Oberhausen. Kritik am Bundes-Klinik-Atlas: Krankenhäuser in Oberhausen melden zahlreiche Fehler und fordern Korrekturen.

  • Die Beschwerdeliste wird länger: Alle Krankenhäuser in Oberhausen kritisieren gravierende Mängel im neuen Klinik-Atlas.
  • Etliche Kliniken werden überhaupt nicht aufgelistet, Behandlungszahlen stimmen nicht, Zertifikate fehlen.
  • Was die Einrichtungen vor Ort jetzt dagegen unternehmen wollen.

Was für ein Fehlstart: Der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angepriesene neue Bundes-Klinik-Atlas strotzt vor Mängeln. NRW-weit häufen sich aus den Krankenhäusern bereits „Beschwerden über erhebliche Irreführungen“. Inzwischen steht fest: Sämtliche Krankenhäuser in Oberhausen sind betroffen.

Peter Quaschner, Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses Oberhausen, bescheinigt dem Portal: „Der Klinik-Atlas verunsichert Patientinnen und Patienten durch falsche, teils veraltete und unzulängliche Zahlen“. So fehlten in der Darstellung des Evangelischen Krankenhauses Oberhausen (EKO) im neuen Atlas zahlreiche Kliniken gleich komplett. Dazu gehören die Gefäßchirurgie, Anästhesie und Intensivmedizin, Radiologie und das Sozialpädiatrische Zentrum.

„Auch das Brust-Zentrum Mülheim-Oberhausen wird nicht aufgelistet, genauso wenig wie die Versorgung Schwerverletzter in unserem zertifizierten Trauma-Zentrum.“ Und dann auch noch dies: Die Bettenzahl ist mit 439 gelistet. „Korrekt sind 452.“ Auch die angegebene Anzahl der Pflegekräfte sei niedriger und „verzerrt somit das Bild“, stellt Quaschner verärgert fest.

Evangelisches Krankenhaus Oberhausen fordert korrekte Transparenz

„Grundsätzlich befürworten und fördern wir Transparenz in der deutschen Kliniklandschaft. Aber der Klinik-Atlas basiert auf einer unzureichenden und intransparenten Datenerhebung, die ein völlig falsches Bild unserer Leistungen vermittelt“, bemängelt der EKO-Geschäftsführer. „Hier wurde handwerklich sehr schlecht gearbeitet.“

Bis vor kurzem empfahl das Bundesgesundheitsministerium auf seiner Webseite noch das Deutsche Krankenhausverzeichnis der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Dieses Portal biete bereits seit Jahrzehnten eine gute Orientierung für Patientinnen und Patienten über die Krankenhauslandschaft in Deutschland.

Der Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses Oberhausen, Dr. Peter Quaschner, entdeckte beim Blick in den neuen Klinik-Atlas erhebliche Mängel.
Der Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses Oberhausen, Dr. Peter Quaschner, entdeckte beim Blick in den neuen Klinik-Atlas erhebliche Mängel. © FUNKE Foto Services

Enttäuscht musste auch die Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen erkennen: „Die Darstellung unserer Fachabteilungen mit Unterdisziplinen und Schwerpunkten ist lückenhaft, auch Zertifizierungen sind zum Teil nicht aktuell.“ Deshalb werde der Bundes-Klinik-Atlas im Haus gerade intensiv unter die Lupe genommen, betont Helios-Sprecherin Christina Fechner.

Bei den Ameos Einrichtungen in Oberhausen scheiterte das neue Online-Portal bereits an den korrekten Einrichtungsbezeichnungen, bestätigt Ameos-Sprecherin Kathrin Girszewski. „Wir erarbeiten gerade – wie viele andere Gesundheitseinrichtungen in Deutschland auch – einen Richtigstellungskatalog.“

Neuer Bundes-Klinik-Atlas: Fehlersuche in allen Oberhausener Krankenhäusern läuft auf Hochtouren

Für viel zusätzliche Arbeit sorgt der Bundes-Klinik-Atlas inzwischen ebenfalls im Johanniter Krankenhaus Oberhausen (Evangelisches Klinikum Niederrhein gGmbH). Krankenhaus-Sprecher Stefan Wlach räumt ein: „Wir haben im gesamten Unternehmen darum gebeten, Ungereimtheiten oder grobe Fehler, die den Kolleginnen und Kollegen in ihren jeweiligen Bereichen auffallen, an unser Qualitätsmanagement zu melden.“ Schon bei der ersten Prüfung fiel auf: „Es sind Falschinformationen für Behandlungszahlen zu sehen, manche Angebote tauchen nicht auf, die Darstellung von Zertifikaten ist lückenhaft.“

Das Evangelische Klinikum Niederrhein will sich jetzt mit den Verbänden und den anderen Gesundheitsdienstleistern an das Ministerium wenden, „um hier umfassende und unverzügliche Nachbesserungen einzufordern“. Eine erste Stellungnahme sei außerdem an die Krankenhausgesellschaft Nordhrein-Westfalen e.V. (KGNW) geschickt worden.

Auch Ingo Morell, Präsident der Krankenhausgesellschaft NRW (KGNW), stellte jetzt gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe fest: Die von den NRW-Krankenhäusern gemeldeten Fehler zeugten nicht von einzelnen Problemen, sondern von einer „systematischen Fehlkonzeption“. Insgesamt soll es um hunderte Falschangaben und Ungereimtheiten gehen, gegen die unzählige Krankenhäuser auch bereits Sturm laufen.

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