Oberhausen. Die Grünen stürzen bei der Europawahl auch in Oberhausen ab. Die Partei verliert binnen fünf Jahren die Hälfte der Stimmen. Erste Reaktionen.

Stefanie Opitz klingt am Telefon gefasst. Dabei ist das Ergebnis dieser Europawahl für die Partei nicht nur auf Bundesebene eine herbe Schlappe. Deutschlandweit verloren die Grünen rund acht Prozent, in Oberhausen halbierte sich das Ergebnis sogar. Vor fünf Jahren kamen die Grünen bei der Europawahl noch auf 18 Prozent. 2024 sind es nur noch rund neun Prozent. Damit landen die Grünen auf Platz vier – weit hinter der AfD. „Klimaschutz ist nicht mehr das größte Thema“, sagt die Grünen Ratsfrau Opitz.

2019 habe man sich auf dem Höhepunkt von Fridays for Future und den Protesten für eine klimafreundlichere Welt befunden. „Dann kam Corona und die Ukraine“, sagt Opitz. Die Ausgangsbeschränkungen beendeten die Proteste auf den Straßen, der Ukraine-Krieg nährte die Unsicherheit. Die Alternative für Deutschland erstarkte in dieser Zeit. In Oberhausen kann sie an diesem Wahl-Sonntag das drittbeste Ergebnis feiern. „Das ist für mich traurig, weil ich ein offener und diskussionsfreudiger Mensch bin“, sagt Opitz, die daran erinnert, dass die AfD erst an Ostern den umstrittenen Dortmunder Bundestagsabgeordneten Matthias Helfrich eingeladen hatte. Die NRW-AfD will ihn aus der Partei ausschließen. „Gerade in Oberhausen leben wir eine große Vielfalt. Dass die AfD hier so stark ist, ist erschreckend und macht mir Angst.“

Oberhausen: Grüne verlieren Zustimmung bei jungen Wählern

Die Grünen werden sich aber auch mit der Frage beschäftigen müssen, warum sie junge Leute nicht mehr ansprechen. In ersten Analysen der ARD wird deutlich, dass die Partei gerade bei den Unter-30-Jährigen an Zustimmung verloren hat, während die AfD in dieser Altersgruppe punktete. Opitz vermutet, dass die Grünen durch ihr feministisches Auftreten viele junge Männer abschrecken. „Die AfD tritt ganz klar antifeministisch auf. Das zeigt, dass wir Jungs wieder mehr in der Gesellschaft stärken müssen.“

Eine Mitschuld an den herben Verlusten in Oberhausen gibt Steffi Opitz der Ampelregierung. „Dass die Ampel auch nach außen nicht gut wirkt, ist ein offenes Geheimnis.“ Allerdings sei es zu kurz gegriffen, die Lösung allein im rot-grün-gelben Bündnis zu suchen. „Ob die Ampel so schlecht ist, wie sie dargestellt wird, bezweifle ich“, so Opitz.