Oberhausen. Der Oberhausener Teodor Tansek macht aus Schrauben, Zündkerzen und Unterlegscheiben Kunst. Ein Werk gehört jetzt einer Hollywood-Größe.
Gestandene Rock-Gitarristen jammern ganz gerne mal über das Gewicht ihrer Instrumente, die wahre Poseure der Zunft dann auch noch schwungvoll in die Höhe stemmen müssen. An Teodor Tanseks liebevoll geschweißter Hommage für James Hetfield dürfte allerdings selbst der Metallica-Sänger verzweifeln: Das Design zitiert zwar erkennbar die zackige Form einer „Gibson Explorer“, vor derart dicken Saiten aber würde selbst der geübteste „Schredder“ zurückschrecken. An dieser Gitarre, gefüllt mit Überbleibseln – nicht etwa von Fender, Gibson oder Gretsch – sondern aus Bauteilen von Audi, BMW und Bosch, hat der stolze Konstrukteur schwer zu heben.
Der Oberhausener Teodor Tansek nennt sich mit Stolz und einiger Berechtigung „Upcycling King“. Sein Reich hat er sich am Ende eines langen Lagerhaus-Flurs eingerichtet. „Schacht 309 Storage“ an der Duisburger Straße bietet dem Altmetall-Künstler ideale Nachbarn: Lagerräume, in denen nur gelegentlich jemand vorbeischaut und eine Etage darüber ein Fitness-Studio, das sich immer mal wieder mit dem dumpfen „Bumm“ zu Boden gehender Gewichte bemerkbar macht. In diesem Ambiente darf zu jeder Tages- und Nachtzeit der Trennschleifer kreischen.
Für die martialischen Aspekte seines Kunsthandwerks hat der 54-Jährige aus Buschhausen durchaus ein Faible: Der „Upcycling King“ tummelt sich in einschlägigen Szenen der Cosplayer und Steampunk-Verehrer. Und einer Kultfigur des filmischen Horror-Genres verehrte Teodor Tansek beim jüngsten „Weekend of Hell“ im September in der Turbinenhalle eine extravagante Streitaxt, gefertigt aus rund 80 Unterlegscheiben. Ari Lehman heißt der stolze Besitzer, dessen Hollywood-Ruhm auf dem Grusel-Schocker „Freitag, der 13.“ basiert. Das Dankschreiben aus Chicago hält Tansek ebenso in Ehren wie Lehman jenes Zertifikat im antiquierten Pergament-Look würdigen dürfte, das der „Upcycling King“ zu jedem seiner Unikate ausstellt.
Upcycling-Künstler aus Oberhausen: Zündkerzen und PC-Platinen in lieblicher Herzform
Metall-Design war etliche Jahre nur ein Hobby des 54-jährigen gelernten Malers und Lackierers. Im Beruf hatte sich Tansek auf das „Tadelakt“-Design spezialisiert, jenen speziellen Kalkputz nach marokkanischer Tradition, der entsprechend kunstvoll gestrichene Wände wie Marmor aussehen lässt. „Die Selbstständigkeit habe ich erst jetzt gewagt“, sagt Tansek mit leisem Bedauern – denn der neue Vollzeit-Job ganz nach seinem Herzen läuft vom Start weg bestens. Apropos Herzen: Auch diese für einen echten Steampunk-Aficionado vermeintlich allzu liebliche Form füllt er gekonnt mit altmetallischem Allerlei von Zündkerzen bis zu PC-Platinen.
Für den Rohstoff seiner Kunst muss der „Upcycling King“ nicht einmal mehr die Schrottplätze des Reviers abgrasen: Ein Kreis Vertrauter beliefert ihn direkt in sein „Storage“-Domizil. „Richtige Schätzken“, so der unermüdlich Kreative, landen so in seinen Regalen. Die Eimer für das anschließend gar nicht mehr Verwendbare sind erstaunlich klein: sortiert nach Kupfer, Messing, Metall-Mix. Der um keine Anekdote verlegene Jung-Unternehmer weist auf einen weiteren Eimer voller Hufeisen: das Dankeschön einer offensichtlich pferdebegeisterten Ärztin für ein besonderes Tansek-Werk.
Selbst einen 15-jährigen Schul-Praktikanten hatte der Metallkünstler schon zu kreativer Großtat inspiriert: Der junge Duisburger übertrug sein Graffiti-Können aus der Sprayer-Szene des Landschaftsparks Nord mit Tanseks Hilfe ins Dreidimensionale – „und wurde in seiner Gesamtschule gefeiert“. Eine eigene Internet-Präsenz des „Upcycling King“ nähert sich der Vollendung, was ihm noch fehlt, ist ein günstiges Ladenlokal: „Ich bin auf der Suche.“
Dabei hat der 54-Jährige durchaus die Gabe, sein Können publik zu machen. Der Modellathlet und Mime Dolph Lundgren schickte ein „Like“ auf Tanseks Smartphone, denn dieser hatte seinen filmhistorischen Boxkampf als Gegner von „Rocky“ Sylvester Stallone in einem Gemälde verewigt. „Manchmal male ich auch nur“, so der fast bescheidene Kommentar des Umtriebigen. Zur großen sommerlichen „Upcycling‘“-Ausstellung in der Galerie Oberstdorf („Da verkehren Leute, die gerne Geld ausgeben“) wird der selbsternannte Genre-King jedenfalls in einem pedalgetriebenen Trike im unverkennbaren Look der „Mad Max“-Endzeitabenteuerfilme vorfahren.
Oberhausener Künstler baut Dreirad, um das ihn Mel Gibson beneiden würde
Noch präsentiert sich das kuriose Mobil in seiner Werkstatt unvollendet. Aber der staunende Blick auf die Details der Schutzbleche bestätigt das kreative Credo: „Ich verbaue alles, was passt“ – vom Pfannenheber bis zum Sherrifstern. Für den Kennerblick ziert die Felgen der wuchtigen Hinterräder das „Mad Max“-Logo. Und das mondän-apokalyptische Rostrot des Trikes bewahrt der gelernte Maler unter schützendem Bootslack. Einen Käufer oder gar Auftraggeber für dieses Kunststück hat Teodor Tansek nicht. Er nennt die wuchtige Kreation schlicht „ein Werbeobjekt“.
Wer Kontakt aufnehmen möchte zum „Upcycling King“ erreicht Teodor Tansek unter 01520 1427 398.