. Bereits Dr. Josef Underberg hat den Wert einer guten bürgerlichen Gemeinschaft und Nachbarschaft erkannt und gründete 1935 die „Vereinigung der historischen Pumpennachbarschaften Rheinbergs“. Er selbst wurde damals zum ersten „Oberpumpenmeister“ gewählt. Innerhalb der nächsten achtzig Jahre hat sich viel getan in Rheinberg, doch der Verein lebt bis heute weiter.

„Einzigartig, so eingroßes Fest auszurichten“

Am Samstag feierten die Pumpennachbarschaften ihr achtzigjähriges Jubiläum mit einem Fest auf dem Marktplatz. „Es ist einzigartig in der Geschichte unseres Vereines, dass wir so ein großes Fest ausrichten“, berichtete der amtierende „Meister über alle Pumpenmeister“, Karl-Heinz Borgers. Inzwischen unterstehen Borgers rund 50 Pumpenmeister. Insgesamt hat der Verein gute 2000 Mitglieder.

Entstanden sind die Pumpennachbarschaften in einer Zeit, in der es kein fließendes Wasser in den Haushalten gab. Die Bürger mussten sich ihr Wasser an der nächsten Pumpe holen, womit diese zum Treffpunkt der gesamten Nachbarschaft wurde. „An diesen Pumpen wurde dann Freud und Leid besprochen“, erklärte Karl-Heinz Bongers.

Der Pumpenmeister hatte die Aufgabe, seine Nachbarn über vergangene oder zukünftige Ereignisse und Feste zu unterrichten – sei es eine bevorstehende Silberhochzeit, der St. Martinszug oder aber ein tragisches Ereignis, das den Nachbarn mitgeteilt werden sollte. „Die Nachbarschaften engagieren sich auch oft im Karnevalsverein der Rhinberkse Jonges“, so Borgers. Die Pumpen existieren nur noch als Relikte aus dieser Zeit, doch der Brauch wurde bis heute weitergeführt.

Aufgezogen wurde die Feier am Samstag als klassisches Gemeindefest auf dem Marktplatz. Viele hundert Rheinberger trafen sich über den Tag verteilt auf ein Bier oder zum Kaffee. Es wurde selbstgebackener Kuchen angeboten, zahlreiche Sitzgelegenheiten luden zum Verweilen und Quatschen ein und auch das Wetter spielte weitgehend mit.

Die Kinder konnten sich auf einer Hüpfburg austoben und an einem Luftballonwettbewerb teilnehmen, bei dem es als Hauptpreis ein Fahrrad zu gewinnen gab. „Wir sind mit der Resonanz sehr zufrieden“, sagte Karl-Heinz Borgers. Zu Beginn des Festes, also begleitend zum Fassanstich, spielte die Blaskapelle Lohmühle. Mittags übernahm dann die Gruppe „Sackers und Band“ das musikalische Programm mit einer Mischung aus verschiedenen Coversongs.

Anlässlich ihres Jubiläums hatte die Vereinigung kleine Broschen anfertigen lassen, die man sich an das Jackett, das Hemd, oder die Bluse stecken konnte. Diese waren vor Ort für drei Euro erhältlich. Der Erlös aus dem Verkauf wurde dem Hospiz „Haus Sonnenschein“ gespendet.

Seit 28 Jahren Pumpenmeisterin

Doch woher kommt eigentlich das ungebrochene Interesse an der Pumpennachbarschaft? „Es ist einfach die Gemeinschaft und die Nähe zu den Nachbarn“, beschrieb Inge Haug ihre Leidenschaft für die Vereinigung. Sie selbst ist seit 28 Jahren Pumpenmeisterin der „Kendelbröck“-Nachbarschaft. „Nachbarschaft heißt für den anderen einzustehen“, sagte Inge Haug, die an diesem Tag mit anderen Frauen aus der Nachbarschaft das Fest besuchte.