Oberhausen. Der Oberhausener will sich am neuen Partner seiner Ex-Frau rächen. Seine Strafe erhält er für Brandstiftung und ein weiteres Delikt.
Dies sei der Tiefpunkt seines Lebens, sagt der 32-jährige Angeklagte vor dem Amtsgericht in Oberhausen. Er schäme sich, erkenne sich nicht wieder. Gerade haben der Vorsitzende Richter Alexander Conrad, seine Schöffinnen, der Staatsanwalt und der Verteidiger des Angeklagten sich eine Sequenz aus einem Überwachungsvideo angesehen. Es zeigt den Parkplatz des Oberhausener Zentrum Altenberg an der Hansastraße. Ein junger Mann in kurzen Hosen und Turnschuhen wirft darauf zunächst erkennbar wütend ein Fahrrad zu Boden und macht sich dann an einem parkenden Auto zu schaffen. Es ist der angeklagte Oberhausener, der während der Filmvorführung im Gerichtssaal die Hände knetet und betreten den Blick senkt. Sekunden später steht das Fahrzeug im Video in Flammen, jemand kommt herbeigerannt und versucht es zu löschen. Ein Akt blinder Wut endet in einer Katastrophe.
In den 45 Minuten der Verhandlung wird nicht nur der Fall rekonstruiert, auch das Motiv des Angeklagten und seine Lebensumstände schälen sich langsam heraus. Sein Anwalt schildert einen Menschen in einer Lebenskrise. Begonnen hat diese vermutlich mit der Trennung von seiner Frau im Frühjahr 2022. Der Streit um Unterhalt und Sorgerecht für das gemeinsame Kind konnte bis heute nicht beigelegt werden. Der Angeklagte wird erstmals bei der Polizei bekannt, wegen Fahrens unter Alkoholeinfluss verliert er den Führerschein.
Fahrzeug in Flammen in Oberhausen: Als er aus der Disco fliegt, flippt er aus
Die Brandstiftung, trauriger Höhepunkt seiner emotional schwierigen Phase, findet am 15. Juni 2022 statt. Er will damals mit Freunden im Zentrum Altenberg feiern, so wie er es seit 15 Jahren schon macht. Als er dann herausgeworfen wird, laut seiner Aussage, weil der neue Freund seiner Ex dort arbeitet, begibt er sich betrunken und zornig auf die Suche nach dessen Auto. Am Hinterausgang wird er fündig – vermeintlich, denn er erwischt das Fahrzeug eines anderen. Er wühlt in einer Mülltonne, findet dort eine Papiertischdecke, platziert sie am vorderen rechten Innenkotflügel und setzt sie in Brand.
Als der Besitzer des Pkw, ein Gleichaltriger, den Saal als Zeuge betritt, bittet der Angeklagte ihn um Verzeihung und bietet finanzielle Wiedergutmachung an. Eine Geste, die ihm trotz der Schwere der Schuld eine gewisse Strafminderung einbringen wird. Die braucht er auch, da die Altenberg-Sache nicht der einzige Vorwurf gegen ihn ist, der bei diesem Termin verhandelt wird. Da ist ein weiterer Vorfall, der den 32-Jährigen in keinem guten Licht erscheinen lässt.
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Am 30. September 2023 hat er, das sieht das Gericht nach Aussage der geladenen Zeugen als erwiesen an, einen Jugendlichen auf der Wottelkirmes in Königshardt zunächst verbal attackiert und sich dann an seiner Jeanshose erleichtert zu haben. Der Staatsanwalt spricht hier von einer besonderen „Ehrverletzung“. Auch soll er den 18-Jährigen geschlagen und am Ohr verletzt haben. Ein Trommelfellriss, eine Operation und eine zweiwöchige Genesungszeit waren die Folge, wie vom Geschädigten zu erfahren ist.
Die „emotionalen Probleme“ seines Mandanten, dessen Reue und den letztlich geringen persönlichen Schaden, den er verursacht habe – das Auto war Vollkasko-versichert – führt sein Anwalt als Begründung dafür an, von einer Freiheitsstrafe abzusehen. Er halte eine Geldstrafe für angemessen. Der Staatsanwalt sieht dies anders, fordert ein Jahr und zwei Monate Gefängnis, allerdings auf Bewährung, und fügt hinzu: „Alkohol und der Angeklagte sind keine gute Zusammensetzung. Daran sollte er arbeiten.“
Nach Beratung mit seinen Schöffinnen gibt Richter Conrad das Strafmaß bekannt: zehn Monate Freiheitsentzug, in einem Bewährungszeitraum von zwei Jahren. In diesem wird dem Angeklagten ein Helfer zur Seite gestellt, mit dem auch das Thema Alkoholmissbrauch bearbeitet werden soll. Hinzu kommen Zahlungen in Höhe von 300 Euro an den Halter des in Brand gesetzten Fahrzeugs und 600 Euro an den Schüler, der auf der Kirmes geschädigt wurde.