Oberhausen. Bäumen in Oberhausen geht es immer schlechter. Die Zahl gemeldeter Gefahrenstellen durch morsche Äste wächst. So reagiert die Stadt.
Die Baumpflege in Oberhausen hat drei große Ziele: Gefahren durch abgestorbene Äste, die herunterbrechen können, gering halten. Jungbäume so aufziehen, dass sie bei Hitze und Trockenheit auch durchkommen. Und ausgewachsene Bäume in der Blüte ihres Lebens möglichst schützen.
Nach dem jahrelangen Ärger um Baumfällungen ist man im Rathaus bestrebt, in Zukunft weniger Anlass zu Kritik zu geben. Jens Koschnick, seit 2022 neuer Baum-Manager bei den Service-Betrieben Oberhausen (SBO), hat in den Bezirksvertretungen und im Umweltausschuss aber deutlich gemacht, dass der Aufwand dafür enorm ist und Erfolge Zeit brauchen.
Drei bis vier Mal am Tag droht im Stadtgebiet ein Ast herunterzubrechen
Denn im Vergleich zu der Zeit vor 2020 hat sich die Zahl der jährlich gemeldeten Gefahrenstellen zuletzt mehr als verdreifacht, auf 1377 im Jahr 2023, das sind drei bis vier am Tag. Jeder große Baum aber, von dem ein Ast auf spielende Kinder oder parkende Autos herunterzubrechen droht, muss mit einer Hebebühne angefahren und kontrolliert werden. Müssen einzelne Bäume aus einer Allee entnommen werden, ist sogar ein Spezialkran erforderlich. Koschnick: „Wir können nur noch reagieren, nicht mehr agieren.“
Autoabgase, Urin und Kot von Hunden, vor allem aber zu kleine Baumscheiben machen ausgewachsenen Bäumen in der Stadt zu schaffen. Sie aber geben viel Sauerstoff an die Luft ab, nehmen von dort schädliches Kohlendioxid auf. 10.265 solcher Altbäume, berichtete Koschnick, sind 2023 im Stadtgebiet kontrolliert worden. Vier Kontrolleurinnen und Kontrolleure sind dafür unterwegs. Von den 681 Altbäumen, deren Zustand dabei als schlecht bewertet wurde, mussten trotzdem nur 64 gefällt werden.
Mit viel Aufwand lässt sich das Leben ausgewachsener Bäume verlängern
617 Altbäume blieben stehen, weil entweder ihre Baumscheiben vergrößert wurden, so für 14 Bäume im Mittelstreifen auf der Bebelstraße, oder mit Druckluft und Dünger ihr Boden verbessert wurde. Prominentestes Beispiel ist der Bergahorn vor dem Ebertbad.
Dennoch stellen zurzeit etwa 500 Bäume eine Gefahr für den Fuß- und Radverkehr dar, weil ihre Wurzeln Pflastersteine, den Asphalt und sogar Bordkanten nach oben drücken. Das tun sie, weil ihre Baumscheiben zu klein sind und um an Kondenswasser darunter heranzukommen. Sachverständige müssen jeweils prüfen, was zu tun ist. Würden die Wurzeln beschnitten, wären die Schnittstellen ein Einfallstor für Krankheitserreger, erklärte Koschnick. Diese würden wiederum die Standsicherheit gefährden. Durch Einbau von Wurzelschutzfolien oder -platten könnten zwar künftige Schäden vermieden werden. Am Mangelzustand für den Baum ändere das jedoch nichts.
Das Sorgenkind bleiben Bäume an Baustellen
Schon 2022 und 2023 sind in Oberhausen mehr Straßenbäume neu gepflanzt als gefällt worden. Drei neue Fachkräfte kümmern sich künftig nur darum, diese Jungbäume durchzubringen. Mit Sensoren wird über das Internet verstärkt überwacht, ob ihre Böden feucht genug sind. Vier Jahre lang muss so ein Jungbaum besonders gepflegt werden. Ganz aus der Pflege entlassen werden kann er erst nach zehn bis 15 Jahren Standzeit.
Ein Schwachpunkt bleiben Baustellen. Zwar gibt es Richtlinien für den Baumschutz. Aber das Baurecht ist in den letzten Jahrzehnten so umgestaltet worden, dass die Verantwortung dafür in die Hände von Bauherren, Architekten und Bauleitungen gelegt wurde.