Oberhausen. Der Oberhausener Stefan Bongert arbeitet regelmäßig aus Komparse. Auch in Satire-Beiträgen der ZDF Heute Show war er schon zu sehen.
- Stefan Bongert aus Oberhausen arbeitet seit sechs Jahren regelmäßig als Komparse
- Der 52-Jährige trat schon in Wilsberg- und Friesland-Folgen auf
- Was er über den Dreh der Heute Show erzählt
Erste Szene: Eine Bäckerei an der Oberhausener Marktstraße. Draußen leichter Regen, drinnen gelbes Licht. Eine ältere Dame will sich an der Theke an Stefan Bongert vorbeiquetschen. Mit ihrem Rollator kommt sie nicht durch und bittet ihn um Platz. Stefan Bongert, groß, kräftig, markantes Gesicht, tut ihr den Gefallen und erwidert mit einem Lächeln: „Ich stehe gerne im Weg.“
Stefan Bongert steht zumindest gerne im Bild. Der 52-jährige Oberhausener ist seit sechs Jahren Komparse. In der Wilsberg-Folge „Gene lügen nicht“ war er der Kollege der Spurensicherung, in „Wut und Totschlag“ saß er im Schneidersitz im Antiaggressionstraining neben Ekki Talkötter. Im ZDF-Krimi Friesland mimte er in „Asche zu Asche“ einen Friedhofsgärtner. Die Liste ließe sich noch fortführen. Auf die Frage, in wie vielen Produktionen er mitgespielt hat, sagt Stefan Bongert: „Unzählige“.
Als Komparse im Film: So viel Tagesgage bekommt man
„Man sollte sich schon einen Tag freinehmen“; sagt Stefan Bongert. Die Rollen werden von Agenturen über Mails angeboten. Dann kann man sich in Listen eintragen. Die Drehtage beginnen meist morgens. Neben Zuverlässigkeit ist auch Pünktlichkeit wichtig, sagt Stefan Bongert. Einmal begann der Drehtag um neun Uhr, um 17 Uhr war seine Szene noch immer nicht gedreht. Stefan Bongert macht das Warten nichts aus, er ist fasziniert von der Produktion. „Sechs bis neun Minuten Film entstehen an einem acht-Stunden-Tag. Das ist schon Wahnsinn.“ Wegen des Geldes mache er das nicht. Als Komparse bekommt man eine Tagesgage von 120 Euro. „Wenn man Text hat, noch etwas mehr“. Nach etwa einem Jahr könne man dann das Ergebnis im Fernsehen sehen.
Gelegentlich werde er auf der Straße erkannt. „Meistens nach Auftritten in der Heute Show.“ In der ZDF-Satiresendung verkörperte er mal einen Obdachlosen auf dem Weihnachtsmarkt. Weil diese die fröhliche Stimmung verderben, wird Stefan Bongert mit einer Lichterkette behangen und trägt ein Elchgeweih auf dem Kopf. „Da muss man drüber stehen“, sagt er. „Da wird man auch schonmal zur Lachnummer.“
Zweite Szene: Eine Bäckerei an der Oberhausener Marktstraße. Draußen leichter Regen, drinnen gelbes Licht. Ein Kinderwagen rollt am Platz von Stefan Bongert vorbei. Auf dem Tablett steht Kaffee, daneben liegen ein dutzend Zuckerpäckchen. Stefan Bongert reißt sie nach und nach kommentarlos auf und füllt sie in seine Tasse.
Der Anfang: Ein Casting für „Der Junge muss mal an die frische Luft“
Mit Filmen hatte Stefan Bongert eigentlich nicht viel zu tun. Er hatte eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann gemacht und lange auf der Marktstraße gearbeitet. Dann wurde die Firma verkauft, das Konzept geändert. Da wollte Stefan Bongert nicht mehr dort arbeiten und begann als Lkw-Fahrer bei Edeka. Zwischendurch wechselte er mit seiner Familie seinen Wohnort, nach ein paar Jahren in Baden-Württemberg kam er zurück. Seitdem er einen Bauchdeckenbruch erlitt, ist er arbeitsunfähig.
Eigentlich sei er ins Komparsen-Geschäft nur so reingestoplert, erzählt Stefan Bongert. Als er mit seinem Sohn auf seiner Samstagsroute vom Postfach am Hauptbahnhof zum Bero-Zentrum war, fiel ihm die Schlange am Industriemuseum auf. Casting für den Kerkeling-Film „Der Junge muss an die frische Luft“. Stefan Bongert reihte sich ein, bekam seine erste Rolle und wurde erstmal enttäuscht. „Wir haben in einer Kneipe gedreht. Ich war ein Kneipengast. Aber es waren nur Komparsen da, keine Schauspieler.“
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Von da an ging es los. Beim Dreh von „Club der roten Bänder“ bekam er von erfahrenen Komparsen Tipps, wo man gut an weitere Rollen kommt. Stefan Bongert bewarb sich und hatte Erfolg. Er spielte Patienten, Polizisten, Gärtner und hörte bald schon den Satz aus der Verwandtschaft: „Ich habe den Stefan im Tatort gesehen.“
Dritte Szene. Eine Bäckerei an der Oberhausener Marktstraße. Draußen leichter Regen, drinnen gelbes Licht „Danke aus“, sagt Stefan Bongert und steht auf. Stefan Bongert räumt sein Tablett weg und schlendert aus dem Café. Er zieht seine Kapuze nicht auf, er steckt sich keine Zigarette an. Auf der Straße erkennt ihn diesmal niemand.