Oberhausen. Janusz Jarczewski arbeitet seit 40 Jahren für die Deutsche Post. Er liebt seinen Job und läuft dafür in Oberhausen täglich 13 Kilometer.
- Janusz Jarczewski arbeitet seit über 40 Jahren bei der Deutschen Post
- Der 60-Jährige liebt seinen Job: „Ich kenne die Leute“
- Sein Bezirk ist in Alt-Oberhausen, wo er täglich 1000 Briefe zustellt
Zielsicher steuert Janusz Jarczewski den Briefkasten an und wirft zwei Briefe ein. Doch der eine rutscht zur Hälfte wieder heraus. „Das darf nicht“, sagt der 60-Jährige und stellt sicher, dass beide Sendungen im Briefkasten verstaut sind. Die Zustellung muss sichergestellt werden. Das ist seine Aufgabe – seit mehr als 40 Jahren.
Janusz Jarczewski ist Fachkraft für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen – oder auch: Postbote. Er ist einer der letzten fünf Zusteller, die in Oberhausen zu Fuß unterwegs sind. Sein Bezirk ist der Innenstadtbereich in Alt-Oberhausen. „Ich fange oben Torgasse an, laufe die komplette Styrumer Straße herunter, ein Stück Helmholtzstraße, Friedensstraße, dann Marktstraße“, zeichnet Jarczewski seinen täglichen Weg nach. Weiter geht es mit der Blumenthalstraße, der Flaßhofstraße, Friedenstraße, bis er auf der Linsingenstraße seine Route abschließt.
Oberhausen: Täglich stellt Janusz Jarczewski rund 1000 Briefe zu
Genau 8,29 Kilometer Strecke hat er bis dahin hinter sich gebracht, hat seine Arbeitgeberin, die Deutsche Post, ausgerechnet. Als er die Zahl hört, muss Janusz Jarczewski lachen. Sein Schrittzähler zeigt am Ende eines Arbeitstages 13 Kilometer an. Zu der reinen Strecke kommen nämlich noch die kleinen Umwege und Treppenstufen hinzu, die der Postzusteller an sechs Tagen in der Woche hinauf- und hinabsteigt. „In manchen Häusern darf man fünf Etagen hochkraxeln.“
Entsprechend fit sieht der 60-Jährige aus. Mit eiligem Schritt läuft der schlanke Mann mit der blau-gelben Weste die Straßen rauf und wieder runter. Immer an seiner Seite: sein elektrischer Zustellwagen. Darin transportiert Janusz Jarczewski täglich an die 1000 Briefe, Einschreiben, Zustellungsurkunden und kleine Pakete.
In seiner Anfangszeit zog er noch eine schwere gelbe Tasche hinter sich durch die Straßen. Das E-Fahrzeug gefällt ihm deutlich besser. Das hat sogar Licht und kann hupen. Sehr gut findet Jarczewski auch, dass die Briefe hier gesichert sind. Vorbeigehende können die Klappen, unter denen sich die gelben Postboxen befinden, nicht öffnen. So bleiben der Datenschutz und das Briefgeheimnis gewahrt und Pakete können nicht entwendet werden. Unter der Klappe befinden sich aber nicht nur Briefe. Auch eine Schachtel Zigaretten hat Jarczewski dort sicher verstaut, außerdem Feuerzeug, Schlüssel, Reservekugelschreiber.
Postbote wurde mal von einem Hund gebissen
Er mag es, auf seiner Route sein eigener Chef zu sein. Gleichzeitig ist er nicht allein. Er trifft jeden Tag die gleichen Menschen: „Ich kenne die Leute.“ Er weiß, wer zu Hause ist und wer nicht. Er bekommt mit, wenn ein Briefkasten längere Zeit nicht geleert wird, und auch, wenn jemand stirbt. Und er sieht, wenn es jemandem nicht gut geht.
Lesen Sie auch
- Der schönste Job der Welt? Oberhausener seit 50 Jahren dabei
- Oberhausen: Neue Haustür, dafür aber keine Post mehr
- Alle Oberhausener Paketshops und Briefkästen im Überblick
- Briefkasten als Toilette missbraucht – so reagiert die Post
Schlechte Erfahrungen mit den Menschen, denen er die Post bringt, habe er in all den Jahren nicht gemacht, sagt Janusz Jarczewski. „Bisher bin ich mit niemandem angeeckt. So wie man sich gibt, so kommt das auch wieder.“ Auch mit Hunden komme er gut klar. Wie zum Beweis schnuppert ein groß gewachsenes Exemplar kurz am Zustellwagen, schaut Jarczewski an – und geht ganz ruhig an ihm vorbei. „Die weichen aus, ich bleibe stehen“, kontrastiert der Postbote das Klischee. Einmal sei er allerdings doch von einem Hund gebissen worden, ein ganz kleiner. Das sei ewig her.
In 40 Jahren hat sich bei der Post viel verändert
Dass er 40 Jahre als Postzusteller arbeiten würde, das war „ein großer Zufall“, erinnert sich Janusz Jarczewski zurück. Als junger Mann war er auf Stellensuche, doch es gab für ihn eine Hürde: „Mit Behinderung kriegt man keinen Job.“ Jarczewskis linker Arm ist von Geburt an verkürzt. Für die Postzustellung stellt das keine Einschränkung dar – und die Post suchte damals Mitarbeitende. Er wurde sogar noch verbeamtet – und ist es noch heute, obwohl die Deutsche Post mittlerweile privatisiert wurde.
In 40 Jahren hat sich viel verändert. Früher hat er den Menschen in Oberhausen noch die Rente in Bar vorbeigebracht. Eine große Verantwortung sei das gewesen, sagt er heute. Mit dem Aufkommen des Internets sind die Briefe dann immer weniger geworden und die Bezirke größer. Viele ausländische Namen sind mit der Zeit hinzugekommen. Da muss der Zusteller manchmal Buchstabe für Buchstabe vergleichen, um auch den richtigen Briefkasten zu erwischen.
Im September 2023 hat Janusz Jarczewski sein 40-jähriges Dienstjubiläum gefeiert. Daran denkt der 60-Jährige gerne zurück. Überhaupt findet er viele lobende Worte für seine Arbeitgeberin: „Für mich ist die Post der Arbeitgeber Nummer eins.“ Manche Kolleginnen und Kollegen würde ihn dafür sicher als „Schleimer“ betiteln, meint Jarczewski, aber das störe ihn nicht. „Klar ist der Job anstrengend“, sagt der 60-Jährige. „Aber ich bin ja nicht hier, um mich auszuruhen.“
INFO: In Oberhausen werden Briefe & Co vor allem mit dem Fahrrad zugestellt
- Neben den Paketzustellfahrzeugen sind in Oberhausen 140 Botinnen und Boten auf Fahrrädern unterwegs. Es gibt außerdem noch fünf Zustellerinnen und Zusteller, die ihren Bezirk zu Fuß ablaufen. Einer davon ist Janusz Jarczewski
- Sein Arbeitstag beginnt morgens um 7 Uhr. Montags arbeitet er bis 11.30 Uhr. Da gibt es viel weniger Briefe: lediglich zwei Prozent der gesamten Wochenmenge bringen die Zustellerinnen und Zusteller an diesem Tag in die Oberhausener Haushalte – nahezu ausschließlich Post von Privatleuten. An den anderen Wochentagen (Dienstag bis Samstag) endet sein Arbeitstag um 14.10 Uhr beziehungsweise 14.30 Uhr.