Oberhausen. Falsche Wasserwerker und andere Betrüger an der Wohnungstür: Die Polizei klärt Senioren über trickreiche Täter und deren Maschen auf.
Kriminalhauptkommissarin Jenny Verhoefen von der Polizei Oberhausen appelliert an alle Seniorinnen und Senioren in der Stadt, gerade an der Wohnungstür stets sensibel und besonders aufmerksam zu sein, um mögliche kriminelle Täter nicht zum Zuge kommen zu lassen. Die Kriminalistin hat jetzt im Café Jahreszeiten in Oberhausen-Sterkrade auf Einladung der SPD-Arbeitsgemeinschaft 60plus wichtige Tipps zur Kriminialitätsvorbeugung gegeben.
Dabei ging es vor allem um kriminelle Machenschaften an der Haus- und Wohnungstür, speziell um falsche Handwerker, denen es auch in Oberhausen immer wieder gelingt, ihre Opfer auf dreiste und perfide Weise auszutricksen und wertvolle Gegenstände sowie hohe Bargeldsummen aus den Wohnungen zu stehlen.
Der am häufigsten auftretende falsche Handwerker ist der falsche Wasserwerker. In allen Details erläuterte Jenny Verhoefen ihren Zuhörern in Oberhausen-Sterkrade diese Masche: Die Täter suchen gezielt nach Wohnstraßen mit Straßenbaustellen, dann klingeln sie in der Nähe bei älteren Menschen an, haben oft sofort einen Fuß in der Wohnungstür und verschaffen sich Einlass in die Wohnungen mit dem Hinweis, man müsse jetzt ganz schnell die Wasserversorgung prüfen. Wegen der Straßenbaustelle in der Nähe klingt das glaubwürdig, Die Täter schicken dann ihre Opfer ins Badezimmer, wo sie den Wasserhahn anstellen und melden sollen, wenn das Wasser braun wird. Doch das Wasser wird natürlich nicht braun. Der Betrüger gibt derweil vor, in der Küche zu bleiben und dort das Leitungswasser zu überprüfen. Er sieht sich allerdings stattdessen überall in der Wohnung um, spürt in Sekundenschnelle Behältnisse mit Wertgegenständen auf und stiehlt zum Beispiel Schmuck und Bargeld.
Polizistin: „Niemals fremde Menschen ungeprüft in die Wohnung lassen“
Eindringlich machten Jenny Verhoefen ihrem aufmerksam zuhörendem Publikum klar, wie sich die Täter vorbereiten: „Einen Blaumann kann ich mir schnell im Baumarkt besorgen. Einen Dienstausweis kann ich fälschen.“ Deshalb sei es besonders wichtig, dass die Seniorinnen und Senioren niemals fremde Menschen in ihre Wohnungen lassen, ohne zuvor deren Identität und Legitimität überprüft zu haben. Seriöse Unternehmen kündigen ihre Besuche an. Eine gut gesicherte Wohnungseingangstür, etwa mit einem Kastenschloss samt Sicherungsband oder -kette versehen, erlaubt es, die Tür zunächst nur einen Spalt breit zu öffnen, ohne in der Gefahr zu sein, dass sich die dreisten Täter mit ihrer Überrumpelungs-Taktik sofort Einlass verschaffen.
Und noch einen wertvollen Tipp hatte die erfahrene Kriminalistin parat: Für acht bis zwölf Euro kann man sich einen „Schrillalarm“ besorgen, ein kleines elektronisches Gerät, das etwa am Schlüsselbrett griffbereit aufgehängt werden kann. Auf diese Weise können mögliche Tatopfer schnell einen ohrenbetäubenden, 120 Dezibel lauten schrillen Alarmton auslösen, der die Kriminellen stark verunsichert und sie im Falle des Falles davon abbringt, ihren Plan weiterzuverfolgen. In vielen Fällen ergreifen die Betrüger und Diebe dann sofort die Flucht. Das gilt auch, wenn sich Opfer laut wehren und etwa unüberhörbar um Hilfe rufen.
Den falschen Wasserwerker gibt es in vielen Varianten
Den falschen Wasserwerker gibt es in vielen Varianten, etwa als falschen Telekom-Mitarbeiter oder als falschen EVO-Mitarbeiter, machte Jenny Verhoefen im Café Jahreszeiten klar. Und: „Sie glauben nicht, wie viel Bargeld manche Seniorinnen und Senioren in ihren Wohnungen aufbewahren.“ Ein älterer Oberhausener sei auf einen falschen Telekom-Mitarbeiter hereingefallen, der sich mit einem Trick in dessen Wohnung Einlass verschafft und aus dem Küchenschrank 8000 Euro gestohlen habe. Das sei nur ein Beispiel unter vielen vergleichbaren Fällen, so die Kriminalistin.
Messenger-Betrug in Oberhausen: Polizei nimmt Verdächtige fest
Dass die Polizei immer wieder gute Fahndungserfolge erzielt, illustrierte die Polizistin unterdessen mit einem konkreten Beispiel aus einem weiteren Deliktbereich: Seit etwa einem Jahr arbeitet Jenny Verhoefen in einer speziellen Ermittlungsgruppe des Kriminalkommissariats 13, die sich um so genannten Messenger-Betrug kümmert. Dabei erhalten die Tatopfer eine Nachricht etwa über Messengerdienst wie WhatsApp oder per SMS. Die Täter geben sich oft als deren Tochter oder Sohn aus und teilen ihnen in einer harmlos wirkenden Nachricht zunächst mit, dass sie eine neue Handynummer haben würden. Dann täuschen die Kriminellen eine Notsituation, etwa einen Verkehrsunfall, vor und erreichen in vielen Fällen, dass die älteren Tatopfer prompt eine größere Summe, zum Beispiel für eine angebliche Kaution, auf ein von den Tätern benanntes Konto überweisen.
Im Januar 2024 konnte die Polizei Wohnungen durchsuchen und mehrere Verdächtige festnehmen, berichtete Jenny Verhoefen. Nach rund einem Jahr habe sich die akribische Ermittlungsarbeit als erfolgreich gezeigt. Einer der Verdächtigen sei erst 19 Jahre alt.