Oberhausen. Grünen-Urgestein Bärbel Höhn hat in Oberhausen ihr neues Buch vorgestellt. Und die Gelegenheit für ein klares Statement genutzt.

Ein literarisches Ereignis unter besonderen Vorzeichen: Ex-NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn hat am Donnerstagabend, 25. April, im Bert-Brecht-Haus ihr neues Buch „Lasst uns was bewegen!“ vorgestellt. 90 Menschen besuchten die Veranstaltung; für die Oberhausenerin ein Heimspiel mit einer beeindruckenden Publikums-Resonanz.

Die prominente Autorin nutzte die Gelegenheit auch dazu, ein bestimmtes lokales Thema in den Blickpunkt zu rücken: Die alte Buche an der Kewerstraße im Oberhausener Stadtteil Alstaden, die von der Fällung bedroht ist, soll auf jeden Fall erhalten bleiben, forderte die Politikerin und Ex-Bundestagsabgeordnete der Grünen vehement.

„Dieser Baum ist ein Stück Heimat für die Menschen im Stadtteil Alstaden“, sagte Bärbel Höhn mit Blick auf die Kewerstraße. Sie bezeichnete den dort von der Stadtverwaltung geplanten Straßenausbau als „dahergeholte Argumente“, die nicht stichhaltig und einleuchtend seien. Priorität müsse auch im Sinne des Klimaschutzes der Erhalt der stadtbildprägenden alten Buche haben. Hier sei nicht die Kettensäge angebracht, sondern viel mehr seien hier ganz andere Maßnahmen gefragt: Der Baum müsse bleiben. Höhn ergänzte: „Aus meiner Sicht müssen dort ein Tisch und Sitzbänke aufgestellt werden, damit Menschen künftig im Schatten der Buche verweilen können.“

Höhn: „Beim Engagement für den Klimaschutz kommt es auf jeden an!“

Im Bert-Brecht-Haus entfaltete sich ein für das Publikum sehr informativer und facettenreicher Abend, in dessen Verlauf die 71-jährige Buchautorin überzeugend argumentierte, wie dringlich konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz sind. Bärbel Höhn machte deutlich, dass es dabei auf das Engagement der Zivilgesellschaft und jedes einzelnen ankomme. Und dabei sei die ältere Generation 60plus in besonderer Weise gefordert. Sie müsse sich einbringen in Parteien und Verbände und so auf demokratischem Weg dafür sorgen, dass in der konkreten Politik der Klimaschutz und die Förderung von erneuerbaren Energien noch besser zum Zuge kommen. „Die ältere Generation kann jetzt zeigen, dass sie noch nicht zum alten Eisen gehört“, rief die Umweltpolitikerin dem überwiegend älteren Publikum zu, das vielfach zustimmend nickte.

Im vorigen Herbst hat Bärbel Höhn ihr neues Buch „Lasst uns was bewegen!“ erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Jetzt machte sie auf ihrer Lesetour in ihrer Heimatstadt Oberhausen Station.
Im vorigen Herbst hat Bärbel Höhn ihr neues Buch „Lasst uns was bewegen!“ erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Jetzt machte sie auf ihrer Lesetour in ihrer Heimatstadt Oberhausen Station. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Teils ging es um die große globale Umweltpolitik vom Pariser Klimaschutzabkommen bis zur umweltfreundlichen Stromerzeugung in Afrika, teils drehte sich die Veranstaltung aber auch immer wieder um lokale Aspekte: Oberhausen habe einen großen Schatz, sagte Bärbel Höhn. Das seien die innerstädtischen Parks und die großen Allee-Straßen. Es gelte, diesen Schatz zu hüten und zu pflegen: „Bäume sind Sauerstoffproduzenten und Schattenspender. Sie werden immer wichtiger für das Stadtklima!“ Als Bärbel Höhn im Verlauf der Veranstaltung klipp und klar für ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen eintrat, gab es zum ersten Mal an diesem Abend einen Extra-Applaus.

Volkshochschule, Stadtbibliothek und der Bund für Umwelt und Naturschutz (Bund) Oberhausen hatten gemeinsam zu der von Matthias Ruschke moderierten Veranstaltung eingeladen. Mit Prof. Hubert Weiger, Ehrenvorsitzender des Bund und seit 2013 Mitglied im Rat für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung, sowie Cornelia Schiemanowski, Vorsitzende des Bund Oberhausen, waren zwei weitere kompetente Gesprächspartner präsent.

„Die Demokratie ist die zentrale Chance für den Umweltschutz“

Hubert Weiger erinnerte an die Anfänge des Bund im Jahr 1975 und plädierte für ein entschlossenes, zivilgesellschaftliches Engagement für den Umwelt- und Klimaschutz. Man habe in Deutschland schon viel erreicht in der Vergangenheit, sagte der Ehrenvorsitzende etwa mit Blick auf den Ausstieg aus der Atomenergie. Jetzt gehe es darum, dieses Engagement für den Klimaschutz und die Energiewende verlässlich fortzusetzen und die Politiker in den Parlamenten dafür zu gewinnen: „Die Demokratie ist die zentrale Chance für den Umweltschutz.“

Der eindringliche Appell zu mehr Engagement der älteren Generation blieb an diesem Abend bei den Adressaten nicht ungehört. Viele fragten nach, wollten mehr wissen zu einzelnen Themenbereichen. Cornelia Schiemanowski skizzierte zudem die aktuelle Lage zum Protest gegen den Ausbau des Autobahnkreuzes Oberhausen: Noch ein Thema, das Gelegenheit bietet, im Sinne des Bärbel-Höhn-Buches zu handeln: „Lasst uns was bewegen!“

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