Oberhausen. Der Emscherumbau in Oberhausen ruht. Die zunächst unerklärliche Ölspur auf dem Fluss hat Folgen. Woher kam das Öl im vorigen Sommer?
Der in der ganzen Region beachtete Emscher-Umbau im Holtener Bruch in Oberhausen liegt auf Eis. In diesem Abschnitt soll die renaturierte Emscher einen kurvigen Verlauf mit großen Überschwemmungsbereichen erhalten. Das Projekt ist wegen des damit verbundenen Hochwasserschutzes wichtig für die gesamte, über fünf Milliarden Euro teure Neugestaltung des Fluss-Systems. Doch vorerst geht es in Oberhausen nicht weiter. Das hat der Sprecher der Emschergenossenschaft, Ilias Abawi, jetzt auf Anfrage dieser Redaktion bestätigt.
Der Grund für diesen Baustopp ist ein Ereignis aus dem vorigen Sommer: Damals lag plötzlich eine Ölspur auf der Emscher zwischen Oberhausen und Dinslaken. Tagelang ist seinerzeit gerätselt worden, woher das Öl wohl stamme. Erst schrittweise und mit erheblicher Verzögerung gab es ein wenig Aufklärung.
Als mögliche Ursache für den Ölfilm seien Altlasten auf dem Gelände von OQ Chemicals (Ruhrchemie) in Oberhausen-Holten ausgemacht worden, berichtet nun Ilias Abawi. Das Ruhrchemiegelände grenzt direkt an den Holtener Bruch, der sich gegenüber auf der anderen Fluss-Seite erstreckt. Die besagten Altlasten seien den Behörden vor dem Ölfilm bereits bekannt gewesen, ergänzt der Sprecher der Emschergenossenschaft. Sie seien deshalb auch regelmäßig überwacht worden. Bis zum Auftreten des Ölfilms seien sie allerdings so eingestuft worden, dass sie an ihrem Standort verbleiben könnten. Dabei hatte man aber offenbar nicht mit der Heftigkeit der Niederschläge im vorigen Sommer gerechnet. Ilias Abawi: „In der Folge des Starkregens und des Hochwassers am 22. und 23. Juni 2023 und des dadurch angestiegenen Grundwasserspiegels wurden die Schadstoffe vermutlich freigesetzt und gelangten so in die Emscher.“
Gutachten soll Varianten für die Altlasten-Sanierung benennen
Der aktuelle Stand der Dinge sieht laut Emschergenossenschaft nun wie folgt aus: Die Emschergenossenschaft schreibt in Kürze gemeinsam mit OQ Chemicals ein Gutachten aus, das Varianten für die anschließende Sanierung der Altlastenfläche konzipieren soll. Im Zuge dieser Begutachtung soll dann auch geklärt werden, wann die weitere Renaturierung der Emscher und die Umgestaltung im Holtener Bruch erfolgen kann. Derzeit ruhen die Arbeiten, da die Fluss-Experten der Emschergenossenschaft die künftige Auenfläche unter keinen Umständen mit etwaigen Schadstoffen belasten wollen.
Unterdessen will die Emschergenossenschaft nach dem Ölspur-Schock vom Juni 2023 für etwaige weitere Vorfälle gerüstet sein. Rund um den Jahreswechsel 2023/2024 hat sie die im Sommer 2023 auf der Emscher errichteten Ölsperren Schritt für Schritt instandgesetzt. Wegen der immer wieder auftretenden starken Regenfälle hatte sich Treibgut darin verfangen, teilweise waren die Sperren wegen der erhöhten Pegel und der dadurch erhöhten Fließgeschwindigkeit der Emscher sogar abgerissen.
Städtischer Umweltfachmann äußerte sich bereits im September 2023
Dass eine Altlast auf dem Gelände von OQ Chemicals der Auslöser der Emscher-Ölspur sein könnte, hatte ein städtischer Umweltfachmann Anfang September 2023 erstmals öffentlich benannt: Dr. Mirko Matthias Lindic vom Bereich Umwelt der Stadt Oberhausen berichtete im Umweltausschuss, dass das Öl im Juni 2023 aus dem Emscherdeich in Höhe des Chemiewerks ausgetreten sei. Bei der Quelle der Verunreinigung könne es sich eventuell um eine „sehr alte Altlast“ handeln.
Der nächste Bauabschnitt im Zuge des Emscherumbaus beinhaltet auch die Beseitigung des linksseitigen alten Emscherdamms entlang des Holtener Bruchs. Der neue, viel weiter außen liegende Damm ist ja bereits erstellt. So erhält die hier künftig kurvige Emscher in diesem Abschnitt eine riesige Überschwemmungsfläche, die den Inhalt von knapp 10 Millionen Badewannen speichern kann und nebenbei auch noch zum Vogelparadies werden soll.