Oberhausen. Falls eine Bombe in Oberhausen entschärft werden muss, steht die Evakuierung einer Klinik bevor. Was das für Patienten und Personal bedeutet.

Dem Klinikbetreiber Ameos steht eine Mammutaufgabe bevor: Möglicherweise müssen am Dienstag (20. Februar) rund 200 Patienten von St. Clemens in das rund drei Kilometer entfernt liegende St. Marien verlegt werden. Der Umzug ist dann erforderlich, wenn in Sterkrade eine Bombe gefunden wird. Am Morgen sondiert der Kampfmittelbeseitigungsdienst den möglichen Fund.

Seit gut einer Woche jagt ein Planungsgespräch das nächste, damit im Fall der Fälle „alles reibungslos abläuft“, sagt Michael Reindl, Ärztlicher Direktor der Ameos-Kliniken in Oberhausen. Ob es dazu kommt, entscheidet sich am Vormittag und ist von den Untersuchungsergebnissen der Experten abhängig. „Wir hoffen, dass wir gegen 10 Uhr Klarheit haben, es kann aber auch später werden“, so Reindl.

Sollte es sich wirklich um eine Bombe handeln, kommt es auf deren Gewicht an, ob Clemens komplett geräumt werden muss oder der überwiegende Teil der Patienten im hinteren Bereich des Hauses bleiben und nur etwa 20 Menschen umziehen müssen. Nach Worten des Ärztlichen Direktors sind die Krankenhäuser aber für alle Eventualitäten gewappnet.

155 Rettungswagen stehen bereit

155 Fahrzeuge der Feuerwehr, aus ganz NRW zusammengezogen, stehen auf dem Gelände der Stoag bereit, um die Menschen von einer Klinik in die andere zu bringen. Einsatz- und Pflegekräfte sind auf dem Weg mit an Bord. Alle Betroffenen als auch die Angehörigen „haben wir in den vergangenen Tagen noch mal eigens mit einem Flyer informiert“, ergänzt Reindl und zusätzlich habe man eine Telefonleitung geschaltet.

Bislang sei sie noch nicht groß in Anspruch genommen worden, aber damit könne man aber im Fall einer Evakuierung rechnen. Mitarbeiter sind eigens abgestellt, um sich um die Gespräche zu kümmern. Überhaupt wartet auf die Belegschaft eine Fülle an Aufgaben, die im Alltag sonst eben nicht anfallen. Reindl spricht von 120 „Sonderfunktionen“, die anstehen. Beispielsweise müssen alle Patientenakten umziehen und im Bedarfsfall auch sofort einsehbar sein. Für jeden einzelnen Patienten werden Medikamente zusammengestellt, die für 48 Stunden reichen. Ferner sorgt Ameos dafür, dass Medizintechnik, vom Ultraschall bis zum Beatmungsgerät, zur Verfügung steht.

Beheiztes Partyzelt für einen möglichen Zwischenstopp

Und dann gab es bei der Planung auch noch manches Detail zu bedenken: Wenn die Rettungswagen nun mit dem Patienten St. Marien erreicht haben, aber schon der nächste Einsatz wartet: Wo soll die Frau, wo soll der Mann mit seinem Krankenbett warten, wenn es sich am Eingang mal stauen sollte? Die Antwort kommt in Form eines großen Zeltes daher, das nach Party aussieht, aber als kurzzeitiger Aufenthaltsort gedacht ist. „Wir werden auch noch dafür sorgen, dass das Zelt beheizt wird“, betont Reindl.

Rund 550 Einsatzkräfte sind in den beiden Kliniken vor Ort, vom Pflegekräften bis hin zu Medizinern und Feuerwehrleuten, die zur Unterstützung eingeplant sind.

Jörg Brandenburg, Leiter der Feuerwehr Oberhausen: Auf dem Stoag-Parkplatz werden 155 Rettungsfahrzeuge bereitstehen.
Jörg Brandenburg, Leiter der Feuerwehr Oberhausen: Auf dem Stoag-Parkplatz werden 155 Rettungsfahrzeuge bereitstehen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Auf eine ähnliche Zahl an Kräften kommt auch die Feuerwehr selbst, wie ihr Chef Jörg Brandenburg erklärt. „Bei einer Aufgabe dieser Größenordnung sind natürlich auch Feuerwehrleute aus anderen Städten im Dienst“.

Die Kolleginnen und Kollegen sind ferner auch für die Menschen da, die sich einen Transport von ihrer Privatwohnung in das Marien-Klinikum gewünscht haben. Es handelt sich um Pflegebedürftige oder Kranke, die nicht mehr selbst laufen oder fahren können. Bislang haben sich etwa 20 Personen gemeldet. Die Zahl liegt allerdings deutlich niedriger als statistische Berechnungen ergeben hatten. Denn man geht davon aus, dass zwei Prozent der Bevölkerung derart pflegebedürftig sind. Im Falle von Sterkrade mit rund betroffenen 4300 Bürgern wären es dann 86 Betroffene gewesen.

Falls die Menschen alle ihre Häuser verlassen müssten, würde durch Mitarbeiter der Stadt oder Lautsprecherdurchsagen bekannt gegeben.

Spätestens zum Frühstück am Mittwoch wieder zurück

Sollte es sich mit der Entschärfung der Bombe hinziehen, bleiben die Patienten auch über Nacht in St. Marien. „Wir hoffen jedoch, dass alle spätestens am Mittwochmorgen wieder zurück in St. Clemens zurück sind“, sagt Reindl. Dann steht das Krankenhaus auch wieder für die Notfallversorgung bereit, die die Klinik ab Dienstag, 20. Februar, 0 Uhr unterbricht.

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