Oberhausen. Sprachkenntnisse, Uni-Abschluss, jahrelange Berufserfahrung: Warum eine Ukrainerin dennoch keinen Job fand – und das anderen nun helfen kann.

Ein Universitätsabschluss in Sprachwissenschaften und eine jahrelange Festanstellung als Kundenberaterin in der IT sollen nicht reichen, um im unter Fachkräftemangel ächzenden Deutschland einen Job zu finden? So muss es sich für die 32-jährige Anastasiia Kozlova angefühlt haben. Im Sommer 2022 floh sie vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine nach Oberhausen. Sie bemühte sich um einen Arbeitsplatz, doch ihre Anstrengungen liefen ins Leere. Jetzt endlich hat sie einen festen Job – und sie weiß, woran ihre Suche scheiterte. Von ihrer schlechten Erfahrung können andere nun profitieren.

Doch von vorn: Anastasiia Kozlova beginnt im Alter von acht Jahren Deutsch zu lernen und beschäftigt sich noch bis ins Studium mit der deutschen Sprache. Als sie 2022 nach Deutschland kommt, nimmt sie umgehend an einem zehnmonatigen Sprachkurs teil, um ihre Deutschkenntnisse hier anerkennen zu lassen. Ergebnis: Sie beherrscht die deutsche Sprache fast auf Muttersprach-Niveau.

Ukrainerin bewirbt sich, bekommt aber nur Absagen

Damit lässt sich doch was anfangen, dachte sich die Ukrainerin – und ging auf Jobsuche. Doch sie bekam nur Absagen, in vielen Fällen meldeten sich die potenziellen Arbeitgeber überhaupt nicht zurück. Die Gründe blieben ihr schleierhaft.

Bis sie sich Hilfe suchte: Das Jobcenter vermittelte sie ans Oberhausener Weiterbildungsinstitut in der Innenstadt. Im Coaching wurde das Problem schnell deutlich: Anastasiia Kozlova schickte Bewerbungen raus, wie es in ihrer ukrainischen Heimat üblich ist. Dort reicht es aus, lediglich einen Lebenslauf zu übergeben. Ohne es zu wollen, hat sie es sich mit dieser Methode mit deutschen Arbeitgebern womöglich verscherzt. Hierzulande reicht ein Lebenslauf nicht aus, zu einer Bewerbung gehören Anschreiben, Dokumenten-Nachweise, möglicherweise auch Arbeitsproben dazu.

Empfehlen kann ich neben dem individuellen Coaching, sich um einen Minijob oder ein Praktikum zu bemühen, um die Sprache im Alltag zu trainieren.
Anastasiia Kozlova

Drei Monate hat Anastasiia Kozlova im Weiterbildungsinstitut gelernt, was eine gute Bewerbung ausmacht und wie sie sich in Bewerbungsgesprächen gut präsentieren kann. Und siehe da: Sie arbeitet seit Februar 2024 in Essen und hat einen festen Wohnsitz in Oberhausen.

Sie hofft nun, dass sich Landsleute ein Beispiel an ihr nehmen und sich schulen lassen. „Empfehlen kann ich neben dem individuellen Coaching, sich um einen Minijob oder ein Praktikum zu bemühen, um die Sprache im Alltag zu trainieren und sich schneller in alltägliche Abläufe in Deutschland integrieren zu können“, meint die Ukrainerin. Es schwingt auch ein Appell an Arbeitgeber mit, Bewerbern ein Feedback zu geben, wenn eingereichte Bewerbungs-Unterlagen nicht ausreichen.

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