Oberhausen. Im Sea Life neben dem Centro Oberhausen sind neue Videospiele-Boxen gestartet. Halten die Spiele, was sie versprechen? Wir haben sie getestet.
Neben dem Rundkopf-Geigenrochen spielt die Musik. Die grellen Lautsprecher-Ansagen, die in den bunt blinkenden Multimediaboxen am großen Wasserbecken zum Zocken animieren, sind kaum zu überhören. Das Sea-Life-Aquarium wirkt in seiner oberen Etage wie verwandelt. Drei Monate hat der Betreiber Merlin Entertainment gebaut und gewerkelt. Immerhin eine Million Euro sind in Technik, Trennwände und Ausrüstung geflossen. Seit wenigen Tagen befinden sich sechs neue „Immersive Gameboxen“ im Live-Betrieb. Wir wagen den ersten Test.
Es blinkt und tönt. Glasscheiben trennen die Separees vom restliche Aquarium. Daddel-Begeisterte messen sich darin in kleinen Gruppen von zwei bis sechs Spielern. Firmenevents sind in einem gesonderten Bereich für bis zu 30 Personen möglich. Die Spielerei kann mit einem Aquarium-Besuch kombiniert werden - das muss aber nicht sein.
Was fällt auf? Die Wände bilden von drei Seiten eine multimediale Projektionsfläche. Diese funktioniert wie ein Touchscreen und ersetzt den Steuerknüppel. Die Spieler erhalten durch die animierten Wände ein weites halbrundes Blickfeld, was eine Virtual-Reality-Brille überflüssig macht. Die Bildschirm-Aktionen übersetzen Sensoren, auch das Vor- und Zurücklaufen eines Spielers kann die Pixel-Parade beeinflussen. Dafür wiederum sorgen die vorher aufgesetzten Spieler-Kappen mit allerlei verbauter Technik.
Gamebox Oberhausen: Neue Spiele-Attraktion ersetzt im Aquarium das Restaurant
Ganz schön viel Theorie. Und wie funktioniert die neue Attraktion? Zunächst lassen sich die Spieltypen aus elf Games auswählen. Mit dabei sind Titel, die auf bekannten Kinofilmen oder TV-Serien basieren: Tetris, Paw Patrol, Ghostbusters bis Shaun das Schaf. Wir wählen für unseren Schnelltest das bekannte Geschicklichkeitsspiel „Angry Birds“ aus. Die meisten Nutzer kennen die fliegenden Piepmätze von ihren Handyapps. Feuer frei!
Die nötige Technik-Spielkappe lässt sich je nach Größe des Kopfes praktischerweise anpassen und sitzt nicht schlecht. Zugegeben: Etwas eigentümlich sieht die Antennen-Konstruktion mit Sensorentechnik auf dem Schädel schon aus. Aber sie stört nicht sonderlich. Die Spieleinweisung übernimmt die schlaue Box eigenständig. Der Anleitungstext läuft oft aber zu hastig durchs Bild. Ein Handicap für Daddel-Laien. Wer nicht zurechtkommt, kann auf Knopfdruck aber das Personal rufen.
Das Spielkonzept von „Angry Birds“ ist recht einfach und soll sich auch für Familien mit jüngeren Kindern eignen. „Wütende Vögel“ bringen wie beim Dosenwerfen im korrekten Flugwinkel eine Pyramide aus Kisten und Balken zum Einsturz. Dafür gibt es Punkte. Per Händedruck an der Wand laden die Spieler die Comic-Vögel auf eine virtuelle Abschussrampe. Je nachdem, wo sich der reale Spieler im Raum positioniert, ändert sich der Flugwinkel im Spiel. Das klappt ordentlich. Allerdings reagiert die Steuereinheit manchmal etwas träge. Die standardmäßig hoch eingestellte Lautstärke lässt sich herunterregeln, dass niemand Ohrensausen fürchten muss. Wenn der Ton jedoch aufgedreht bleibt, hat die Nachbarbox ebenfalls etwas davon.
Gamebox Oberhausen: Spielspaß für Neulinge - aber mit träger Steuerung
Auch ein Spielableger zur angesagten Netflix-Serie „Squid Game“ befindet sich im Angebot. Anders als die recht brutale Szenerie der Streaming-Vorlage, versichert Merlin aber, dass die Gamebox-Variante am Sea Life ohne Blut auskommt und bereits ab 12 Jahren empfohlen wird. Netflix empfiehlt seine Streaming-Serie dagegen erst ab 16 Jahren.
Erste Erkenntnis im Test: Ja, es macht schon Laune und die Boxen sind groß genug. Die Spiele lassen sich auf Nachfrage wechseln. Die Games können Fans für 30, 60, 90 und 120 Minuten buchen. Preise beginnen bei 14 Euro (30 Minuten, Kinder) und 18 Euro (30 Minuten, Erwachsene). Die Genre-Auswahl ist nicht überschäumend, reicht aber zum Start aus. Daddel-Anfänger werden sich allerdings wohl eher angesprochen fühlen als Spiele-Profis. Außerdem müssen die Macher noch technische Probleme abstellen.
Die Spielboxen ersetzen im Sea Life übrigens das hauseigene Restaurant, das die Merlin-Gruppe schon vor einigen Jahren wegen der Nähe zur Coca-Cola-Oase aufgegeben hat. Die „Immersive Gameboxen“ betreiben die externen Konzept-Entwickler hierzulande bisher nur in Berlin. Weltweit gibt es 25 Standorte.
Merlin testet die Zusammenarbeit mit den Herstellern zeitgleich im australischen Sydney und Oberhausen. „Wir haben bewusst einen touristisch geprägten Standort wie Sydney und eine lokale Dependance mit großem Einzugsgebiet wie Oberhausen ausgesucht“, sagt Merlin-Manager Martin Lind. Die britische Unterhaltungsfirma erhofft sich davon Erkenntnisse für weitere Ableger der begehbaren Daddelkisten.