Oberhausen. Um das tägliche Verkehrschaos zu verhindern, testet die Stadt an einer Oberhausener Schule ein Gegenmittel aus. Was es damit auf sich hat.
Es wird wohl keine Grundschule in Oberhausen geben, die das Problem nicht kennt: Elterntaxis. Mütter oder Väter, die vor Schulbeginn in der Zufahrt für ein Verkehrschaos sorgen, weil sie ihre Schützlinge bis vor den Eingang fahren wollen. An der Kolkmannstraße in Biefang, an deren Ende die Königschule liegt, soll ein Gegenmittel ausprobiert werden: die Schulstraße.
Ob das dort machbar ist, sollen die Fachleute im Rathaus auf Wunsch der Bezirksvertretung Sterkrade prüfen. Einstimmig ist ein SPD-Antrag angenommen worden. „Die letzten Meter zur Schule sind die gefährlichsten“, hat die SPD geschrieben. Bei den Staus und Wendemanövern der Elterntaxis sind ausgerechnet die Kinder gefährdet, die noch zu Fuß oder mit dem Rad kommen.
Für eine begrenzte Zeit für den allgemeinen Verkehr gesperrt
Die Kolkmannstraße als Sackgasse, ist die SPD überzeugt, würde sich für einen Test besonders gut eignen. In Essen ist bereits ein Probelauf gestartet.
Möglich wird er, weil die schwarz-grüne Landesregierung in Düsseldorf es Ende 2023 für zulässig erklärt hat, solche Schulstraßen einzurichten. Damit ist gemeint, dass eine Straße vor Schulbeginn oder nach Schulschluss für eine begrenzte Zeit für den allgemeinen Verkehr gesperrt wird.
Während die Bezirksvertretung den Prüfauftrag schon nach zwei Minuten abgehakt hatte, beschäftigt sich der FDP-Stadtverordnete Marc Hoff aus Alt-Oberhausen schon seit zwei Jahren mit dem Thema. In dem Gremium ist er allerdings nicht vertreten.
Der Versuch darf nur ein Jahr dauern
„Ein netter Versuch, ein wichtiges Problem zu lösen“, sagt Hoff. Deshalb würde die FDP ihn auch mittragen. Länger als ein Jahr darf ohnehin nicht getestet werden. Dann müsste das zum Dauerzustand erklärt werden, durch eine bürokratische Prozedur (Teileinziehung) wie bei einer Fußgängerzone.
Aber noch weiß ja niemand, ob der Versuch auch gelingt. Bislang ist man dem Problem zu Leibe gerückt, indem in der Nähe der Schulen Hol- und Bringzonen ausgeschildert wurden, Parkstreifen, auf denen die Eltern ihre Kinder ein- und aussteigen lassen. Sie liegen etwas von der Schule entfernt. Das hat sich nur dort bewährt, wo es nicht mehr möglich ist, näher heranzufahren.
Gespannt auf die Reaktionen der Anwohnerschaft
Ob nun Verkehrsschilder in einer Schulstraße die Zufahrt beschränken oder eine Elterninitiative sich jeden Morgen mit Flatterband aufstellt, Marc Hoff ist gespannt, wie sich die Anwohnerschaft verhält. Sie darf ja weiterhin durch.
Nur müssten Anwohner sich als solche ausweisen, um durchgelassen zu werden. Würden Elternvertreter das kontrollieren, wären sie eine Art Hilfspolizisten. Das könne schnell zu Konflikten führen. Dass die Polizei die Aufgabe selbst übernimmt, ist unwahrscheinlich. Schon gar nicht an mehreren Schulen.
Mit dem Verkehrsschild „Anwohnerstraße“ nicht durchgekommen
Marc Hoff hat auf der FDP-Parteischiene versucht, ein neues Verkehrsschild „Anwohnerstraße“ voranzubringen, ähnlich wie „Anlieger frei“. Der Unterschied wäre, dass Elterntaxis dadurch ausgeschlossen würden. „Für Anwohner wäre es die bessere Lösung“, sagt er. Aber schon deren Gäste hätten auch wieder ein Problem. Die FDP-Oberen hätten abgewunken. Eine öffentliche Straße müsse grundsätzlich frei sein. Das könne man notfalls einklagen.
Also läuft wohl erst einmal der Test in Biefang. „Das kann für das Problem sensibel machen“, sagt Hoff. Dauerhaft sei es problematisch. An der Schule seiner Tochter in Alstaden habe man es mit vereinten Kräften erreicht, dass ein Fußweg, vor dem sich die Elterntaxis geknubbelt hätten, durch Poller gesperrt worden sei. Nicht überall ist das möglich.